Behandelter Abschnitt Mt 18,21-24
Vers 21: „Da trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben?" Vers 15 hatte der Herr zu Petrus gesagt: „Sündigt aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein . . ." und in unserem heutigen Abschnitt tritt nun Petrus herzu und fragt den Meister: „Ist's genug, wenn ich meinem Bruder siebenmal vergebe?" Damit meint er offenbar das äusserste getan zu haben, was man von ihm verlangen konnte. „Der Herr antwortete ihm: „Ich sage dir, nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal." Siebenmal siebzig macht 490 mal, also einfach unbegrenzt.
Der Herr hat ein unbegrenztes Erbarmen mit uns. Er kann darum aber auch von uns verlangen, dass wir in der Kraft der Gnade, die er uns bewiesen hat, auch unserer Geduld dem Bruder und der Schwester gegenüber keine Grenzen stecken — unbegrenzt aus der Fülle seiner Geduld und Gnade und Tragkraft schöpfend — denn mit unserer Tragkraft und Vergebungsliebe wären wir bald am Ende angelangt. Und nun das Gleichnis: „Darum ist das Himmelreich gleich einem Könige, der mit seinen Knechten rechnen wollte. Und als er anfing zu rechnen, kam ihm einer vor, der war ihm zehntausend Pfund schuldig — oder Talente." Man hat verschiedene Berechnungen für die Talente. Etliche berechnen sie zu 5000, andere zu 10 000 Franken. Es war also eine Riesenschuld — zehntausend solcher Talente. Und der Knecht konnte diese Schuld nicht bezahlen.
Er hatte sich eine Schuld anhäufen lassen, die weit über die Grenzen dessen ging, was er zurückzahlen konnte. Auch unsere Schuld Gott gegenüber ist grenzenlos — es übersteigt alle Begriffe, aus welcher Höhe und in welche Tiefe wir gefallen sind — und welche Gnade uns also unser Gott erwiesen hat damit, dass er alle unsere Schuld auf seinen Sohn gelegt und dieser sie mit hinauf genommen aufs Fluchholz und den Schuldbrief zerrissen hat. Wer dahinein einen Blick bekommen hat, dem wird es nicht mehr schwer werden, seinen Bruder oder seine Schwester zu tragen, ihnen zu vergeben und auf sie zu warten.