Behandelter Abschnitt 4. Mose 1,17-19
Zugehörigkeit zum Volk Gottes
So viel über das göttliche Buch als Ganzes. Betrachten wir jetzt den Inhalt des Teiles, der vor uns liegt! Im 1. Kapitel finden wir das Geschlechtsregister des Volkes Israel, im 2. Kapitel die Anordnung der Banner (Standarten). „Und Mose und Aaron nahmen diese mit Namen bezeichneten Männer, und sie versammelten die ganze Gemeinde am Ersten des zweiten Monats. Und sie ließen sich in die Geburtsverzeichnisse eintragen nach ihren Familien, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, von zwanzig Jahren und darüber, nach ihren Köpfen; wie der Herr Mose geboten hatte. Und so musterte er sie in der Wüste Sinai“ (Kap. 1,17–19).
Sagt uns das etwas? Hilft es uns, irgendeine geistliche Lehre zu verstehen? Ganz gewiss! Zuerst einmal will diese Stelle in dem Leser die Frage wecken: „Kann ich meine Herkunft angeben?“ Es steht sehr zu befürchten, dass Hunderte, wenn nicht Tausende unter denen, die bekennen, Christen zu sein, das nicht können. Sie können nicht mit Bestimmtheit sagen: „Jetzt sind wir Kinder Gottes“ (1Joh 3,2). – „Ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus . . . Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr denn Abrahams Nachkommen und nach Verheißung Erben“ (Gal 3,26.29). – „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes . . . Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm 8,14.16).
Das ist das „Geschlechtsregister“, der „Stammbaum“ des Christen, und es ist sein Vorrecht, es „bekannt machen“ zu können. Er ist von oben her geboren – von neuem geboren, geboren aus Wasser und Geist, d. h., durch das Wort und den Geist Gottes (vgl. sorgfältig Joh 3,5; Jak 1,18; 1Pet 1,23; Eph 5,26).
Der Gläubige leitet seine Abkunft direkt von einem auferstandenen und verherrlichten Christus her. Das ist das christliche Geschlechtsregister. Was unsere natürliche Herkunft betrifft – wenn wir sie bis zu ihrer Quelle zurückverfolgen, müssen wir sehen und zugeben, dass wir von einem verdorbenen Stamm herkommen. Wir sind eine gefallene Menschheitsfamilie. Unser Geschlecht ist ein gefallenes Geschlecht. Unsere Güter sind verloren, unser Blut ist befleckt, wir sind unwiederbringlich zugrunde gerichtet; wir können niemals wieder unsere ursprüngliche Stellung zurückgewinnen, unser früherer Stand und das Erbe, das damit verbunden war, sind rettungslos verloren. „In Ungerechtigkeit . . . geboren und in Sünde . . . empfangen“ (vgl. Ps 51,7) – das ist der Ursprung des Menschen, das ist seine Herkunft. Wer könnte daran denken, auf solch eine Herkunft, auf einen solchen Ursprung stolz zu sein? Doch nur jemand, dessen Sinn der Gott dieses Zeitlaufs verblendet hat!
Wie anders aber verhält es sich mit einem Christen! Seine Herkunft ist himmlischer Art, sein Stammbaum wurzelt im Boden der neuen Schöpfung. Der Tod kann diese Verbindung niemals zerstören, denn sie ist aus der Auferstehung entstanden. Es ist äußerst wichtig, sich über diesen fundamentalen Punkt völlig im Klaren zu sein. Das erste Kapitel des vierten Buches Mose zeigt uns, wie wichtig es war, dass jedes Glied der Gemeinde Israel seinen Stammbaum angeben konnte. Ungewissheit in diesem Punkt hätte sich als unheilvoll erwiesen und Verwirrung hervorgerufen. Wir können uns kaum vorstellen, dass ein Israelit sich in der bei vielen Christen heute üblichen unklaren Art geäußert hätte, wenn man ihn nach seiner Herkunft gefragt hätte: „Nun ja, ich bin mir nicht ganz sicher. Manchmal hoffe ich, dass ich vom Stamm Israel bin; aber dann wieder bin ich voller Furcht, dass ich keineswegs zur Gemeinde des Herrn gehöre. Ich bin da ganz unsicher und weiß nichts Genaues.“ – Und noch viel weniger können wir es uns vorstellen, dass darauf jemand bestanden hätte, man könne bis zum Tag des Gerichts nicht sicher sein, ob man wirklich ein Israelit sei oder nicht.
