Behandelter Abschnitt 5. Mose 7,6-8
Das von Gott erwählte Volk
Im sechsten Vers unseres Kapitels stellt Mose dem Volk den Grund vor, weshalb es in so strenger Absonderung von den Kanaanitern leben und ein solch schonungsloses Gericht über sie bringen sollte. Er sagt: „Denn ein heiliges Volk bist du dem Herrn, deinem Gott; dich hat der Herr, dein Gott, erwählt, ihm zum Eigentumsvolk zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.“
Der hier aufgezeigte Grundsatz ist sehr wichtig. Warum musste das Volk von den Kanaanitern abgesondert bleiben? Warum musste es jede eheliche oder sonstige Verbindung mit ihnen verweigern?
Warum sollten sie ihre Altäre zerbrechen und ihre Ascherim umhauen? Weil sie ein heiliges Volk waren. Und wer hatte sie dazu berufen? Der Herr. Er hatte sie erwählt und geliebt. Er hatte sie erlöst und für sich selbst abgesondert, und darum stand ihm auch das Recht zu, ihnen vorzuschreiben, was sie sein und wie sie handeln sollten. „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (3Mo 11,44).
Er handelte keineswegs mit ihnen nach dem Grundsatz: „Bleib für dich und nahe mir nicht, denn ich bin dir heilig“ (Jes 65,5). Das geht klar aus den Worten hervor: „Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der Herr sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen der Liebe des Herrn zu euch und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen hat, hat der Herr euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharaos, des Königs von Ägypten“ (V. 7.8).
Wie heilsam und nötig waren diese Worte für Israel. Sie sollten sich immer daran erinnern, dass sie alle ihre Würden, Vorrechte und Segnungen nicht sich selbst, nicht ihrer eigenen Güte oder Größe, sondern allein dem Herrn zu verdanken hatten, der sich mit ihnen einsgemacht hatte in seiner unendlichen Güte, seiner unumschränkten Gnade und Kraft des Bundes, den Er mit ihren Vätern gemacht hatte, eines Bundes, „geordnet in allem und bewahrt“ (2Sam 23,5). Diese Worte gaben ihnen einerseits ein göttliches Gegenmittel gegen alle Selbstgefälligkeit und alles Selbstvertrauen und bildeten andererseits die feste Grundlage für ihre Glückseligkeit und Sicherheit. Alles beruhte auf der Gnade Gottes, und deshalb war jeder menschliche Ruhm ausgeschlossen. „In dem Herrn soll sich rühmen meine Seele; hören werden es die Sanftmütigen und sich freuen“ (Ps 34,3).
Nach Gottes bestimmtem Vorsatz soll sich vor ihm „kein Fleisch“ rühmen (1Kor 1,29). Jede menschliche Anmaßung muss beseitigt werden. Der Herr verbirgt „Übermut vor dem Mann“ (Hiob 33,17). Israel musste lernen, seinen Ursprung und seinen wahren Zustand nicht zu vergessen. Sie waren „Knechte in Ägypten“ gewesen und waren „das geringste unter allen Völkern“. Da war kein Raum für Stolz oder Selbsterhebung. Sie waren nicht besser als die Völker um sie her und hatten, was die Ursache ihrer Gunst und Vorrechte betraf, einfach alles der freien Liebe Gottes zu verdanken und der Zuverlässigkeit seines Eidschwurs.