Vers 25: „Er ist dahingegeben worden um unserer Übertretungen willen.“ Als Schuldopfer für die Sünde der Welt ist Er auf den Altar gelegt und geschlachtet worden - ein unschuldiges Lamm, das sich Gott ausersehen hat, wie Abraham seinerzeit auf dem Wege zu Morija zu sagte: „Gott hat sich ein Schaf zum Brandopfer ausersehen.“ Dieses Lamm ist geschlachtet worden um unserer Übertretungen, unseres Unglaubens willen, aus welchem jede Übertretung stammt und in dem jede Übertretung gipfelt.
Das Lamm ist geopfert worden. Hat Gott das Opfer abgenommen? Hat Er es als voll gültig erachtet? Jawohl es war voll gültig in Seinen Augen, das hat Er mit der Auferweckung des Opfers bewiesen. Damit sind wir gerechtfertigt, dass der Vater Jesus von den Toten auferweckt hat. Damit ward die Schuld von uns genommen. Jesus hat sie mit hinaufgetragen ans Fluchholz, ans Kreuz und dort ist sie geblieben. Mit der Auferstehung Jesu haben wir unseren Freibrief, unsere Rechtfertigungsakte, unsere Absolution. Er lebt und bittet für uns und Er macht Sein Versöhnungsopfer für uns geltend, vertritt uns vor dem Gnadenthron, sich darauf stützend dass Gott selbst das Opfer angenommen hat.
Er vertritt uns mit Seinem auf Golgatha vergossenem Blut, dass bessere Dinge redet als Abels Blut, dass nicht mehr anklagt, sondern nach Vergebung und Absolution schreit. Jesus Christus ist durch Seine Rechtfertigung von den Toten legitimiert worden als Sohn Gottes und mit Ihm werden alle die gerechtfertigt und als Kinder Gottes legitimiert, die sich zu Ihm halten, auf Sein Opfer sich stützen und durch dieses Opfer zu Gott. Da kann Gott uns nicht anweisen; da muss Er uns begnadigen und uns lösen von allem, wovon wir gestern noch nicht gelöst waren. Wirklich Gerechtfertigte sind auch gelöst. Das Alte kann sie nicht mehr gefangen nehmen, sie haben Macht dem Heiland zu dienen, Der sie aus Gebundenheit, Sklaverei und Gefangenschaft errettet hat.
Ich möchte noch einmal einen kurzen Blich werfen auf die Verse 13-25. „Welcher dahingegeben war, um unserer Sünden willen und auferweckt um unserer Gerechtigkeit willen,“ aber bedingt durch den Glauben. Alles was geschrieben steht, soll uns zugerechnet werden, wenn wir glauben. Wie wir aus Vers 19+20 gesehen haben, bestand das Wesen des Glaubens von Abraham darin, dass er seinen erstorbenen Leib und den erstorbenen Leib der Sarah nicht ansah und das er aufs aller gewisseste wusste, dass Gott kann und tun wird, was er verheisst. Er hielt sich an Gottes Wort. Darin besteht auch für uns das Wesen des Glaubens. „Gott sprach und es ward Licht.“
Gott sprach und es ward die Schöpfung, Tag für Tag. Was Gott gesprochen hat, wird auch in unserem Leben Tag für Tag, wenn wir uns an die Verheissung halten und unseren Blick auf das Unsichtbare richten. Wir erstarken, indem wir Gott die Ehre geben durch den Glauben, anstatt Gott zu binden durch das Sichtbare. Hat Gott alles so wunderbar geschaffen - hat Er uns, die Krone der Schöpfung, geschaffen - einen Menschenleib und eine Menschenexistenz ins Dasein gerufen - so haben wir keinen Entschuldigungsgrund mehr, Ihm irgendwelche Grenzen zu stecken und zu sagen: „Ja er hat Grosses getan, aber wird er auch noch Grösseres tun können?“ Das heisst: Gott Grenzen stecken, Ihm messen nach Menschenmass. Er ist allem gewachsen, was es auch sei. Wir binden Ihn nur durch Unglauben den Arm. Da ist es dann beinahe ein Trost, wenn wir auf die Geschichte Abrahams zurückgehen und sehen, wie dieser Mann sich zuerst durch Unglauben hindurch arbeiten musste.
