Behandelter Abschnitt Röm 6,20-22
Vers 20: „Denn da ihr der Sünde Knechte waret.“ verkauft an die Sünde, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit.“ Als ihr an die Sünde verkauft waret, deren Ketten nur immer empfindlicher und schwerer wurden, so oft ihr an ihnen gerüttelt habt, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit hatte keine Macht über euch, keinen Einfluss auf euch.
Das Wort der Wahrheit glitt von euch ab, wie von einem Panzer und die Folge war, wie schon erwähnt, ein Zustand, eine Existenz deren ihr euch heute schämt. Wenn man in der Welt der Wahrheit und Liebe ist, schämt man sich des Lebens das man gelebt hat in Lieblosigkeit, Lust - wenn nicht gar Wollust - des Hasses, der Zwietracht und dergleichen. Ach, sich schämen zu dürfen und sich wieder schämen zu können, schamrot zu werden im Blick auf das Leben, das man geführt hat und damit lobsingend dem Lamme, das uns erlöst und uns in eine neue Freiheit gestellt hat, wo wir der Sünde und dem eigenen Leben nicht mehr dienen müssen! Ihr waret dem Tode verfallen, jetzt aber ist die Gnade auf den Plan getreten hineingeleuchtet in euer Herz und Leben und hat uns losgebunden von den Ketten der Vergangenheit und der Sklaverei der Sünde, hat euch in die Gefangenschaft, in die völlige Abhängigkeit von Gott geführt, wo man von Gott regiert und von Gottes Wort geleitet wird. Es sind neue Tore aufgegangen, die alten haben sich geschlossen.
Wir treten mit immer neuer Freudigkeit heran an das ewig lebendige Gotteswort. Was hülfe uns die Bekehrung, wenn wir nicht Gottes Wort hätten, das ewige Leben, das hineinreicht in die Herrlichkeit?
Worin besteht eigentlich der erste Glaubensblick? Besteht er nicht in dem Aufblick auf Jesum, wenn wir die furchtbare Entdeckung gemacht haben und das erste Zugeständnis vollbringen, dass wir an die Sünde verkauft sind, Sünde tun und Sünde fühlen müssen von Natur, wir mögen wollen oder nicht. Wir haben uns an die Person des ersten Adam, an die Sünde verkauft.
Unser Herr und Heiland aber ist in der Fülle der Zeiten gekommen für ein Sünde verkauftes Geschlecht, ist ans Kreuz genagelt worden und hat am Kreuz den Sold der Sünde für uns bezahlt. ER ist auferstanden, auf dass wir im neunen Leben wandeln, und der Geist Gottes ruht nicht, bis alles in uns neu geworden ist, nachdem er durch Tod und Grab gegangen. „So herrsche den nicht die Sünde in unserem sterblichen Leibe, um seinen Lüsten zu gehorchen. Stellt auch nicht eure Glieder dar…, sondern stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit…“
Wie viele suchen gegenwärtig vergeblich nach Arbeit! Sie wären bereit ihre Glieder zum Dienste hinzugeben, aber niemand stellt sie an. Welche Herrlichkeit ist es da aber, dass wir diese Glieder nicht irgend einem irdischen Machthaber hingeben dürfen, nicht zur Erreichung irgend einer Ehrenstellung im Staate, sondern für eine viel höhere Ehrenstellung, für den König der Könige, den Gekreuzigten und Erhöhten. Er hat uns erlöst davon uns an Menschen zu verkaufen, um Menschengunst zu buhlen und von dem ängstlichen Fragen, was die Menschen wohl von uns halten mögen. Er hat uns losgekauft von dieser ägyptischen Knechtschaft, dem Könige an seinem Hofe zu dienen und zwar nicht durch Mittelspersonen, nein, sondern um mit dem kleinsten Anliegen, mit jedem noch so geringfügigem Weh, mit jedem Herzweh und allem, was uns physisch und seelisch bedrücken könnte, zum Throne kommen zu dürfen in der festen Glaubenszuversicht, dass wir nicht abgewiesen werden und das es niemals heissen wird: „Du kommst aber auch mit jeder Kleinigkeit; jetzt lass mich einmal in Ruhe!“ Oh nein, der Herr will das leiseste Zucken jedes Nervs, jedes Muskels in Seine Hand bekommen, unter Seine Geisteszucht, unter Seine reinigende, lösende und belebende Auferstehungskraft.
