Behandelter Abschnitt 4. Mose 13,27-33
Das Ergebnis der Erkundung
Aber ach! Das Volk wurde nicht durch Glauben geleitet, sondern von einem finsteren, niederdrücken- den Unglauben beherrscht, und selbst die Männer, die ausgesandt worden waren, um die Gemeinde zu überzeugen und zu befestigen, standen – mit nur zwei glänzenden Ausnahmen – unter der Macht des gleichen, Gott verunehrenden Unglaubens. Der Ausgang der ganzen Sache machte nur den wahren Zustand des Volkes offenbar. Der Unglaube war herrschend. Das Zeugnis war klar genug: „Wir sind in das Land gekommen, wohin du uns gesandt hast; und wirklich, es fließt von Milch und Honig, und dies ist seine Frucht.“ An der Aussage Gottes über das Land war nichts falsch. Es war ganz so, wie Er gesagt hatte. Die Kundschafter selbst waren Zeugen davon. Aber hören wir, was folgt: „Nur dass das Volk stark ist, das in dem Land wohnt, und die Städte befestigt, sehr groß; und auch die Kinder Enaks haben wir dort gesehen“ (V. 27.28).
Da, wo der Mensch beteiligt ist und der Unglaube wirkt, folgt mit Sicherheit immer ein „Aber“, ein „Nur“. Die ungläubigen Kundschafter sahen die Schwierigkeiten: große Städte, hohe Mauern, mächtige Riesen; aber den Herrn sahen sie nicht. Sie sahen auf die sichtbaren Dinge; aber ihr Auge war nicht auf den gerichtet, der unsichtbar ist. Ohne Zweifel waren die Städte groß; aber Gott war größer. Die Mauern waren hoch; aber Gott war größer. Die Riesen waren stark, aber Gott war stärker.
So urteilt der Glaube immer. Er zieht seine Schlüsse von Gott aus auf die Schwierigkeiten. Er beginnt mit ihm. Der Unglaube dagegen beginnt mit den Schwierigkeiten und schließt von diesen auf Gott. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir gegen die Schwierigkeiten unempfindlich oder dass wir sorglos sein sollten! Weder Unempfindlichkeit noch Sorglosigkeit sind Glaube. Es gibt viele Leute, die leicht durchs Leben zu gehen scheinen, weil sie grundsätzlich alles von der angenehmsten Seite aufzufassen suchen. Aber das ist nicht Glaube. Der Glaube sieht den Schwierigkeiten ins Gesicht. Er sieht und fühlt die raue, schlimme Seite der Dinge. Er ist nicht unwissend, nicht gleichgültig, nicht sorglos, aber – er bringt den lebendigen Gott mit allem in Verbindung. Er schaut auf ihn, stützt sich auf ihn und nimmt alles, was er braucht, von ihm.
Darin liegt das Geheimnis seiner Kraft. Er hat die tiefe und feste Überzeugung, dass für den allmächtigen Gott nie eine Mauer zu hoch, nie eine Stadt zu groß und nie ein Riese zu stark ist. Der Glaube allein gibt Gott den ihm zukommenden Platz, und daher ist er es auch allein, der die Seele über die Einflüsse äußerer Umstände erhebt, mögen diese sein, wie sie wollen. Kaleb offenbarte diesen wertvollen Glauben, als er sagte: „Lasst uns nur hinaufziehen und es in Besitz nehmen, denn wir werden es gewiss überwältigen“ (V. 30). So spricht der lebendige Glaube, der Gott verherrlicht und sich durch die Umstände nicht erschrecken lässt.
Leider beherrschte dieser lebendige Glaube die große Mehrzahl der Kundschafter ebenso wenig wie die, die sie ausgesandt hatten, und daher wurde der eine Gläubige von den zehn Ungläubigen übertönt: „Aber die Männer, die mit ihm hinaufgezogen waren, sprachen: Wir vermögen nicht gegen das Volk hinaufzuziehen“ (V. 31). Die Sprache des Unglaubens war der Sprache des Glaubens genau entgegengesetzt. Der eine sprach, indem er auf Gott schaute: „Wir werden es gewiss überwältigen.“ Die anderen aber sagten im Blick auf die Schwierigkeiten: „Wir können nicht.“ Und wie es damals war, so ist es heute noch.
Der Glaube sieht nur den lebendigen Gott und darum nicht die Schwierigkeiten; der Unglaube aber sieht nur die Schwierigkeiten und nicht Gott. Der Glaube rechnet mit Gott, und alles ist hell und leicht. Der Unglaube schließt Gott aus, und alles ist dunkel und schwierig. „Und sie verbreiteten unter die Kinder Israel ein böses Gerücht über das Land, das sie ausgekund- schaftet hatten, und sprachen: Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, ist ein Land, das seine Bewohner frisst; und alles Volk, das wir darin gesehen haben, sind Leute von hohem Wuchs; auch haben wir dort die Riesen gesehen, die Kinder Enaks, von den Riesen; und wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken, und so waren wir auch in ihren Augen“ (V. 32.33). Kein Wort von Gott! Er ist gänzlich ausgeschlossen. Hätten die Kundschafter an ihn gedacht, hätten sie die Riesen mit ihm verglichen, so hätte es ihnen nichts ausgemacht, ob sie selbst wie Heuschrecken waren oder Männer. Aber durch ihren traurigen Unglauben stellten sie den Gott Israels auf die gleiche Ebene mit einer Heuschrecke.
Es ist merkwürdig, dass der Unglaube, wo und wann immer er auch wirksam wird, stets durch die gleiche Tatsache charakterisiert wird: Er schließt Gott aus. Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es nicht. Alle Urteile und Schlüsse des Unglaubens beruhen auf der Ausschließung Gottes.