Behandelter Abschnitt Mt 5,33-37
Nun folgt ein Abschnitt über das Schwören. Vers 33: „Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist: „Du sollst keinen falschen Eid tun und sollst Gott deinen Eid halten." Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde; denn sie ist seiner Füsse Schemel; noch bei Jerusalem; denn sie ist des grossen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupte schwören...." Der Schwörende nimmt, wenn er schwört und damit, dass er schwört, eine Herrscherstellung ein. Er verbürgt sich dafür, dass er auch wirklich das tun will, um dessentwillen er schwört.
Wenn aber jemand kein Haar seines Hauptes weiss oder schwarz machen kann, wenn jemand keine Stunde seines Lebens in der Hand hat, wenn er über nichts verfügt, sondern in allen Dingen nur Verwalter ist, so kann er auch nicht schwören. Das ist die Stellung eines Machthabers, der seinen Schwur erfüllen kann. Diese Stellung hat Gott. Etwas anderes ist es, wenn das Gericht einen Eid fordert; denn da steht es als Gottes Vertreter, und es steht ihm das Recht zu, schwören zu lasten, einen Eid zu fordern.
Das ist etwas ganz anderes, als wenn sich jemand persönlich das Recht anmasst, zu schwören, und damit eine autoritative Stellung einnimmt, während er doch weder über die Erde noch über sein eigenes Leben verfügen kann. „Ja, du sollst auch nicht bei deinem Haupte schwören; denn du kannst nicht ein einziges Haar weiss oder schwarz machen." Du verfügst nicht einmal über dein eigenes Haupt, und dasselbe kann dir seine Dienste versagen. Wenn du nicht in der Demut beharrst, kann es dir gehen wie dem Nebukadnezar. Einen Menschen, der sich selbst erhebt, kann Gott in tiefe Beugung stürzen, damit er von dem Höhenwahn gerettet wird, als ob er Macht hätte und über irgendein Glied oder Tagewerk frei verfügen könnte.