Gemeinsames Auftreten von Juda und Ephraim gegen Edom
„Und das Haus Jakob wird ein Feuer sein und das Haus Joseph eine Flamme, und das Haus Esau wird zu Stoppeln werden; und sie werden unter ihnen brennen und sie verzehren. Und das Haus Esau wird keinen Übriggebliebenen haben, denn der Herr hat geredet“ ( Obadja 18).
Hier findet man die zukünftige Vereinigung der beiden Königreiche – bereits vorhergesagt in vielen Schriftstellen –, die damals infolge der Untreue Salomos getrennt wurden. Der Stab Judas und der Stab Josephs, früher getrennt, sind jetzt nur noch ein Holz in der Hand des Herrn (Hes 37,15-17; Sach 11,7-14).
Das Haus Jakob (Israel, durch Juda repräsentiert) und das Haus Joseph (Israel, durch Ephraim repräsentiert) haben dann einen gemeinsamen Auftrag. Sie werden Edom verschlingen und keinen Einzigen übriglassen. Das ist die Verordnung des Herrn gegen dieses gottlose Volk, das Ihn verachtet hatte. Dieses gewalttätige Volk wollte aus Hass gegen seinen Bruder Jakob das Erbteil an sich reißen – obwohl es ihm verwehrt worden war – und sich der Entscheidung Gottes, der Jakob aus Gnaden erwählt hatte, widersetzen. Dieser Sieg der Kinder Israel über Edom wird uns in Jesaja 11,13.14 beschrieben.
Alle Nationen werden durch das Volk des Herrn geplündert, Edom allen voran. In Jeremia 49 können wir lesen, dass die Gefangenen von Ammon und Moab wiederhergestellt werden – aber nichts dergleichen wird mit Edom geschehen. Genauso wird es auch den Philistern ergehen, wenn auch vielleicht in etwas kleinerem Ausmaß (Amos 1,8; Sach 9,6.7).
Vollstreckung des Gerichts durch den Herrn selbst
Die Zerstörung Edoms durch Israel muss von der Vollstreckung des Gerichts durch den Herrn selbst unterschieden werden. In Jesaja 34,1-8 ergießt der Herr seinen Zorn im Land Edom über alle Heere der Nationen, obwohl auch Edom seinen Teil abbekommt (V. 5): „Denn der Herr hat einen Tag der Rache, ein Jahr der Vergeltungen für die Rechtssache Zions“ (V. 8). In Jesaja 63,1-6 handelt es sich um die Vernichtung der Heere der Nationen auf dem Gebiet Edoms, durch Ihn allein: „Denn der Tag der Rache war in meinem Herzen“, spricht der Herr, „und das Jahr meiner Erlösung war gekommen“ (V. 4).
Nach Offenbarung 19,11-16 kommt Er aus einem geöffneten Himmel herab, gefolgt von den himmlischen Heerscharen. Er allein wird die Nationen mit dem zweischneidigen Schwert schlagen, das aus seinem Mund hervorkommt. In Offenbarung 14,19.20 ist von derselben Vergeltung die Rede, die das abgefallene Volk der Juden in Israel trifft. All diese Gerichte werden allein vom Herrn ausgeübt. Dem Sieg über die Heere der Nationen folgt das Gericht im Tal Josaphat, das Er allein ausübt, Ernte und Weinlese zusammen (Joel 3; vgl. Off 14,14-20).
In Matthäus 25,31-46 schließlich steht, dass alle Nationen vor dem Menschensohn versammelt sein werden, der auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt. Auch hier ist es wieder Er allein, der sie ganz individuell richtet, je nachdem wie sie seine jüdischen Brüder, die Botschafter des Evangeliums vom Königreich, behandelt haben.
Juda besitzt Edom
Das Gericht Israels an Edom ist viel eingeschränkter. Davon heißt es in Hesekiel: „So spricht der Herr, Herr: Weil Edom mit Rachsucht gegen das Haus Juda gehandelt hat und sie sich sehr schuldig gemacht haben, indem sie sich an ihnen rächten, darum, so spricht der Herr, Herr, werde ich meine Hand gegen Edom ausstrecken und Menschen und Vieh aus ihm ausrotten; und ich werde es von Teman an zur Einöde machen, und bis nach Dedan hin werden sie durchs Schwert fallen. Und ich werde meine Rache über Edom bringen durch die Hand meines Volkes Israel“ (Hes 25,12-14).
Bei Obadja geschieht dieses Gericht einzig in Bezug auf den Besitz des Erbteils, das Edom sich aneignen wollte. All die so oft wiederholten Anspielungen auf die Makkabäer durch Kommentatoren, die das Ziel und die Reichweite der Prophetie verkennen, sind bei alledem völlig hinfällig. Bei der Vergeltung am Tag des Herrn, wenn der Messias für sein wiederhergestelltes Volk kämpft, wird ganz Israel sein Erbteil wiedererhalten. So erfüllt sich die Aussage in Obadja 17: „Und die vom Haus Jakob werden ihre Besitzungen wieder in Besitz nehmen.“
Obadja 19: Und die vom Süden werden das Gebirge Esaus, und die von der Niederung die Philister in Besitz nehmen; und sie werden das Gebiet Ephraims und das Gebiet Samarias in Besitz nehmen, und Benjamin wird Gilead in Besitz nehmen.
Edom hatte sich beim Unheil, das über Juda gekommen war, des Südens bemächtigt, der Teil des Gebietes von Juda war. Jetzt ist es Juda – „die vom Süden“ –, das das Gebirge Esaus besitzt. Den Berg Seir durfte Israel einst auf den Befehl Gottes nicht anrühren, als Edom Israel den Durchzug durch sein Land verwehrt hatte (4Mo 20,21). Zu jener Zeit war die Geduld Gottes noch nicht am Ende.
Der Herr hatte einst prophetisch gewisse Segnungen für die Edomiter durch den Mund Isaaks aussprechen lassen, jetzt jedoch ist das Ende dieser Segnungen gekommen. Edom, ein zweifellos für immer verwüstetes Gebiet, gehört nun Juda und bleibt damit ein Zeuge des göttlichen Gerichts über seine Feinde. Andere Nationen werden Anteil am Segen Israels haben, so wie es heißt: „Gesegnet sei mein Volk Ägypten, und Assyrien, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!“ (Jes 19,25). Edom wird nie mehr gesegnet werden.
Das gleiche Los wird auch den Philistern zufallen. Dieser beständige Feind Israels, der auf dessen Gebiet wohnte und dessen Grenzen besetzte, wird nicht fortbestehen. Das Land der Philister gehört zu dem Gebiet, das Gott einst Josua versprochen und das dieser nicht ganz eingenommen hatte (Jos 11,16.17). „Die von der Niederung [werden] die Philister in Besitz nehmen.“
Dieser Ausspruch betrifft offensichtlich auch Benjamin und nicht nur Juda; denn nach der Aufteilung des Landes in Hesekiel 47 und 48 wird das Land der Philister den beiden Stämmen als Erbteil zufallen. Andererseits wird sich Benjamin über den Jordan bis zum Gebiet Gilead ausbreiten. Eigentlich ist in diesen Versen nicht die Rede von Aufteilung, sondern es wird aufgezeigt, dass alles, was sich der Einnahme des Landes widersetzte, nun verschwunden ist. Es geht darum, dass Israel nun eine Einheit bildet, die die Gebiete seiner Feinde einschließt. Und Israel ist jetzt auch mit den Stämmen auf der anderen Seite des Jordan verbunden, deren Lage so oft die Einheit des Volkes beeinträchtigt hatte.