Behandelter Abschnitt Off 16,17-21
„Und der siebte goss seine Schale in die Luft aus; und es kam eine laute Stimme aus dem Tempel hervor, von dem Thron her, die sprach: Es ist geschehen. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner; und ein großes Erdbeben geschah, wie es nicht geschehen ist, seitdem die Menschen auf der Erde waren, solch ein Erdbeben, so groß. Und die große Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen, und Babylon, die große, kam ins Gedächtnis vor Gott, dass ihr der Kelch des Weines des Grimmes seines Zornes gegeben werde. Und jede Insel entfloh, und Berge wurden nicht gefunden. Und große Hagelsteine, wie ein Talent schwer, fallen aus dem Himmel auf die Menschen herab; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß“ (16,17–21).
Mit der sechsten Schale sind wir bereits bis zum Endgericht gelangt, zu dessen Durchführung der Herr Jesus Christus persönlich in Herrlichkeit erscheinen wird. Noch aber steht ein anderes Gericht bevor, das über die abtrünnige Christenheit auf der Erde, das jenem vorausgehen muss. Die Ausgießung der siebten Schale zeigt die Einleitung. Sie ergießt sich in die Luft, d. h. auf alles das, was zum Leben unerlässlich ist. Andererseits ist die Luft nach Epheser 2,2 der Raum der Herrschaft Satans und seiner Engel, deren Hass, Willkür und Terror die Menschen nun ausgeliefert sind. Damit gerät alles in Erschütterung, das Chaos ist unbeschreiblich, jegliche Ordnung ist aufgelöst, und vor allem schlagen die brandenden Wogen nun gegen die abgefallene Kirche, gegen Rom, die bis dahin ihre Macht noch behaupten konnte.
Rom ist die große Stadt, die vor allem erschüttert wird, das geistige Babylon, deren gesamter Machtbereich in drei Teile zerfällt. Die Erschütterung ist so furchtbar, dass die erschreckten Menschen Schutz suchen, aber nirgends finden können; Inseln und Berge entfliehen, und schutzlos ist der Mensch dem längst fälligen Gericht ausgeliefert. Schwere Schläge, die direkt von oben her über die Gott lästernden Menschen kommen, machen dieses Gericht noch unheimlicher und schrecklicher.
Mit der Ausgießung dieser letzten Zornesschale hört Johannes eine Stimme aus dem Himmel; es ist die Stimme Gottes selbst, die feststellt und ausruft: „Es ist geschehen!“. Damit wird sozusagen unter die Periode des Gerichts der Schlussstrich gezogen. Die letzten Gerichte, mit denen der Grimm des Zornes Gottes seine Erfüllung gefunden hat, sind ergangen, und damit ist Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit Genüge getan und Gott kann nun das Schwert seines Zornes endgültig wieder in die Scheide stecken und hinter sich legen. Gottes Zorn und Gerichte gehören nicht zum ewigen Wesen Gottes; aber Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit erfordern beides, damit die Sünde weggetan werden kann. Es ist ein köstlicher Gedanke: Gottes Zorn, so heilig Gott ist, währt doch nur kurze Zeit, weil es sein muss, aber seine Liebe bleibt ewiglich, denn sie ist das Wesen Gottes selbst. So lesen wir auch in Jesaja 61 vom „Jahr der Annehmung“, aber in Bezug auf seine Rache nur vom „Tag des Zornes“.