Vers 55: „Es war aber nahe das Ostern der Juden; und es gingen viele hinauf nach Jerusalem aus der Gegend vor Ostern, daß sie sich reinigten." Vers 56: „Da standen sie und fragten nach Jesu und redeten miteinander im Tempel: Was dünkt euch, daß Er nicht kommt aufs Fest?" Man wußte, daß von leitenden Behörden der Befehl ergangen war, „daß, wenn jemand wisse, wo Er sei, man Ihn anzeige, daß sie Ihn griffen". Jedermann wußte also, daß Sein Leben oder doch wenigstens Seine Freiheit verwirkt war. Deshalb die bange Frage unter den suchenden, aufrichtigen Juden, die Ihn gern gehört hätten. Er hatte sich zurückgezogen und — wie wir ein andermal hören werden — in das gleiche Bethanien, wo Lazarus vom Tode auferweckt worden war, um dort noch einmal den Geschwistern zu dienen und sich von ihnen dienen zu lassen. Möchten doch auch wir lernen, unser Leben, was Kommen und Gehen, Tun und Lassen anbetrifft, unter die Leitung des Heiligen Geistes zu stellen! Wollen wir aber dazu gelangen, so muß unser Leben in die Linien der Heiligen Schrift kommen. Wort Gottes und Geist Gottes sind unzertrennbar. Wenn mir jemand sagt, der Geist Gottes habe ihm dieses oder jenes gesagt, und er beugt sich nicht unter das Wort, so weiß ich, daß er nicht unter der Leitung des Geistes Gottes, sondern unter der eines fremden Geistes steht. Der Geist verklärt das Wort, und soweit wir uns dem Worte aufschließen, gewinnt der Geist Gottes Raum, um uns je länger je mehr leiten zu können in Fragen, über die das Wort Gottes nicht entscheidet. Darüber, ob ich dieses oder jenes heute oder morgen tun soll, steht nichts in der Bibel — um da das Rechte zu finden, muß man aber einen klaren Kopf und ein nicht voreingenommenes Herz haben. Es kommt einem dabei auch die Erfahrung zugute. Je länger man unter der Leitung Gottes steht, um so besser und schneller versteht man solche Leitung. Man hat erfahren, daß es einem im Geschwisterkreise zu Bethanien nicht gut ging, wenn man sich ohne göttliche Leitung dahin begab — daß aber alles gelang, wenn man des Winkes des Herrn harrte. In allen solchen Fragen bekommt man im richtigen Augenblick klares Licht, wenn man stille wird. Unser Leben muß aus unserer Hand in Gottes Hand kommen, damit es fruchtbar werde zur Ehre Gottes und zur Auferbauung des Leibes. Dazu bekommt es von den übrigen Gliedern den Zufluß an Leben und Kraft, dessen es bedarf.