Behandelter Abschnitt 4. Mose 16,28-35
Das Gericht Gottes
Der Rest unseres Kapitels zeigt uns das ernste Gericht Gottes über Korah und seine Rotte. Der Herr entschied sehr schnell über die durch die Empörer aufgeworfene Frage. Schon der Bericht darüber ist schrecklich. Wie muss erst der Vorgang selbst gewesen sein! Die Erde tat ihren Mund auf und verschlang die drei Hauptanstifter der Empörung, und das Feuer des Herrn ging aus und verzehrte die 250 Männer, die es wagten, ihr Räucherwerk zu opfern. „Und Mose sprach: Daran sollt ihr erkennen, dass der Herr mich gesandt hat, alle diese Taten zu tun, dass ich nicht aus meinem Herzen gehandelt habe: Wenn diese sterben, wie alle Menschen sterben, und mit der Heimsuchung aller Menschen heimgesucht werden, so hat der Herr mich nicht gesandt; wenn aber der Herr ein Neues schafft und der Erdboden seinen Mund auftut und sie verschlingt mit allem, was ihnen angehört, und sie lebendig in den Scheol hinabfahren, so werdet ihr erkennen, dass diese Männer den Herrn verachtet haben“ (V. 28–30).
Mit diesen Worten macht Mose die Frage einfach zu einer Sache zwischen dem Herrn und den Empörern. Er kann sich auf Gott berufen und alles seinen Händen überlassen. Das ist das wahre Geheimnis aller moralischen Kraft. Ein Mensch, der nicht sich selbst sucht, der kein anderes Ziel und keinen anderen Wunsch als die Ehre des Herrn hat, kann den Ausgang der Dinge ruhig abwarten. Aber dafür muss das Auge einfältig, das Herz aufrichtig und die Absicht sauber sein. Alle Anmaßung und Einbildung wird ans Licht kommen, wenn Gott aufsteht, um zu richten. So etwas hält nicht stand, wenn die Erde ihren Mund auftut und das Feuer des Herrn alles verzehrt. „Und es geschah, als er alle diese Worte ausgeredet hatte, da spaltete sich der Erdboden, der unter ihnen war, und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie und ihre Familien und alle Menschen, die Korah angehörten, und die ganze Habe. Und sie fuhren lebendig in den Scheol hinab, sie und alles, was ihnen angehörte; und die Erde bedeckte sie, und sie wurden mitten aus der Versammlung vertilgt. Und ganz Israel, das rings um sie her war, floh bei ihrem Geschrei; denn sie sprachen: Dass die Erde uns nicht verschlinge“ (V. 31–34).
Wirklich, „es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Heb 10,38) „Er ist ein Gott, schrecklich in der Versammlung der Heiligen, und furchtbar über alle, die rings um ihn her sind“ (Ps 89,8). „Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Heb 12,29). Wie viel besser wäre es für Korah gewesen, wenn er mit seinem levitischen Dienst, der von der höchsten Ordnung war, zufrieden geblieben wäre! Seine Aufgabe als Kehatiter bestand darin, einige der kostbarsten Geräte des Heiligtums zu tragen. Aber er trachtete nach dem Priestertum und – stürzte in den Abgrund.
Doch das war noch nicht alles (V. 35 ). Kaum hatte sich der Erdboden über den Empörern geschlossen, als„Feuer ausging von dem Herrn und die 250 Männer fraß, die das Räucherwerk dargebracht hatten“.
Es war eine schreckliche Szene, eine erschütternde Offenbarung des göttlichen Gerichts über den Stolz und die Anmaßung des Menschen. Es ist vergeblich, wenn der Mensch sich gegen Gott erhebt; denn Gott widersteht dem Hochmütigen, aber dem Demütigen gibt Er Gnade.
Möchten wir demütig mit unserem Gott leben, mit seinem Willen zufrieden sein, uns begnügen, einen sehr geringen Platz auszufüllen und das bescheidenste Werk zu tun! Das ist wahre Würde, und darin besteht das wahre Glück. Die große und wichtige Sache ist, dass wir das Werk tun, das Er uns zu tun gibt, und den Platz einnehmen, den Er uns angewiesen hat. Hätten Korah und seine Rotte das gelernt, so hätte ihr Wehgeschrei das Herz ihrer Brüder nicht erschreckt. Aber nein, sie wollten etwas sein, da sie doch nichts waren, und darum stürzten sie in den Abgrund hinab. Unter der Regierung Gottes folgt dem Stolz unausweichlich der Untergang. Vergessen wir das nie! Möchte die Betrachtung dieses Kapitels unser Gefühl dafür, wie wertvoll ein demütiger und zerschlagener Geist ist, vertieft haben! Wir leben in einer Zeit, wo der Mensch mehr und mehr danach strebt, vorwärtszukommen und aufzusteigen. Aber jeder, „der sich selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden“ (Mt 23,12). Wenn wir von der im Reich Gottes gültigen Regel geleitet werden, werden wir finden, dass der einzige Weg zur Erhöhung darin besteht, sich selbst zu erniedrigen. Der jetzt den allerhöchsten Platz im Himmel einnimmt, ist derselbe, der hier auf der Erde freiwillig den allerniedrigsten einnahm (vgl. Phil 2,5-11).
Das ist das Vorbild für uns als Christen und zugleich das göttliche Heilmittel gegen den Stolz und den rastlosen Ehrgeiz der Menschen dieser Welt. Nichts ist trauriger, als bei denen, die Nachfolger des Sanftmütigen und von Herzen Demütigen zu sein bekennen, einen hochstrebenden, eitlen, auf sich selbst vertrauenden Geist zu sehen. Unmöglich kann jemand, der sich je in Wahrheit in der Gegenwart Gottes geprüft und kennengelernt hat, einen Geist des Hochmuts, der Anmaßung und des Selbstvertrauens pflegen. Viel mit Gott allein zu sein, ist das sichere Heilmittel gegen Stolz und alle Selbstgefälligkeit. Möge der Herr in seiner Güte uns in allen unseren Wegen in wahrer Demut erhalten und uns geben, dass wir uns einfach auf ihn stützen und wir in unseren Augen klein und gering sind!