Unsere Charaktere, Temperamente, unser Reden und Schweigen, unsere Blicke und Stimmungen verlangt er für sich. Und wir, was können wir Höheres und Grösseres verlangen, als da zu sein für Ihn und zu wissen, dass, wo wir noch etwas vom sklavischen Denken und Fühlen entdecken, wir es im Blute Jesu Christi ertränken können und dürfen und das keine Macht der Eitelkeit, der Sinnlichkeit des Hochmuts und dergleichen uns mehr etwas anhaben kann, wen wir uns gegen deren Beeinflussung unters Kreuz flüchten - und zwar sofort. Wir dürfen und sollen uns sofort Rechenschaft geben: Ich bin ein Erlöster; als Jesus am Kreuze hing, hat er die ganze verlorene Menschheit mit ans Kreuz hinaufgenommen. Es bleibt nun kein Raum mehr für Gericht, nachdem das Gericht in der Person des Sohnes Gottes über die Menschheit ergangen ist. Wir dürfen alle mit ans Kreuz und dort gesunden, dürfen dort freiwerden für die Hoheitsstellung allezeit, in Freude und in Leid da zu sein für unseren Gott.
Der Glaube, der Herzensglaube, schliesst uns das ganze Versöhnungswerk und die ganze Erlösung auf und führt uns Schritt für Schritt in dieselbe ein. Es tut das der Geist Gottes von Glaube zu Glaube, von Tiefe zu Tiefe von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, bis die Stunde kommt, wo wir ohne Tod in die Herrlichkeit hinaufdürfen. Der wahre Herzensglaube ist einfach Besitznahme des Erbes Gottes in Christo Jesu, Besitznahme von dem ganzen Erlösungswerke im Gehorsam zum heiligen Geist, wenn Er uns von Sünde überführt.
Der wahre Glaube gibt sich nicht mehr mit sich selbst ab; er blickt auf das Kreuz, bis Kreuz und Thron unser Mittelpunkt werden, bis das Kreuz im Gericht und der Gandenthron immer mehr ineinander greifen und der Mensch frei wird, die Früchte des Glaubens zu bringen und damit Stufe um Stufe eine völlige Umwandlung aus unserem Bilde, Wesen und Charakter hinein in das Bild Christi zu bewerkstelligen. Und das ist nicht etwa eine Sache persönlichen und christlichen Ehrgeizes, wonach man eine gewisse Stufe der Heiligung erreichen will, sondern es ist ein ernstes Eingehen in Gottes Gedanken, der es sich vorgenommen hat, uns umzugestalten von Klarheit zu Klarheit in das Bild Jesu Christi, bis zu dem Punkte, wo man sich das alte, adamitische Bild nicht mehr sieht.
Er hat den Meisselschlägen des heiligen Geistes weichen müssen. Da gibt es innere und äussere Meisselschläge in den Führungen Gottes, die mithelfen müssen, uns demütig und klein zu machen. Alle diese Meisselschläge wollen wir uns gefallen lassen und sie aus unseres Gottes Hand annehmen. Gott arbeitet Hand in Hand mit dem heiligen Geist um dem Werke des Sohnes und unserer Umgestaltung in Sein Bild vollen Raum zu machen. Grösseres und Höheres gibt es nicht. Gleichgestaltete mit dem Erstgeborenen zu werden, und mit Wenigerem kann Gott sich nicht begnügen. Darum beruht jeder Fortschritt auf einen tieferen Blick in die Herrlichkeit des Lammes. Es muss alles in den Tod gehen, sonst kann keine Rede von einem Auferstehungsleben sein.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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