Obad 19: … und die vom Süden werden das Gebirge Esaus, und die von der Niederung die Philister in Besitz nehmen; und sie werden das Gebiet Ephraims und das Gebiet Samarias in Besitz nehmen, und Benjamin wird Gilead in Besitz nehmen.
Edom hatte sich beim Unheil, das über Juda gekommen war, des Südens bemächtigt, der Teil des Gebiets Juda war. Jetzt ist es Juda – „die vom Süden“ –, das den Berg Esaus besitzt. Den Berg Seir durfte einst Israel auf Gottes Befehl nicht anrühren, als Edom diesem den Durchzug durch sein Land verwehrt hatte (4Mo 20,21). Zu jener Zeit war die Geduld Gottes noch nicht am Ende. Der HERR hatte damals prophetisch gewisse Segnungen für die Edomiter aussprechen lassen durch den Mund Isaaks. Jedoch ist der HERR jetzt am Ende seiner Geduld. Edom, ein zweifellos für immer verwüstetes Gebiet, gehört nun Juda und bleibt damit ein Zeugnis des göttlichen Gerichts seiner Feinde. Auch andere Nationen werden des Segens Israels teilhaftig, so wie es heißt:„Gesegnet sei mein Volk Ägypten, und Assyrien, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!“ (Jes 19,25).
Edom wird nie mehr gesegnet werden. Das gleiche Los wird auch den Philistern zufallen. Dieser immerwährende Feind Israels, der auf dessen Gebiet wohnte und dessen Grenzen besetzte, wird nicht fortbestehen. Das Philisterland gehört zu dem Gebiet, das Gott einst Josua versprochen und das dieser nicht ganz eingenommen hatte (Jos 11,16.17). „Die von der Niederung [werden] die Philister in Besitz nehmen.“ Dieser Ausspruch betrifft scheinbar auch Benjamin und nicht nur Juda; denn nach der Aufteilung des Landes in Hesekiel 47 und 48 wird das Philisterland den beiden Stämmen als Erbe zufallen. Andererseits wird sich Benjamin über den Jordan ausbreiten bis zum Gebiet Gilead. Eigentlich ist in diesen Versen nicht die Rede von Aufteilung, sondern es wird aufgezeigt, dass alles, was sich der Einnahme des Landes widersetzte, nun verschwunden ist. Es geht darum, dass Israel nun eine ununterbrochene Einheit darstellt, da es im Besitz der Gebiete seiner Feinde ist. Israel ist jetzt verbunden mit den vorher von ihm getrennten Stämmen auf der anderen Seite des Jordan, deren Lage oft ein Hindernis für die Bekundung der Einheit des Volkes war.
Wiederherstellen der alten Grenzen
Obad 20: Und die Weggeführten dieses Heeres der Kinder Israel werden in Besitz nehmen, was den Kanaanitern gehört bis nach Zarpat hin; und die Weggeführten von Jerusalem, die in Sepharad sind, die Städte des Südens.
Der Prophet fährt fort und beschreibt die Einnahme des Landes innerhalb der von Gott damals verordneten Grenzen. Die Armee der zehn Stämme, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt sind, wird nun das Gebiet Sidonien bis Sarepta im Norden einnehmen. Dieses Gebiet gehörte früher den Kanaanitern und umfasste Tyrus und den Libanon. So spricht der Prophet Sacharja über die Rückkehr des Heeres von Juda und Ephraim: „Und ich werde sie zurückführen aus dem Land Ägypten und sie sammeln aus Assyrien und sie ins Land Gilead und auf den Libanon bringen; und es wird nicht Raum genug für sie gefunden werden“ (Sach 10,10). Nun werden endlich die Gefangenen Jerusalems, die in Sepharad (Sardes?) waren, die Städte des Südens besitzen. Diese Rückkehr wird in Sacharja 9,11.12 beschrieben: „Und du – um des Blutes deines Bundes willen entlasse ich auch deine Gefangenen aus der Grube, in der kein Wasser ist. Kehrt zur Festung zurück, ihr Gefangenen der Hoffnung!“ Vom selben Propheten erfahren wir, dass der HERR aus diesen Deportierten sein Heer der Helden bildet, die wie ein Streitross mit Ihm in den Kampf ziehen und Ruhm ernten werden.
All dies ist nicht, wie in Hesekiel, eine detaillierte Beschreibung der jedem Stamm zugeteilten Gebiete. In Obadja geht es um die Ausbreitung des Volkes. Die früheren, nach göttlicher Verordnung verheißenen Grenzen, die Israel allerdings aufgrund seiner Untreue nie erreicht hatte, werden ihnen nun durch die Gnade Gottes definitiv zugesichert. Diese erneute Eroberung des Erbes Gottes durch sein Volk Israel scheint der Aufteilung des Gebietes unter die Stämme vorauszugehen. Wie wir in Obadja lesen, wird das Gebiet sich ausdehnen nach Süden, nach Westen, nach Norden und nach Osten.