Behandelter Abschnitt 5. Mose 8,7-9
Das Land der Verheißung
„Denn der Herr, dein Gott, bringt dich in ein gutes Land, ein Land von Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die in der Talebene und im Gebirge entspringen; ein Land von Weizen und Gerste und Weinstöcken und Feigenbäumen und Granatbäumen; ein Land von ölreichen Olivenbäumen und Honig; ein Land, in dem du nicht in Dürftigkeit Brot essen wirst, in dem es dir an nichts mangeln wird; ein Land, dessen Steine Eisen sind, und aus dessen Bergen du Kupfer hauen wirst“ (Verse 7–9).
Was für herrliche Aussichten waren das! Welch eine Zukunft lag vor ihnen! Wie groß war der Gegensatz zu Ägypten und zu der Wüste, die sie durchzogen hatten! Das Land des Herrn lag vor ihnen in seiner ganzen Schönheit und Pracht, mit seinen rebenbedeckten Hügeln und ertragreichen Ebenen, mit seinen sprudelnden Quellen und strömenden Flüssen. Wie belebend war der Gedanke an die Weinstöcke und Feigenbäume, an die Granat- und Ölbäume! Was für ein Unterschied gegenüber dem Lauch, dem Knoblauch und den Zwiebeln Ägyptens! Wie hätte es auch anders sein können! Es war des Herrn Land, das vor ihnen lag. Es erzeugte und barg alles in sich, was Israel nötig haben würde: Überfluss auf seiner Oberfläche, Reichtümer und Schätze in seinem Innern.
Mit welcher Sehnsucht mochte ein treuer Israelit den Augenblick erwarten, da er dieses Land betreten und den Sand der Wüste mit diesem herrlichen Erbteil vertauschen konnte! Gewiss hatte die Wüste ihre Erfahrungen, Lehren und Erinnerungen. Israel hatte dort den Herrn in einer Weise kennengelernt, wie es in Kanaan nicht möglich war. Aber doch war die Wüste nicht Kanaan, und jeder treue Israelit musste sich danach sehnen, seinen Fuß auf den Boden des verheißenen Landes zu setzen. Alle ihre Bedürfnisse sollten dort in göttlicher Weise befriedigt werden. Hunger und Durst sollten für immer fern sein, und Gesundheit und Überfluss, Jubel und Freude, Friede und Segnungen ihr sicheres Teil in dem schönen Land werden, an dessen Grenze sie jetzt standen. Alle Feinde sollten besiegt, alle Hindernisse beseitigt werden, und nichts sollte den Vollgenuss der Erben des herrlichen Landes einschränken. Getränkt von dem Regen des Himmels und erwärmt von den Strahlen der Sonne sollte der Boden alles in Überfluss hervorbringen, was das Herz nur wünschen konnte.
So sah das Land aus, wenn man es vom göttlichen Standpunkt betrachtete. So war es und so wird es nach den Gedanken Gottes für Israel tatsächlich im Zeitalter des tausendjährigen Reiches sein.
Wir würden nur einen schwachen Eindruck von dem Land des Herrn erhalten, wenn wir es bloß so betrachteten, wie es Israel, selbst in den herrlichsten Tagen seiner Geschichte unter der Regierung Salomos im Besitz hatte. Um eine richtige Vorstellung von dem zu haben, was das Land Kanaan für das Volk Gottes sein wird, müssen wir vorwärts schauen auf die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ (Apg 3,21).
Nach Gottes Gedanken spricht Mose von dem Land so, wie Gott es gegeben, und nicht, wie Israel es besessen hat. Nach seiner Beschreibung gab es dort weder einen Feind noch Böses, sondern nur Fruchtbarkeit und Segnungen. Er stellt es dar als das, was es hätte sein sollen und was es einmal für die Nachkommen Abrahams aufgrund des Bundes sein wird, den Gott mit ihren Vätern gemacht hat, d. h. des neuen und ewigen Bundes, der auf die unumschränkte Gnade Gottes gegründet und durch das Blut des Kreuzes bestätigt ist. Wenn auch Abrahams Nachkommen unter dem Gesetz und unter der Regierung Gottes völlig versagt haben, wird doch der Gott Abrahams Gnade und Herrlichkeit geben, denn seine Gnadengaben und seine Berufung sind unbereubar.
Mose verstand das sehr gut. Er wusste, welches Ende die vor ihm stehende Generation und ihre Kinder nach ihnen, viele Geschlechter hindurch, nehmen würde. Aber er schaute vorwärts in die herrliche Zukunft, wenn der Bundesgott Israels vor den Augen aller Geschöpfe die Triumphe seiner Gnade in seinen Wegen mit den Nachkommen Abrahams, seines Freundes, offenbaren wird.
Inzwischen fährt der Diener des Herrn fort, der Gemeinde vorzustellen, wie sie sich in dem guten Land, das sie betreten wollten, zu verhalten hatten. So wie er über die Vergangenheit und Gegenwart gesprochen hatte, wollte er auch in die Zukunft weisen. Er bot in seinem heiligen Eifer alles auf, was dazu dienen konnte, dem Volk seine ernsten Verpflichtungen gegen Den einzuschärfen, der sie bis dahin so treu gehört hatte und jetzt im Begriff stand, sie in den Berg seines Erbteils einzupflanzen.