Behandelter Abschnitt 5. Mose 11,1-7
Erinnerungen und Ermahnungen (Fortsetzung)
Sich an das erinnern, was Gott getan hat
Mose fühlte, wie wichtig es war, die mächtigen Taten des Herrn dem Herzen des Volkes und seinem Gedächtnis tief einzuprägen. Der menschliche Geist ist so flüchtig und das Herz so unbeständig. Israel stand in Gefahr, die ernsten Gerichte Gottes über Ägypten und über den Pharao zu vergessen und den Eindruck zu verlieren, den sie in ihren Herzen hinterlassen sollten (V. 1–7).
Wir wundern uns vielleicht, dass Israel die eindrucksvollen Ereignisse in Ägypten jemals vergessen konnte – das Hinabziehen seiner Väter, einer Handvoll Menschen, und das Wachstum des Volkes trotz der größten Schwierigkeiten und Hindernisse zu einer großen Nation, „wie die Sterne des Himmels an Menge“ (Kap. 10,22). Wie ernst waren auch die zehn Plagen, die über Ägypten gekommen waren! Sie sollten einen Eindruck und einen Begriff von der Macht Gottes und der Ohnmacht und Nichtigkeit des Menschen geben. Was ist der Mensch mit seiner prahlerischen Weisheit, Stärke und Herrlichkeit, und wie töricht sind seine Anstrengungen, sich gegen den allmächtigen Gott aufzulehnen! Was war denn die ganze Macht des Pharaos und Ägyptens in der Gegenwart des Herrn, des Gottes Israels? Alle Wagen Ägyptens, seine Pracht und Herrlichkeit, die Tapferkeit und Macht dieser alten, weitberühmten Nation wurde in einem Augenblick von den Wogen des Meeres verschlungen.
Und warum? Weil sie sich angemaßt hatten, in die Angelegenheiten des Volkes Gottes einzugreifen und sich dem ewigen Vorsatz und Ratschluss des Höchsten zu widersetzen. Sie versuchten die zu unterdrücken, die Er zu Gegenständen seiner Liebe gemacht hatte. Er hatte geschworen, die Nachkommen Abrahams zu segnen. Der Pharao versuchte voll Stolz und Herzenshärtigkeit die Wege Gottes zu durchkreuzen; aber er stürzte sich dadurch selbst ins Verderben. Sein Land wurde im Innersten erschüttert, während das Rote Meer ihn selbst und sein mächtiges Heer verschlang. Ein warnendes Beispiel für alle, die versuchen sollten, der Verwirklichung der Pläne des Herrn im Blick auf die Nachkommen seines Freundes Abraham entgegenzutreten.
Aber Israel sollte sich nicht nur daran erinnern, was der Herr an Ägypten und dem Pharao, sondern auch unter ihnen selbst getan hatte. Wie demütigend war für sie die Erinnerung an das Gericht, das über Dathan und Abiram und ihre Häuser ergangen war! Wie furchtbar war der Gedanke, dass die Erde ihren Mund aufgetan und sie verschlungen hatte, weil sie sich gegen die göttliche Verordnung empört hatten! In der Erzählung dieser Begebenheit im vierten Buch Mose spielt Korah, der Levit, die wichtigste Rolle. Hier aber wird er ausgelassen, und es werden nur die beiden Rubeniter, zwei Glieder der Versammlung, genannt, weil Mose das ganze Volk beeindrucken will, indem er ihnen die schrecklichen Folgen des Eigenwillens bei zwei Männern aus ihrer Mitte vorstellt. Dathan und Abiram waren Männer aus dem Volk, wie wir sagen würden, und nicht bevorzugte Leviten.
Ob die Aufmerksamkeit Israels im Blick auf das Tun Gottes nach innen oder nach außen gelenkt wurde, es geschah nur zu dem Zweck, ihnen ein tiefes Gefühl von der Wichtigkeit des Gehorsams einzuprägen. Das war das Ziel aller Wiederholungen, Erklärungen und Ermahnungen des treuen Dieners Gottes, der so bald von ihnen scheiden sollte. Deshalb überspringt er in seinen Reden, geleitet durch den Geist Gottes, Jahrhunderte ihrer Geschichte und wählt nur die Ereignisse aus, die geeignet waren, ihre Herzen und Gewissen zu beeindrucken. Die Reise nach Ägypten, der Aufenthalt dort, die ernsten Gerichte über Pharao, der Auszug, der Durchgang durch das Rote Meer, die Szenen der Wüste und vor allem das schreckliche Gericht über die beiden Rubeniter, alles das dient mit wunderbarer Kraft und Klarheit dazu, die Ansprüche des Herrn auf den unbedingten Gehorsam des Volkes herauszustellen.