Jetzt können wir mit Recht fragen: Wenn ein Jude sich seiner Herkunft sicher sein konnte, warum soll es dann ein Christ nicht sein können? – Eine Frage, über die nachzudenken sich lohnt! – Wenn du einer der vielen Menschen bist, die bisher noch nicht zu der segensreichen Gewissheit ihrer himmlischen Abstammung, ihrer Geburt aus dem Geist (vgl. Joh 3,5) gelangt sind, dann lass uns jetzt in Ruhe über diesen bedeutsamen Punkt nachdenken. Vielleicht möchtest du die Frage stellen: „Wie kann ich dessen sicher sein, dass ich wirklich und wahrhaftig ein Kind Gottes bin, geboren aus dem Wort und dem Geist Gottes?“
Die Weisheit ist gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern
Zuerst einmal wollen wir auf ein besonderes Merkmal hinweisen, das ausnahmslos alle Kinder Gottes kennzeichnet. Es ist sehr einfach, aber es bringt sehr viel Segen mit sich. Besitzen wir es nicht, dann sind wir ganz sicher nicht himmlischer Herkunft; wenn wir es aber haben, dann sind wir wirklich dieser Herkunft. Wir können deshalb genau wie die Israeliten ohne irgendwelche Schwierigkeit oder Einschränkung unser „Geschlechtsregister“ angeben. Welches ist dieses Kennzeichen? Worin besteht diese große Familien-Eigenschaft? Unser Herr Jesus Christus selbst gibt uns die Antwort: „Die Weisheit ist gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern“ (Lk 7,35; Mt 11,19). Alle Kinder der Weisheit von Abel bis jetzt tragen also diesen großen Charakterzug der einen Familie. Alle Kinder Gottes, alle Söhne der Weisheit lassen ausnahmslos dieses Merkmal in irgendeinem Grad erkennen, dass sie Gott gerechtfertigt haben.
Beachten wir das gut! Es mag auf den ersten Blick schwierig sein, zu verstehen, was das sagen will: Gott rechtfertigen. Aber folgende Stelle macht es wohl ganz klar: „Und das ganze Volk, das zuhörte, und die Zöllner rechtfertigten Gott dadurch, dass sie mit der Taufe des Johannes getauft wurden; die Pharisäer aber und die Gesetzgelehrten machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos, weil sie sich nicht von ihm taufen ließen“ (Lk 7,29.30). Hier stehen die beiden Gruppen einander gegenüber: die Zöllner rechtfertigten Gott und verurteilten sich selbst, die Pharisäer dagegen rechtfertigten sich selbst und verurteilten Gott. Die Ersteren unterwarfen sich der Taufe des Johannes, der Taufe der Buße (vgl. Mk 1,4); die Letzteren wiesen diese Taufe zurück, weigerten sich, Buße zu tun, weigerten sich, sich zu demütigen und sich selbst zu verurteilen.
Seine Abstammung angeben können
Hier sehen wir die beiden großen Gruppen, in die sich die ganze menschliche Familie von den Tagen Kains und Abels bis in unsere Zeit aufteilt. Und wir sehen hier auch gleichzeitig den einfachsten Prüfstein, an dem wir unsere „Abstammung“ feststellen können. Haben wir uns selbst verurteilt? Haben wir uns in wirklicher Reue vor Gott gebeugt? Das bedeutet „Gott rechtfertigen“! Beide Dinge gehören zusammen, ja, sind ein und dasselbe: Derjenige, der sich selbst verurteilt, rechtfertigt damit Gott, und wer Gott rechtfertigt, verurteilt sich selbst – und andererseits richtet derjenige Gott, der sich selbst rechtfertigt bzw. wer Gott richtet, rechtfertigt sich selbst.
So ist es in jedem Fall. Und es sei nochmals bemerkt, dass in demselben Augenblick, in dem wir uns auf den Boden der Buße und des Urteils über uns selbst stellen, Gott unser Rechtfertiger wird. Gott rechtfertigt immer diejenigen, die sich selbst verurteilen. Alle seine Kinder rechtfertigen ihn, und Er rechtfertigt alle seine Kinder. In dem Augenblick, als David sagte: „Ich habe gegen den Herrn gesündigt“, erhielt er die Antwort: „Der Herr hat deine Sünde weggetan“ (2Sam 12,13). Gottes Vergebung folgt dem Bekenntnis des Menschen sofort. Daraus ergibt sich, dass es sehr töricht ist, sich selbst zu rechtfertigen (vgl. Ps 51,6.7; Röm 3,4), und dass es weise ist, wenn wir uns selbst verurteilen; alle Kinder der Weisheit tun es.
Von Natur aus geben wir allem und jedem die Schuld, nur uns selbst nicht. Wo aber die Gnade wirkt, da entsteht die Bereitschaft, sich selbst zu verurteilen und einen niedrigen Platz einzunehmen. Darin besteht das Geheimnis alles Segens und des Friedens. Jeder, der wirklich dahin kommt, dass er sich selbst als verloren erkennt und sich selbst verurteilt, ist ein Kind der Weisheit, und er kann deshalb mit Sicherheit und Bestimmtheit seine „Herkunft“ angeben. Auf diesen Punkt möchte ich hier am Anfang den Nachdruck legen. Unmöglich kann jemand die richtige „Standarte“, das richtige „Banner“ erkennen und sich dort aufstellen, wenn er nicht seine „Herkunft“ angeben kann.
