Behandelter Abschnitt 5. Mose 1,45-46
Das nutzlose Weinen
„Und ihr kehrtet zurück und weintet vor dem Herrn; aber der Herr hörte nicht auf eure Stimme und neigte sein Ohr nicht zu euch. – Und ihr bliebt in Kades viele Tage, nach den Tagen, die ihr bliebt“ (V. 45.46).
Ihre Tränen hatten ebenso wenig Wert wie ihre Worte. Ihrem Weinen war ebenso wenig Vertrauen zu schenken wie ihrem Bekenntnis. Man kann in der Gegenwart Gottes bekennen und Tränen vergießen, ohne ein wirkliches Empfinden über die Sünde zu haben. Im Grunde ist das nichts anderes als eine Verspottung Gottes. Gott hat Wohlgefallen an einem Herzen, das in Wahrheit gebrochen ist. In einem solchen Herzen will Er wohnen. „Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten“ (Ps 51,19). Die aus einem bußfertigen Herzen kommenden Tränen sind Gott wohlgefällig, weil sie beweisen, dass in einem solchen Herzen Raum für ihn ist. Das ist es, was Er sucht. Er möchte in unseren Herzen wohnen und uns mit der tiefen, unaussprechlichen Freude seiner gesegneten Gegenwart erfüllen.
Israels Bekenntnis und seine Tränen in Kades waren nicht aufrichtig, und deshalb konnte der Herr sie nicht annehmen. So blieb dem Volk Israel nichts anderes übrig, als in die Wüste zurückzukehren und vierzig Jahre lang dort herumzuwandern. Es musste die Folgen seines Unglaubens tragen. Wollte es nicht in das Land hinaufziehen, so musste es in der Wüste fallen. Wie ernst ist das, was der Heilige Geist im Brief an die Hebräer hierüber sagt! Mit welcher Eindringlichkeit wenden diese Worte sich auch an uns! „Deshalb, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, wie in der Erbitterung, an dem Tag der Versuchung in der Wüste, wo eure Väter mich versuchten, indem sie mich prüften, und sie sahen doch meine Werke vierzig Jahre. Deshalb zürnte ich diesem Geschlecht und sprach: Allezeit gehen sie irre mit dem Herzen; aber sie haben meine Wege nicht erkannt. So schwor ich in meinem Zorn: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!
Gebt Acht, Brüder, dass nicht etwa in jemand von euch ein böses Herz des Unglaubens sei in dem Abfallen von dem lebendigen Gott . . . Und wir sehen, dass sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens . . . Denn auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, wie auch jenen; aber das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben verbunden war“ (Heb 3,7-12.19; 4,2).
Unglaube und Glaube
Hier, wie überall in der Heiligen Schrift, sehen wir, dass es vor allem der Unglaube ist, der Gott betrübt und seinen Namen verunehrt. Daneben beraubt der Unglaube uns auch der Segnungen und Vorrechte, die Gott uns geben will. Wir verstehen oft wenig, wie viel wir in jeder Beziehung durch unseren Unglauben verlieren. Der Unglaube macht uns unbrauchbar, während wir stark und nützlich für Gott sein könnten. Das Werk des Herrn wird gehindert. Wir lesen in den Evangelien, dass der Herr an einem Ort nicht viele Wunder tun konnte wegen ihres Unglaubens. Ist das keine Mahnung für uns?
Lasst uns einen Blick auf die ergreifende Szene in Markus 2,1-12 werfen. Hier sehen wir die Macht des Glaubens in Verbindung mit dem Werk des Herrn. Der Glaube dieser vier Männer erquickte den Herrn. Der Kranke fand Heilung und Vergebung. Das war eine Gelegenheit zur Entfaltung der Macht Gottes und der erhabenen Wahrheit, dass Gott in der Person Jesu von Nazareth auf der Erde war, Krankheiten heilte und Sünden vergab.
Die ganze Schrift bestätigt, dass der Unglaube uns den Segen raubt, unsere Nützlichkeit hindert und uns das Vorrecht nimmt, Gottes Werkzeuge bei der Ausführung seines herrlichen Werkes zu sein. Wir können dann auch nicht das Wirken des Geistes erkennen. Der Glaube zieht Kraft und Segen auf uns und andere um uns her herab. Er verherrlicht und erfreut Gott, indem er das Geschöpf an seinen Platz stellt und so Raum schafft für die Entfaltung der Macht Gottes. Unbegrenzt sind die Segnungen, die wir aus der Hand Gottes empfangen, wenn Herzen beherrscht werden von dem einfachen Glauben, der immer mit Gott rechnet. Gott ehrt einen solchen Glauben. „Euch geschehe nach eurem Glauben“ (Mt 9,29). Ermutigen diese Worte uns nicht, tiefer in dem unausforschlichen Reichtum zu graben, den wir in Gott haben? Es erfreut ihn, wenn wir das tun. Wir können nie zu viel von dem Gott aller Gnade erwarten, der uns seinen eigenen Sohn gegeben hat und uns mit ihm alles schenken will (Röm 8,32).
Doch Israel traute es Gott nicht zu, dass Er sie in das verheißene Land bringen würde. Das Volk versuchte in eigener Kraft hinaufzuziehen. Die Folge dieser Vermessenheit war, dass es vor seinen Feinden fliehen musste. Vermessenheit und Glaube sind einander völlig entgegengesetzt. Während die Vermessenheit nur in Niederlage und Unglück enden kann, führt der Glaube stets zum Sieg.