Behandelter Abschnitt 5. Mose 11,16-23
Die Folgen des Ungehorsams
Werfen wir nun noch einen Blick auf den Rest unseres Kapitels, wo Mose wieder in eindringlichen Worten die Versammlung zur Wachsamkeit und Sorgfalt im Blick auf die Satzungen und Rechte des Herrn auffordert. Wie unser Herr den Jüngern das ernste Gericht vorstellt, das die unfruchtbaren Reben treffen wird, so warnt auch Mose das Volk vor den schrecklichen Folgen des Ungehorsams. „Hütet euch, dass euer Herz nicht verführt werde und ihr abweicht und anderen Göttern dient und euch vor ihnen niederbeugt!“ (V. 16). Welch ein trauriger Fortschritt im Bösen! Zuerst wird das Herz verführt. Das ist der Anfang alles Abirrens von den Wegen des Herrn. Die Füße folgen sicher dem Herzen. Es ist daher vor allen Dingen nötig, über das Herz zu wachen. Es ist gleichsam die innere Burg unseres ganzen sittlichen Wesens, und so lange es für den Herrn bewahrt bleibt, kann der Feind keinen Sieg erringen. Hat es sich aber einmal durch etwas anderes einnehmen lassen, so ist alles verloren. Das geheime Abweichen des Herzens zeigt sich bald im Leben. Man dient „anderen Göttern“ und beugt sich vor ihnen nieder, und mit großer Schnelligkeit geht es weiter bergab.
Aber beachten wir die unausbleiblichen und ernsten Folgen: „. . . und der Zorn des Herrn gegen euch entbrennt, und er den Himmel verschließt, dass kein Regen sei und der Erdboden seinen Ertrag nicht gebe, und ihr bald aus dem guten Land vertilgt werdet, das der Herr euch gibt“ (V. 17).
Welch eine Unfruchtbarkeit und Verödung muss eintreten, sobald der Himmel verschlossen ist! Kein erfrischender Regen fällt, kein Tautropfen benetzt das dürre Land, jede Verbindung zwischen Himmel und Erde ist gleichsam abgebrochen. Wie oft hat Israel dies erfahren müssen! „Er macht Ströme zur Wüste und Wasserquellen zu dürrem Land, fruchtbares Land zur Salzsteppe, wegen der Bosheit derer, die darin wohnen“ (Ps 107,33.34).
Sehen wir nicht in dem dürren Land und in der Wüste das treffende Bild einer Seele, die wegen ihres Unglaubens gegen die Gebote Christi keine Gemeinschaft mit ihm hat? Sie genießt nicht die aus unserer Verbindung mit dem Himmel hervorgehenden Segnungen, keine Erfrischungen von oben, nichts von der Entfaltung der Herrlichkeiten Christi. Die Bibel erscheint ihr als ein versiegeltes Buch. Alles ist öde und trostlos. Nichts ist trauriger als der Zustand einer solchen Seele. „Und ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und auf eure Seele legen und sie zum Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern zwischen euren Augen sein. Und lehrt sie eure Kinder, indem ihr davon redet, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst; und schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore, damit eure Tage und die Tage eurer Kinder sich mehren in dem Land, das der Herr euren Vätern geschworen hat, ihnen zu geben, wie die Tage des Himmels über der Erde“ (V. 18–21).
Wie sehr wünschte Mose, dass das Volk viele solcher Tage genießen möchte! Und wie einfach waren die Bedingungen! Den Kindern Israel wurde kein schweres Joch aufgelegt, sondern das schöne Vorrecht zuteil, die Gebote des Herrn, ihres Gottes, in ihren Herzen aufzubewahren und die reine Luft seines Wortes einzuatmen. Alles hing von der Erfüllung dieser Bedingung ab. Alle Segnungen Kanaans, dieses guten Landes, das von Milch und Honig floss, auf dem die Augen des Herrn mit stetem Interesse und liebender Fürsorge ruhten, seine herrlichen Früchte und seltenen Vorzüge sollten ihr bleibendes Gut sein: Es gab nur eine einfache Bedingung: kindlicher Gehorsam gegenüber dem Wort ihres Bundesgottes. Zugleich wurde ihnen dann ein vollständiger Sieg über alle Feinde, die Bewältigung aller Hindernisse und ein Triumphzug in das verheißene Erbteil zugesichert (V. 22.23).