Behandelter Abschnitt 4. Mose 18,9-10
Das Sündopfer essen
Das 18. Kapitel gibt uns eine Darstellung des Teils, das für Aaron und sein Haus bestimmt war. Wir finden darin ein Bild von den geistlichen Rechten des christlichen Priestertums. Wir können diesen Bericht nicht lesen, ohne zu sehen, welch ein königliches Teil wir besitzen. „Alle ihre Opfergaben nach allen ihren Speisopfern und nach allen ihren Sündopfern und nach allen ihren Schuldopfern, die sie mir darbringen, als ein Hochheiliges soll es dir und deinen Söhnen gehören. Als Hochheiliges [oder: an hochheiligem Ort] sollst du es essen, alles Männliche soll es essen; es soll dir heilig sein“ (V. 9.10).
Das Sündopfer oder das Schuldopfer essen bedeutet sinnbildlich, die Sünde oder die Schuld eines anderen zu der eigenen machen. Das ist ein heiliges Werk. Nicht jeder vermag sich im Geist mit der Sünde seines Bruders einszumachen. Dies in einer sühnenden Weise zu tun, ist für uns selbstverständlich ganz und gar unmöglich. Das konnte nur ein Einziger tun, und Er hat es vollkommen getan, sein Name sei ewig dafür gepriesen! Doch etwas ist möglich: ich kann die Sünde meines Bruders auf mich nehmen und sie im Geist vor Gott bringen, als wäre sie meine eigene Sünde. Das wird dadurch versinnbildlicht, dass die Söhne Aarons das Sündopfer an heiligem Ort aßen. Nur die Söhne taten es: „Alles Männliche soll es essen“. Es war der erhabenste Teil des priesterlichen Dienstes. „Als Hochheiliges [oder: an hochheiligem Ort] sollst du es essen.“ Wir müssen Christus sehr nahe sein, wenn wir die geistliche Bedeutung und Anwendung dieser Dinge verstehen wollen. Es ist eine wunderbar gesegnete und heilige Übung, die nur in der Gegenwart Gottes erfahren werden kann. Wie wenig wir wirklich davon verstehen, kann unser Herz bezeugen.
Unsere Neigung geht dahin, über einen Bruder, der gesündigt hat, zu Gericht zu sitzen, den Platz eines strengen Beurteilers einzunehmen, seine Sünde als etwas zu betrachten, was uns gar nichts angeht. Indem wir so handeln, versagen wir auf traurige Weise in unserer priesterlichen Aufgabe. Wir weigern uns, das Sündopfer an heiligem Ort zu essen. Es ist eine sehr wertvolle Frucht der Gnade, wenn wir uns mit einem verirrten Bruder so einsmachen können, dass wir seine Sünde betrachten, als hätten wir sie getan, und dass wir sie im Geist vor Gott bringen. Das ist wirklich eine erhabene Art des priesterlichen Dienstes, und sie erfordert sehr viel von dem Geist und der Gesinnung Christi. Nur ein geistlicher Christ kann in diese Dinge wirklich eindringen. Aber wie wenige von uns sind wahrhaft geistlich! „Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest. Einer trage des anderen Lasten, und so erfüllt das Gesetz des Christus“ (Gal 6,1.2). möchte der Herr uns Gnade geben, dieses gesegnete „Gesetz“ zu erfüllen! Wie verurteilt es unsere Härte und Selbstsucht! Wie sollten wir doch hierin, wie auch in allem anderen, Christus mehr gleich sein!