Behandelter Abschnitt Joel 1,17-20
Joel 1,17-20: Vermodert sind die Samenkörner unter ihren Schollen; verödet sind die Vorratshäuser, zerfallen die Scheunen, denn das Korn ist verdorrt. Wie stöhnt das Vieh! Die Rinderherden sind bestürzt, weil sie keine Weide haben; auch die Kleinviehherden büßen. Zu dir, HERR, rufe ich; denn ein Feuer hat die Weideplätze der Steppe verzehrt und eine Flamme alle Bäume des Feldes versengt. Auch die Tiere des Feldes schreien lechzend zu dir; denn vertrocknet sind die Wasserbäche, und ein Feuer hat die Weideplätze der Steppe verzehrt.
Noch bevor sie auf diesen dringenden Aufruf Gottes antworten konnten, ist ein neues Unglück hinzugekommen (Joel 1,17-20). Eine sengende Hitze oder vielmehr die Flamme aus derselben zerstört die „Weideplätze der Steppe“ (Joel 1,19), die gewöhnlichen Weiden des Groß- und Kleinviehs. Die Wasserläufe sind durch die Wirkung der Dürre versiegt. Die Reserven der Wüste (einige unbewohnte Gebiete Judas, die dem flüchtigen David wohlbekannt waren), das Futter für das Vieh, waren in den Jahren des Überflusses un- erschöpflich für die Herden, nun aber völlig verdorrt und verbrannt. Die Hungersnot kommt über alle, Menschen und Tiere.
Diese äußerste Not bringt den Tag des HERRN ins Gedächtnis: „Ach, welch ein Tag! Denn nahe ist der Tag des HERRN, und er kommt wie eine Verwüstung von dem Allmächtigen“ (Joel 1,15). Der Schrecken vor einem allgemeinen und gänzlichen Umsturz bemächtigt sich der Herzen. Unser gegenwärtiges Geschlecht hat dieselbe Vorahnung angesichts der heutigen Erschütterungen; ebenso werden die Menschen das Gleiche empfinden lange vor den letzten Gerichten, zur Zeit, wenn der Herr das sechste Siegel öffnen wird. Dann werden sie sagen: „Der große Tag seines Zornes ist gekommen, und wer vermag zu bestehen?” (Off 6,17). Dennoch werden sie sich irren, denn es ist erst der Anfang der Wehen und noch nicht die Ankunft des Tages. Dieser Ankunft werden wir in Kapitel 2–4 unseres Propheten beiwohnen.
Das Fasten ist ausgerufen und der Schrecken des Tages des HERRN wird tief gefühlt, aber noch ist notwendig, wie schon Amos bemerkt, dass ein Botschafter, ein Mittler aus Tausenden auftrete, wie Elihu bei Hiob (Hiob 33,23.24), und sage: „Befreie ihn!“Ein einziger Mann, ein Vorbild von Christus, steht für das Volk vor dem HERRN: „Zu dir, HERR, rufe ich!“ (Joel 1,19). Gibt es eine völligere Verurteilung des Menschen? Nachdem der Prophet gesagt hatte: „Schreit zu dem HERRN!“ (Joel 1,14), antwortet ein Einziger: „Zu dir, HERR, rufe ich!“ (Joel 1,19). Aber dieses genügt Gott: Ein Einziger, ein Gerechter ist inmitten dieses verkehrten Geschlechts, ein Einziger, auf dem Gottes Augen ruhen können: Jesus Christus. Wir finden somit zwei zur Befreiung unentbehrliche Dinge in diesem ersten Kapitel vereinigt: die Buße und die Gnade, die darauf antworten kann, weil sie gänzlich auf Christus beruht, auf der einen vor Gott gerechten Person.