Behandelter Abschnitt Mt 11,2-6
Johannes der Täufer hört im Gefängnis von den Werken Christi. Jesu Lehren und Jesu Predigt waren begleitet von gewaltigen Taten, durch die er sich Bahn brechen sollte in der Welt, durch die ihn Gott als seinen Sohn legitimierte — als seinen Gesandten. Und nun wird Johannes selbst irre an seinem Gott. Er kann nicht verstehen, dass er, der dem Meister treu gedient hatte, gebunden bleiben sollte, wenn Jesus doch alle Gefängnisse öffnete, und wenn er sonst überall Licht und Freiheit verkündigte. Da sandte er eine Botschaft an den Meister und liess ihn fragen: „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten?" Wie gesagt, er war irre geworden, und Jesus beantwortete die Frage mit dem Hinweis auf die wunderbaren Dinge, die geschahen — Dinge, wie sie noch nie gesehen worden waren und wie die Leute sie jetzt mit Augen sahen und mit Ohren hörten. „Was ihr sehet und höret."
Und worin bestehen diese wunderbaren Dinge? „Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und — das Herrlichste — den Armen wird das Evangelium verkündigt." Alles Übrige sind nur Begleiterscheinungen. Damit, dass den Blinden die Augen aufgingen, dass die Lahmen wandelten, war eine neue Weltzeit angebrochen, die sich als solche gerade dadurch auswies, dass der Herr allen Hilfe zuteil werden liess. Es geht nicht nach dem natürlichen Sinn. „Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert!" Er ist arm, gering, unscheinbar durch die Welt gegangen trotz alles Wunderbaren und Herrlichen, was er getan hat. Er war nicht nach dem Sinn des natürlichen Menschen, und es gilt, sich unter sein Kreuz und seine Predigt zu beugen.