Behandelter Abschnitt Off 2,14
„Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, die die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben“ (2,14).
Ja, der Herr hatte gegen Pergamus ernste Dinge zu klagen; dennoch nennt Er es „ein weniges“, weil es gegenüber dem ersten entscheidenden Schritt von Ihm weg in Ephesus, und auch Thyatira gegenüber, doch nur ein kleiner Schritt weiter auf dieser Bahn des Niedergangs bedeutete. Wir wissen, dass Bileam ein falscher, ungerechter Prophet war, der Gott dienen wollte, zugleich aber nach Gewinn und Ehre in dieser Welt trachtete; der bereit war, wegen des Geldes Gottes Volk zu verfluchen, sofern Gott es zugelassen hätte. Er hatte das Volk verführt und es durch hurerischen Umgang mit Balaks Volk verdorben. Bezeichnenderweise ist hier Bileam als geistiger Urheber all dieses Bösen genannt, eine symbolische Andeutung auf die geistlichen Häupter und Führer, die das hier genannte Böse in die Kirche eingeführt hatten. So kamen allerlei schriftwidrige Dinge und Lehren auf, die viel Streit verursachten; ein großes Ärgernis für den Herrn und die treuen Gläubigen.
Götzendienerische Gebräuche, dem Judentum oder Heidentum nachgeahmte Formen und äußeres Blendwerk, wie Anrufung der Maria und der Heiligen, die Lehre vom Fegefeuer, Kommunion, Bittgänge, Fahnen- und Lichterprozessionen, besonders aber Bilder- und Reliquienkult fanden Eingang. Dieser letztere hatte schon durch die Kaiserin Helena, Konstantins Mutter, begonnen, die bei Ausgrabungen in Jerusalem das Kreuz Jesu gefunden haben wollte. Dieser Schwindel machte Schule, und sehr bald wollte man die unglaublichsten Dinge gefunden haben, und diese fanden andächtige Verehrer.
Unter Hurerei versteht der Heilige Geist hier die Verbindung der Kirche mit der Welt, die durch das Kaisertum nun auch maßgebendes Mitspracherecht sogar in geistlichen Fragen bekam. Bei den zahlreichen Konzilen führte nun der Kaiser den Vorsitz und sein Wort gab die Entscheidung. Aus dem Dienst und den Gaben des Christus waren menschliche Ehrenämter und Rechte geworden, in die sich nun auch die Welt drängte, und aus der Absonderung von der Welt war ein Trachten nach ihren Gütern geworden. Selbst in der Ausbreitung des Evangeliums unter Germanen und Slaven prägte sich damals dieser Charakter der Periode aus, indem zumeist die Fürstenhöfe nach dem Beispiel Konstantins in der Annahme des Christentums und der Taufe vorangingen, und das ganze Volk folgte.