Behandelter Abschnitt 5. Mose 4,11-14
Der unsichtbare Gott
„Da tratet ihr hinzu und standet unten am Berg; und der Berg brannte im Feuer bis ins Herz des Himmels: Finsternis, Gewölk und Dunkel. Und der Herr redete zu euch mitten aus dem Feuer;“ – wie ganz anders redet Er in dem Evangelium seiner Gnade! – „die Stimme der Worte hörtet ihr, aber eine Gestalt saht ihr nicht – nur eine Stimme“ (V. 11,12). Beachten wir wohl die Worte: „eine Gestalt saht ihr nicht – nur eine Stimme.“ „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,17). „Und er verkündigte euch seinen Bund, den er euch zu tun gebot, die zehn Worte; und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln. Und mir gebot der Herr in jener Zeit, euch Satzungen und Rechte zu lehren, damit ihr sie tätet“ – das Hauptthema des ganzen fünften Buches Mose, der Gehorsam, ob außer oder – „in dem Land, wohin ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen“ (V. 13–14). Die Warnung vor aller Abgötterei wurde dadurch begründet, dass sie nichts sahen.
Gott zeigte sich dem Volk nicht. Er nahm keine sichtbare Gestalt an, wonach sie sich ein Bild hätten machen können. Er gab ihnen sein Wort, seine heiligen Gebote, und zwar so klar, dass ein Kind sie verstehen konnte. Das Volk hatte daher gar nicht nötig, sich ein Bild oder ein Gleichnis von Gott zu machen. Gerade das war die Sünde, vor der sie so ernst gewarnt wurden. Sie waren berufen, die Stimme Gottes zu hören, nicht seine Gestalt zu sehen, seinen Geboten zu gehorchen und nicht ein Bild von ihm zu machen.
Der Aberglaube will Gott durch die Erstellung und Anbetung eines Bildes ehren. Der Glaube dagegen nimmt sein Wort auf und gehorcht in Gottesfurcht seinen heiligen Geboten. „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten.“ Das macht alles so einfach und klar. Wir sind nicht berufen, unsere Sinne anzustrengen, um uns eine Vorstellung von Gott zu machen, sondern sollen einfach sein Wort hören und seine Gebote halten. Wir können nur so weit einen Begriff von Gott haben, als Er sich uns offenbart hat. „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18). „Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (2Kor 4,6).
Der Herr Jesus war, wie wir im Hebräerbrief lesen, der Abglanz der Herrlichkeit Gottes und der Abdruck seines Wesens. Er konnte sagen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Der Sohn offenbart also den Vater, und nur durch das Wort und den Heiligen Geist kennen wir etwas von dem Sohn. Jeder Versuch, sich durch Anstrengung des Geistes oder in der Phantasie ein Bild von Gott oder von Christus zu machen, ist daher Abgötterei. Auf einem anderen Weg zur Erkenntnis Gottes und Christi gelangen zu wollen als allein durch die Heilige Schrift, kann uns nur in Verwirrung bringen. Ja, noch mehr, wir begeben uns damit in die Hände Satans, der uns täuscht und verblendet.
So wie Israel nur auf die „Stimme“ Gottes hören sollte, sind auch wir allein auf das Wort Gottes angewiesen und werden eindringlich vor allem gewarnt, was uns davon abziehen will. Wir dürfen in diesem Punkt nicht den Eingebungen unseres eigenen Geistes und auch nicht den Meinungen anderer Gehör schenken. Wir sollen auf nichts anderes hören als auf die Stimme Gottes, die Heilige Schrift. Hier haben wir uneingeschränkte Gewissheit, so dass wir sagen können: „Ich weiß, wem“ – nicht nur was – „ich geglaubt habe, und bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren“ (2Tim 1,12).