Behandelter Abschnitt 4. Mose 18,11-14
Erhabenere Opfer
Es gab jedoch noch eine andere Art priesterlichen Vorrechts. Sie war nicht so erhaben wie die soeben betrachtete. „Und dies soll dir gehören: die Hebopfer ihrer Gaben, nach allen Webopfern der Kinder Israel; dir und deinen Söhnen und deinen Töchtern mit dir habe ich sie als eine ewige Gebühr gegeben; jeder Reine in deinem Haus soll es essen“ (V. 11).
Die Töchter Aarons durften nicht von dem Sündopfer und dem Schuldopfer essen. Sie wurden nach dem größtmöglichen Maß ihrer Fähigkeit versorgt. Aber es gab gewisse Dinge, die sie nicht tun konnten, gewisse Vorrechte, die außerhalb ihres Bereichs lagen, und gewisse Verantwortlichkeiten, die für sie zu schwer waren. Es ist viel leichter, mit einem anderen in der Darbringung eines Dankopfers Gemeinschaft zu haben, als seine Sünde zu unserer eigenen zu machen. Das Letztere verlangt ein Maß von priesterlicher Kraft, das sein Gegenbild in den „Söhnen“ Aarons und nicht in seinen „Töchtern“ findet. Dürfen wir uns über diesen Unterschied wundern? Durchaus nicht. Wir alle stehen als Gläubige auf demselben Boden, haben dieselben Anrechte, sind in dasselbe Verhältnis zu Gott gebracht, aber unsere Fähigkeiten sind verschieden. Und obwohl wir alle nach der höchsten Stufe priesterlichen Dienstes und nach dem höchsten Maß priesterlicher Fähigkeit streben sollen, so ist es doch nutzlos, wenn wir uns etwas anmaßen, was wir nicht besitzen.
Eins wird uns jedoch klar vor Augen gestellt: Wir müssen „rein“ sein, um ein priesterliches Vorrecht genießen oder eine priesterliche Speise essen zu können, rein durch das auf unser Gewissen angewandte Blut Christi und rein durch das Wort, das der Heilige Geist auf unsere Gewohnheiten, Verbindungen und Wege anwendet. Wenn wir rein sind, so ist durch die kostbare Gnade Gottes reichste Vorsorge für unsere Seele getroffen, ganz gleich, ob unsere Fähigkeiten klein oder groß sind. Hören wir die folgenden Worte: „Alles Beste vom Öl und alles Beste vom Most und Getreide, ihre Erstlinge, die sie dem Herrn geben, dir habe ich sie gegeben. Die ersten Früchte von allem, was in ihrem Land wächst, die sie dem Herrn bringen, sollen dir gehören; jeder Reine in deinem Haus soll davon essen“ (V. 12.13).
Hier wird wirklich ein fürstliches Teil für alle bestimmt, die zu Priestern Gottes gemacht sind. Sie sollten das Allerbeste haben, das Erste von allem, was das Land des Herrn hervorbrachte. Da war Wein, der des Menschen Herz erfreut, Öl, das das Angesicht glänzend macht, und Brot, das des Menschen Herz stärkt (vgl. Ps 104,15).
Welch ein Bild von unserem Teil in Christus! Die Olive und die Traube wurden gepresst, das Weizenkorn wurde gemahlen, um die Priester Gottes zu speisen und zu erfreuen. So ist das Gegenbild all dieser Dinge im Tod zerschlagen und zermalmt worden, damit es durch sein Fleisch und Blut seinem Haus Leben, Kraft und Freude darreichen könnte. Er, das kostbare Weizenkorn, fiel in die Erde und starb, damit wir leben möchten. Und der Saft des lebendigen Weinstocks wurde ausgepresst, um den Kelch des Heils zu füllen, den wir jetzt trinken und den wir in der Gegenwart unseres Gottes allezeit trinken werden.
Was brauchen wir nun noch außer einer größeren Fähigkeit, die Fülle und das Glück unseres Teils in einem gekreuzigten, auferstandenen und verherrlichten Heiland zu genießen? Frohen Herzens dürfen wir sagen: „Wir haben alles und haben Überfluss.“ Gott hat uns alles gegeben, was Er uns je geben konnte, ja, das Beste, das Er hatte. Er hat uns sein eigenes Teil gegeben. Er hat uns berufen, uns mit ihm in heiliger, glücklicher Gemeinschaft niederzusetzen und von dem gemästeten Kalb zu genießen (vgl. Lk 15). Er hat unsere Ohren geöffnet, um zu hören, und unsere Herzen zubereitet, um, wenn auch in schwachem Maß, diese wunderbaren Worte zu verstehen: „Lasst uns essen und fröhlich sein!“
Wie wunderbar ist die Gnade, dass nichts weniger das Herz Gottes zufriedenstellen konnte als dies: sein Volk um sich versammelt zu sehen und es zu nähren mit dem, woran Er selbst seine Wonne findet!