Habt acht aufeinander
Mose fährt jetzt fort, das Volk zu warnen: „Dass kein Mann oder keine Frau oder keine Familie oder kein Stamm unter euch sei, dessen Herz sich heute von dem Herrn, unserem Gott, abwende, um hinzugehen, den Göttern jener Nationen zu dienen; dass nicht eine Wurzel unter euch sei, die Gift und Wermut trage“ (V. 18).
Der Apostel führt diese Worte in seinem Brief an die Hebräer an: „Achtet darauf, dass nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide, dass nicht irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosse und euch beunruhige und viele durch diese verunreinigt werden“ (Kap. 12,15). Welche eindringlichen Worte! Sie zeigen uns die ernste Verantwortung aller Christen. Wir alle sind zur Ausübung einer heiligen und göttlichen Sorge füreinander berufen, was leider so wenig verstanden und anerkannt wird. Nicht alle sollen lehren und predigen, aber alle sollen in Liebe aufeinander achthaben. Leider herrscht in der Versammlung Gottes großer Mangel an treuen Hirten. Der Heilige Geist ist durch die bedauernswerten Spaltungen unter uns sowie durch unsere Weltförmigkeit und Untreue tief betrübt. Dürfen wir uns daher über unsere geistliche Armut wundern?
Doch der Herr ist voll von Gnade und Erbarmen gegen uns, selbst angesichts unseres Verfalls und unserer geistlichen Armut. Wenn wir uns nur wirklich unter seine mächtige Hand demütigen, so wird Er uns aufrichten und befähigen, in Liebe aufeinander Acht zu haben und einander in gesegneter Weise zu dienen. Damit wollen wir nicht einem unbefugten Sicheinmischen in die Sachen anderer Vorschub leisten. Aber so entschieden wir jene hässlichen Dinge verwerfen, so ernstlich sollten wir in treuer Sorge, heiliger Wachsamkeit und liebender Teilnahme füreinander, jedes Aufkeimen einer Wurzel der Bitterkeit zu verhindern suchen. Auf diese Weise würde der Mangel an Hirten in unserer Mitte – wir reden dabei von wirklichen Hirten, die von dem Haupt der Versammlung gegeben sind, von Männern mit dem Herzen eines Hirten, mit wirklicher Hirtengabe und -kraft ausgerüstet – sehr geholfen und der an alle Christen gerichteten Ermahnung in Hebräer 12,15 mehr entsprochen werden. Ist es erforderlich, darauf hinzuweisen, wie notwendig ein solch treuer Hirtendienst ist? Wie gefährlich sind Wurzeln der Bitterkeit!
Wie weit verbreiten sich zuweilen ihre Verderben bringenden Folgen, und welch einen Schaden richten sie an! Wie viele werden durch sie verunreinigt, wie manche innigen Bande zerrissen, und wie viele Herzen gebrochen! Sicher würde oft nur ein wenig einsichtsvolles Entgegenkommen oder brüderliche Fürsorge, oft nur ein einziger, in herzlicher Liebe erteilter Rat das Böse im Keim erstickt und somit einen unermesslichen Schaden und große Betrübnis abgewandt haben. Möchten wir uns doch diese Dinge zu Herzen nehmen und ernstlich um Gnade flehen, damit wir fähiger werden, das Aufkeimen solcher Wurzeln der Bitterkeit zu verhindern und ihren verderblichen Einflüssen vorzubeugen.