„Kann denn aus Nazareth Gutes kommen?" fragt Nathanael. Er war in der Schrift daheim und wußte daher, daß der Messias nicht in Nazareth, sondern in Bethlehem geboren werden sollte. Auch war Jesus nicht Josephs, sondern der Maria Sohn. Bei der ersten Bekanntschaft mit dem Herrn kann es durch allerlei Schwierigkeiten und Irrtümer hindurchgehen, weil man sich so leicht falsche Vorstellungen macht von denen, die man nicht näher kennt. Das trifft besonders in Bezug auf Jesum zu. Solange man Ihn nicht wirklich kennen gelernt hat, hegt man leicht falsche Hoffnungen, Erwartungen und Befürchtungen. Vor allem fürchtet man für sein eignes Leben, und zwar mit einem gewissen Recht, weil man keine Ahnung hat, welche Erlösung das Gelöstwerden vom eignen Leben in sich birgt. Keine Macht der Welt kann uns lösen von unserer Eigenart, unserem Charakter, unserer Natur, unseren bösen Anlagen und Gewohnheiten — nur Jesus kann unsern Charakter umgestalten und alles in uns neu machen.
Philippus läßt sich dem Nathanael gegenüber auf keinerlei Erklärungen oder Diskussionen ein, sondern gibt ihm auf seine Einwände die beste Antwort, die er ihm geben konnte. Er fordert ihn einfach aus, sich selbst zu überzeugen. „Komm und sieh es!", sagt er zu ihm. Sieh selbst — mach selbst Bekanntschaft mit Jesus, dann wirst du anders urteilen als bisher! Wir dürfen andere nicht zu u n s ziehen, sondern müssen sie im Gegenteil völlig loslassen, damit der Meister sie in die Hand bekomme.