Jesus sieht Nathanael zu sich kommen und spricht zu ihm, noch ehe Er persönlich mit ihm bekannt geworden ist: „Siehe, ein rechter Israelit, in welchem kein Falsch ist." Jesus hat auch uns gekannt und ist uns nachgegangen, ehe wir eine Ahnung von Ihm hatten. Vor dem Herrn, dem Herzenskündiger, lag auch dieser Nathanael offen, und wie Er den Petrus auf den ersten Blick durchschaut hatte, so auch ihn. Er freute sich über die aufrichtige Seele und hatte sofort den richtigen Namen für den Mann bereit — „ein rechter Israelit, in welchem kein Falsch ist". Nathanael ward stutzig ob des Meisters Wort und fragt: „Woher kennst du mich?" „Ehe denn dich Philippus rief — da du noch unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich", lautet Jesu Antwort. Ich kann mir nicht anders denken, als daß unter dem Feigenbaum etwas in der Seele des Nathanael vorgegangen war. Gewiß war Nathanael ein Suchender, der manche Frage im Herzen bewegte in Bezug auf die Erscheinung Christi, der aber noch nicht für Ihn gewonnen war. Der Herr aber sieht die Suchenden, wo sie auch sein mögen, und führt sie weiter. Im Augenblick, wo Nathanael wahrscheinlich über Gottes Wort nachdachte, hat der Vater Seinem Sohne die Jünger des Johannes gesandt. Der Herr Jesus konnte nur durch göttliche Eingebung von der Anwesenheit des Nathanael wissen. Deshalb erkannte auch Nathanael sofort den Sohn Gottes in Ihm, den verheißenen Messias, und sagte: „Du bist Gottes Sohn, Du bist der König von Israel." Es war kein innerer Widerstand bei ihm vorhanden. Sobald er einen sicheren, klaren Lichtstrahl von oben bekam, war er überwunden, für den Herrn gewonnen, hatte seinen König im Sohne Gottes gefunden. Als den Sohn Josephs hatte er Ihn nicht annehmen können, wohl aber als den verheißenen Messias — und zwar ohne irgendwelche weitere Erklärung seitens des Meisters. Erst wenn wir Jesum als den Christ, den Gesalbten Gottes, erkannt und angebetet haben, lösen sich die Rätsel unseres Lebens, dieses versiegelten Buches, dessen Siegel eins nach dem andern vom Herrn selbst gebrochen werden müssen. Das Licht bricht sich stufenweise Bahn. Wer treu mit dem Empfangenen umgeht, bekommt mehr. Wer sich keiner Wahrheit verschließt — wäre sie auch noch so bitter — darf fest überzeugt sein, daß die Wahrheit ihren Siegesgang gehen wird, bis ihr alles ausgeliefert ist in Dankbarkeit und Anbetung.