Wenn es in 1. Mose 17,17 heisst: „Da fiel Abraham auf sein Angesicht, als Gott ihm sagte: Sara wird einen Sohn gebären und lachte. Das war das Lachen des Unglaubens; denn er sprach: „Soll mit, hundert Jahre alt, ein Kind geboren werden, und Sara. 90 Jahre alt, gebären?“ und dann hielt er sich krampfhaft an das Sichtbare, wie das ja immer Hand in Hand geht mit dem Unglauben. Der Glaube richtet seinen Blick auf das Unsichtbare - der Unglaube hält sich krampfhaft an das Sichtbare. „Ach das doch Ismael vor dir leben möchte!“ sagte Abraham. Da war etwas vorhanden, folglich auch zu hoffen. Gott aber antwortete: „Nein, dein Weib wird dir einen Sohn gebären.“ Daraufhin gehorchte Abraham, nahm Ismael und beschnitt ihn - besiegelte damit seinen Glauben an Gottes Wort, gab also Gott die Ehre. „Und Abraham war 99 Jahre alt, da er die Vorhaut an seinem Fleische beschnitt. Ismael, sein Sohn aber, war 13 Jahre alt…“ Es geht im Leben stufenweise aus Glauben in Glauben, aus Gnade in Gnade.
Der Unglaube führte stufenweise in Dunkelheit und Nacht und der Glaube führt in seiner Entfaltung von Licht zu Licht. Was gestern noch Glaubenssache war, kann heute schon Erfahrungssache sein. Jeder Glaube hat schaffende Kraft - das heisst: er macht Gott Raum, sich in unserem Leben zu offenbaren, Neues in uns niederzulegen. „Gestern und heute und in alle Ewigkeit derselbe.“ Aus Glauben in Glauben - das geht ins Unendliche. Das weite Gebiet der Offenbarung Gottes ist unerschöpflich, wie Gott selbst. Darum ist auch Sein Wort unerschöpflich. Darin liegen Tiefen, die noch keine Mensch ausgeschöpft hat; aber wir können voll werden - voll heiligen Geistes und vom Worte genährt, hineinwachsen in die Statur Jesu Christi - heraus aus unserer eigenen Statur. Ein Charakterzug nach dem anderen kann umgestaltet werden, unerschöpfliche Tiefen!
Der Rahmen aber, in dem unser Glaube sich entwickelt, das sind die Lebensverhältnisse, in die Gott uns hineingestellt hat. Gerade die Punkte, die uns besondere Schwierigkeiten machen, sind die Stufen auf der Himmelsleiter, durch die wir durch Nacht und Dunkel ins Reich der Wahrheit und des Lichtes durchbrechen. Wir wollen uns da nicht länger am Wege versäumen und war nicht weniger denn je in einer Zeit wie die unsrige, wo in der Völkerwelt alles in Bewegung ist. Da müssen wir uns in Bewegung setzen - in Aufwärtsbewegung ins Wort hinein. Und wenn uns heute noch irgend ein Gotteswort nicht mit unserer Erfahrung stimmt - ja nun - dann danken wir Gott, dass Er uns neue Horizonte öffnen will! „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“ - wir sind auch Gottes Worte, Schöpfungen Gottes.
Wir sind noch im Werden und die Schwierigkeiten des inneren Lebens, die Aufgaben und Übungen, die der Verkehr mit anderen mit sich bringt - die täglichen Pflichten - das alles lernen wir hineinzuziehen ins Glaubensgebiet, in dem allem lernen wir Glaubensproben sehen. Es ist kein Leiden, kein Schmerz, kein Weh, keine über unsere Kräfte gehenden Aufgabe, die Gott nicht in unser Leben hineingelegt hätte, damit wir Ihn erkennen - einerseits unsere Ohnmacht, Unfähigkeit und Armut tiefer erkennen - und dann andererseits, von da ausgehend, immertiefer in die Fülle Gottes eindringen. „Auf das ihr erfüllt werdet mit der ganzen Fülle Gottes.“ Das heisst: „Auf dass ihr erfüllt werdet in die ganze Gottesfülle hinein,“ - denn nie wird der Einzelne mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt.
Die Gemeinde - wenn vollendet, stellt erst den ganzen Christus dar. Wie Christus das ganze Ebenbild Gottes ist, so ist die Gemeinde das Bild Christi, vorausgesetzt dass jeder es mit seiner Umgestaltung ernst nimmt und darin treu ist. Und wo es nicht gehen will, da senken wir uns tiefer ein in das Meer der Gnade Gottes und treten heraus aus dem engen Kreis der eigenen Erfahrungen und hinein in den weiten Kreis der Gnade Gottes. Da lernen wir immer gründlicher buchstabieren: „Ich bin das A und das O.“ Was gestern ein Hindernis war, ist uns dann morgen Mittel und Weg um tiefer einzugehen in die Verwirklichung der Berufung Gottes. Wir sind Gerechtfertigte und sind es, um fortan in der Heiligung zu wandeln, um uns durchheiligen zu lassen nach Geist Seele und Leib und dadurch zur Vollendung zu reifen. Und da will der Herr uns Tag für Tag beistehen und uns einen Schritt vorwärts helfen in der Nachfolge des Lammes. Es ist ein Lamm, dem wir nachfolgen und dessen Natur wir Tag für Tag in uns aufnehmen, indem wir Sein Blut trinken.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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