BehandelterAbschnitt 5. Mose 7,11-26
Gott wird seine Versprechen halten
Sehr beeindruckend ist auch die Art und Weise, in der Mose, der geliebte und geehrte Diener Gottes, geleitet durch den Heiligen Geist, der Gemeinde den Ernst der göttlichen Regierung vorstellt
(V. 11– 16).
Es ist eine gewaltige und rührende Ansprache. Beachten wir die beiden interessanten Wortgruppen: Israels Teil war es, zu „gehorchen“, zu „beobachten“ und zu „tun“, und es war die Sache des Herrn, zu „lieben“, zu „segnen“ und zu „mehren“. Aber Israel versagte in trauriger und schmachvoller Weise unter dem Gesetz wie auch unter der Regierung Gottes, und statt der Liebe, der Segnung und Vermehrung ist Gericht, Fluch, Unfruchtbarkeit und Zerstreuung über das Volk gekommen.
Doch wenn auch Israel unter dem Gesetz und der Regierung versagt hat, so hat Gott doch in seiner reichen, unumschränkten Gnade und Barmherzigkeit nicht versagt. Er wird den Bund und die Güte bewahren, die Er ihren Vätern zugeschworen hat. Nicht ein Jota, nicht ein Strichlein seiner Bundesverheißungen wird ausfallen. Er wird alles erfüllen, alles in Ordnung bringen. Er wird alle seine gnädigen Verheißungen verwirklichen. Zwar kann Er das nicht auf der Grundlage des Gehorsams Israels, aber Er tut es auf der Grundlage des Blutes des ewigen Bundes, des kostbaren Blutes Jesu, seines ewigen Sohnes.
Israel kann nicht den geringsten Anspruch auf die Erfüllung der gegebenen Verheißungen geltend machen. Es hat diesen Bund gebrochen und ist ohne Entschuldigung. Aber Gott bleibt derselbe, trotz der Untreue Israels. „Die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29). Er wird seinen Eid, den Er Abraham geschworen hat, erfüllen, trotz des Verderbens und Verfalls der Nachkommen Abrahams. Israel wird wiederhergestellt, gesegnet und vermehrt werden in seinem geliebten und heiligen Land. Sie werden ihre Harfen von den Weiden herabnehmen, um unter dem Schatten ihrer Weinstöcke und Feigenbäume ihrem Gott und Heiland Preis und Anbetung darzubringen während des herrlichen tausendjährigen Sabbats, der vor ihnen liegt. Das ist das unveränderliche Zeugnis der Schrift von Anfang bis zu Ende, und es wird in allen seinen Einzelheiten erfüllt werden zur Verherrlichung Gottes und aufgrund seines ewigen Bundes.
Doch wir müssen zu unserem Kapitel zurückkehren, dessen Schlussverse unsere besondere Aufmerksamkeit erfordern. Wir lesen, wie Mose das Herz des Volkes bezüglich der gefürchteten Nationen Kanaans ermutigen möchte. Er geht auf ihre innersten Gedanken und Gefühle ein und kommt ihnen zuvor (V. 17–26).
Das Heilmittel gegen alle Befürchtungen und Bedenken des Unglaubens besteht darin, dass wir das Auge einfach auf den lebendigen Gott gerichtet halten; denn das hebt unser Herz über alle Schwierigkeiten hinaus. Es nützt nichts, wenn wir leugnen, dass es Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten aller Art gibt. Das flößt dem ängstlichen Herzen keinen Trost und keinen Mut ein. Es gibt Personen, die im Blick auf die Prüfungen und Schwierigkeiten des Weges gern allerlei geistlich klingende Redensarten im Mund führen, aber gerade dadurch ihre große Unwissenheit über die Wirklichkeit des Lebens an den Tag legen. Sie versuchen uns einzureden, dass wir die Prüfungen, Leiden und Schwierigkeiten des Weges nicht fühlen sollten. Aber sie könnten uns genauso gut sagen, dass wir keinen Kopf auf den Schultern oder kein Herz in der Brust haben dürfen. Solche Leute können ein niedergebeugtes Herz nicht trösten. Sie sind bloße Theoretiker und gänzlich unfähig, Herzen zu ermuntern, die sich im Kampf oder in den Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens befinden.
Wie ganz anders suchte Mose die Herzen seiner Brüder zu ermutigen! Er sagte: „Erschrick nicht vor ihnen!“ Und warum nicht? Gab es keine Feinde oder Schwierigkeiten und Gefahren in dem Land? Es gab sie, und Mose dachte nicht daran, sie wegzuleugnen. Warum sollte sich das Volk denn nicht fürchten? „Denn der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein großer und furchtbarer Gott“ (V. 21). In diesen Worten liegt wirklicher Trost und wahre Ermunterung. Die Feinde waren da; aber Gott war ihre Hilfe. In derselben Weise suchte auch Josaphat sich und seine Brüder in der Zeit der Prüfung und Drangsal zu ermutigen: „Unser Gott, willst du sie nicht richten? Denn in uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die gegen uns kommt; und wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet“ (2Chr 20,12).
Da haben wir das Geheimnis. Die Augen sind auf Gott gerichtet. Seine Macht wird in die Schwierigkeiten hineingebracht und ordnet alles. „Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?“ (Röm 8,31). Mose begegnet durch seinen Dienst den Befürchtungen, die in den Herzen der Kinder Israel aufsteigen: „Diese Nationen sind größer als ich.“ Es war allerdings so, aber waren sie auch größer als „der große und furchtbare Gott“? Welche Nationen könnten vor ihm bestehen? Gott selbst lag gleichsam im Streit mit diesen Nationen wegen ihrer schrecklichen Sünden. Das Maß ihrer Missetaten war voll. Ihre Stunde hatte geschlagen, und der Gott Israels stand im Begriff, sie vor seinem Volk auszutreiben.
Israel brauchte daher die Macht des Feindes nicht zu fürchten. Gegen diese Macht wollte der Herr eintreten. Mose weist vielmehr auf eine weit größere Gefahr hin, den Fallstrick des Götzendienstes. „Die geschnitzten Bilder ihrer Götter sollt ihr mit Feuer verbrennen“ (V. 25). – „Wie“, mochten manche fragen, „sollen wir das Gold und das Silber vernichten, mit dem diese Bilder geschmückt sind? Könnte das nicht für einen guten Zweck verwendet werden? Es ist ja ganz richtig, die Bilder zu verbrennen, aber warum sollte man das Gold und das Silber nicht schonen?“
Doch welch eine verhängnisvolle Täuschung ist das! „Du sollst nicht das Silber und das Gold daran begehren und es dir nehmen, damit du nicht dadurch verstrickt wirst; denn es ist ein Gräuel für den Herrn, deinen Gott.“ Alles muss aufgegeben, alles muss zerstört werden. Behalten wir auch nur das Geringste von dem Verbannten zurück, so fallen wir in den Fallstrick des Teufels und verbinden uns mit dem, was in den Augen Gottes ein Gräuel ist.