Behandelter Abschnitt 4. Mose 14,13-19
Moses Fürbitte
Hier nimmt Mose den höchsten Standpunkt ein, der möglich ist. Er ist einzig und allein mit der Ehre des Herrn beschäftigt. Er kann den Gedanken nicht ertragen, dass der Glanz dieser Ehre in den Augen der unbeschnittenen Nationen irgendwie getrübt werde. Was lag daran, ob er das Haupt eines Volkes wurde? Was lag daran, ob Millionen ihn in Zukunft als ihren berühmtesten Stammvater betrachten würden? Wenn diese persönliche Herrlichkeit und Größe nur durch die Aufopferung eines Strahls der göttlichen Herrlichkeit erreicht werden konnte, dann weg mit allem!
Der Name Mose mag auf immer ausgelöscht werden, nicht aber das Volk. Mose hatte Ähnliches in den Tagen des goldenen Kalbes gesagt, und er war bereit, es jetzt zu wiederholen. Angesichts des Aberglaubens und angesichts der Unabhängigkeit einer ungläubigen Nation schlug das Herz Moses nur für die Ehre Gottes. Sie musste um jeden Preis gewahrt bleiben. Mochte kommen, was da wollte, und mochte es kosten, was es wollte, die Ehre des Herrn musste erhalten werden. Mose fühlte, dass es nur dann richtig um eine Sache stehen konnte, wenn deren Grundlage war, dass die Ehre des Gottes Israels unbedingt aufrechterhalten wurde. Der Gedanke, sich selbst auf Kosten Gottes groß gemacht zu sehen, war dem Herzen dieses Gottesmannes unerträglich. Nein, der Name, den er so sehr liebte, durfte unter den Nationen nicht verlästert werden! Nie sollte jemand sagen können: „Der Herr vermochte nicht das Volk ins Land zu bringen.“
Doch noch etwas anderes war wichtig für das uneigennützige Herz von Mose. Er dachte an das Volk. Er liebte es und sorgte für sein Wohl. Die Ehre des Herrn stand ohne Zweifel an erster Stelle, sodann aber folgte das Wohl Israels. „Und nun“, fügte er hinzu, „möge doch die Macht des Herrn sich groß erweisen, so wie du geredet hast, indem du sprachst: Der Herr ist langsam zum Zorn und groß an Güte, der Ungerechtigkeit und Übertretung vergibt – aber keineswegs hält er für schuldlos den Schuldigen –, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern an der dritten und an der vierten Generation. Vergib doch die Ungerechtigkeit dieses Volkes nach der Größe deiner Güte, und so wie du diesem Volk verziehen hast von Ägypten an bis hierher“ (V. 17–19).
Die Reihenfolge, der Ton und der Geist in dieser ganzen Bitte sind kostbar. Da ist zunächst und hauptsächlich die eifersüchtige Sorge für die Ehre des Herrn. Aber dann wird auf eben dieser Grundlage der Aufrechterhaltung der Ehre Gottes – Vergebung für das Volk erbeten. „Möge sich doch die Macht des Herrn groß erweisen.“ Wozu? Zum Gericht und zur Vernichtung? Nein, sondern „der Herr ist langsam zum Zorn“. Welch ein Gedanke: die Macht Gottes in Langmut und Vergebung!
Wie unaussprechlich herrlich! In welch inniger Gemeinschaft mit dem Herzen und den Gedanken Gottes musste Mose stehen, wenn er in solcher Weise reden konnte! Und welch einen Gegensatz bildet er zu Elia, als dieser am Berg Horeb gegen Israel auftrat! Es ist leicht zu erkennen, welcher von diesen beiden geehrten Männern mehr in Übereinstimmung mit den Gedanken und dem Geist Christi war. „Vergib doch die Ungerechtigkeit dieses Volkes nach der Größe deiner Güte!“ Diese Worte waren angenehm für den Herrn, dessen Freude es ist, zu vergeben. „Und der Herr sprach: Ich habe vergeben nach deinem Wort.“ Aber dann fügte Er hinzu: „Jedoch, so wahr ich lebe, soll die ganze Erde von der Herrlichkeit des Herrn erfüllt werden“ (V. 20.21).