Behandelter Abschnitt 5. Mose 29,9-17
Haltet die Worte Gottes
„So haltet denn die Worte dieses Bundes (von Moab) und tut sie, damit ihr Gelingen habt in allem, was ihr tut“ (V. 9). Ein einfältiger Gehorsam gegen das Wort Gottes bleibt das Geheimnis jedes wirklichen Gedeihens. Es geht bei dem Christen in dieser Beziehung selbstverständlich nicht um irdische und materielle, sondern um himmlische und geistliche Dinge. Aber es ist töricht, an Gedeihen oder an Fortschritt im göttlichen Leben ohne entschiedenen Gehorsam gegen die Gebote unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus zu denken. „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch geschehen. Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt, und ihr werdet meine Jünger werden. Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe“ (Joh 15,7-10). Das ist wirkliches christliches Gedeihen.
Die folgenden Worte (V. 10–17) enthalten neben der allgemeinen auch eine ganz persönliche Anwendung. Das ist beachtenswert, weil wir nur zu leicht geneigt sind, die Wahrheit zu verallgemeinern und so ihrer Anwendung auf unser persönliches Gewissen zu entgehen. Das muss unserer Seele sehr schaden. Jeder von uns ist persönlich verantwortlich, den Geboten des Herrn unbedingt zu gehorchen, wenn er sein Verhältnis zu ihm wirklich genießen will, wie Mose zu dem Volk sagt: „damit er dich heute als sein Volk bestätige, und dein Gott sei“ (V. 13).
Nichts kann wertvoller, aber auch nichts kann einfacher sein. Was wir zu tun haben ist, das Wort Gottes in unseren Herzen zu bewahren, auf unsere Gewissen einwirken zu lassen und im täglichen Leben zu verwirklichen. Das ist das Geheimnis, wie wir unser Verhältnis zu unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus genießen können. Wenn jemand meint, dieses innige Verhältnis genießen zu können, während er die Gebote des Herrn vernachlässigt, so gibt er sich einer groben Täuschung hin. „Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben.“ Und weiter steht geschrieben: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist“. „Denn wer irgend den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“ „Die Beschneidung ist nichts, und die Vorhaut ist nichts, sondern das Halten der Gebote Gottes“ (Joh 15,10; Mt 7,21; 12,50; 1Kor 7,19).
Das sind sehr zeitgemäße Worte. Indem wir dem Geist der Gesetzlichkeit aus dem Weg zu gehen suchen, sind wir in großer Gefahr, der Leichtfertigkeit Raum zu geben. Die erwähnten Schriftstellen, deren Zahl leicht vermehrt werden könnte, geben uns das göttliche Mittel gegen diese beiden verderblichen Irrtümer in die Hand. Es ist eine gesegnete Wahrheit, dass wir durch die unumschränkte Gnade Gottes in das heilige Verhältnis von Kindern gebracht worden sind – und dies reißt das verderbliche Unkraut der Gesetzlichkeit mit der Wurzel aus – aber dieses Verhältnis bringt auch Pflichten und Verantwortung mit sich, und ihre gewissenhafte Anerkennung bildet das sichere Heilmittel gegen jede Leichtfertigkeit und Gefühllosigkeit. Wenn wir von Gesetzeswerken befreit sind – und wir sind es, Gott sei Dank!, wenn wir wirkliche Christen sind –, so ist das nicht geschehen, damit wir träge und sorglos dahinleben oder uns selbst gefallen sollten, sondern um „lebendige Werke“ in uns zu bewirken zur Verherrlichung Dessen, nach dem wir genannt sind, dem wir angehören und dem zu gehorchen und zu dienen wir verpflichtet sind.