Kurz gesagt: Es ist unmöglich, den richtigen Standplatz in der Wüste einzunehmen, so lange im Hinblick auf diese große Frage noch irgendwelche Unsicherheit herrscht. Wie hätte einer der alten Israeliten seinen Platz in der Gemeinde einnehmen und mit den Übrigen im Heer stehen können, und wie hätte er erwarten können, irgendwie in der Wüste voranzukommen, wenn er sich nicht als Israelit hätte ausweisen können? So ist es auch jetzt mit den Christen. Ein Weiterkommen im Leben in der Wüste und jeder Erfolg im geistlichen Kampf sind ganz unmöglich, solange noch irgendwelche Unsicherheit hinsichtlich der geistlichen Herkunft besteht. Wir müssen sagen können: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind“ (1Joh 3,14), „wir wissen, dass wir aus Gott sind“ (1Joh 5,19), „wir haben geglaubt und erkannt“ (Joh 6,69), bevor irgendein wirklicher Fortschritt in unserem Leben als Christen möglich ist.
Kannst du deine Herkunft angeben? Ist das für dich eine vollständig geklärte Frage? Bist du dir bis in die Tiefen deiner Seele darüber im Klaren? Wenn du ganz allein bist mit Gott – ist das dann eine gänzlich entschiedene Frage zwischen dir und ihm? Prüfe, untersuche das gut und vergewissere dich sorgfältig! Geh nicht leicht über diese Angelegenheit hinweg! Verlass dich nicht auf ein bloßes Bekenntnis! Sage nicht: „Ich bin Mitglied einer Versammlung; ich nehme das Abendmahl des Herrn; ich halte mich an diese oder jene Lehren; ich bin religiös erzogen; ich lebe moralisch einwandfrei; ich habe niemandem etwas getan; ich lese die Bibel und bete; ich halte zu Hause Familienandachten; ich gebe viel für wohltätige und religiöse Zwecke.“ – Das alles kann vollkommen wahr sein, ohne dass du einen einzigen Pulsschlag göttlichen Lebens besitzt, ohne dass dich jemals ein einziger Strahl göttlichen Lichtes erreicht hat. Keines dieser Dinge – und auch nicht sie alle zusammen – ist ein Beweis geistlicher Herkunft.
Das Zeugnis des Heiligen Geistes, dass du ein Kind Gottes bist, ist erforderlich, und dieses Zeugnis begleitet immer den einfachen Glauben an den Herrn Jesus Christus. „Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst“ (1Joh 5,10). Keinesfalls geht es dabei darum, dass du in dein eigenes Herz siehst, um Beweise zu finden; es ist nicht ein Gebäude, errichtet auf Gemütsbewegungen, Gefühlen und Erlebnissen – es ist nichts dergleichen. Vielmehr geht es um einen kindlichen Glauben an Christus; es geht darum, ewiges Leben in dem Sohn Gottes zu haben; es geht um die unvergängliche Versiegelung durch den Heiligen Geist; es geht darum, Gott beim Wort zu nehmen. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24).
Zum Kampf bereit sein
Das ist der Weg, durch den man seine „Herkunft“ angeben kann, und man muss sie angeben können, bevor man „zum Krieg auszieht“. Das soll nicht heißen, dass man sonst nicht gerettet sein könnte. Sicherlich gibt es viele wirkliche Kinder Gottes (Israeliten im geistlichen Sinn), die ihre Herkunft nicht kennen. Aber sind sie fähig, in den Kampf zu ziehen? Sind sie tüchtige Krieger? Nein! Sie können nicht einmal wissen, was wahrer Kampf ist, im Gegenteil: Sie missverstehen ihre Zweifel und Ängste, ihre dunklen und trüben Zeiten als wirklichen christlichen Kampf. Das ist ein sehr schwer wiegender, aber leider üblicher Fehler. Immer wieder erleben wir, dass etwas als christlicher Kampf verteidigt wird, das in Wirklichkeit nur Niedergeschlagenheit und Gesetzlichkeit ist.
Nach dem Neuen Testament werden jedoch der wirkliche Kampf des Christen in einem Gebiet geführt, in dem Zweifel und Befürchtungen unbekannt sind. In den Kampf, den wir als Christen zu führen haben, treten wir erst ein, wenn wir in dem klaren Licht der vollkommenen Rettung Gottes stehen, der Rettung in einem auferstandenen Christus. Können wir auch nur für einen Moment annehmen, dass unser gesetzliches Ringen, unser sündiger Unglaube, dass unser Weigern, uns der Gerechtigkeit Gottes zu unterwerfen, und unsere Fragen und Vernunftschlüsse als der Kampf eines Christen angesehen werden können? Auf keinen Fall! Alles das ist Kampf gegen Gott. Dagegen wird christlicher Kampf gegen Satan geführt. „Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12).
Das ist christlicher Kampf. Aber kann solchen Kampf jemand führen, der dauernd zweifelt, ob er Christ ist oder nicht? Sicherlich nicht!
Drei Arten von Kampf
Es mag an dieser Stelle, wo es um das wichtige Thema des christlichen Kampfes geht, gut sein, auf drei Stellen im Neuen Testament hinzuweisen, in denen uns drei verschiedene Arten des Kampfes vorgestellt werden. Diese Stellen sind Römer 7,7-24; Galater 5,17 und Epheser 6,10-17. Die erste Stelle, Römer 7,7-24, zeigt uns das Ringen einer Seele, die zwar lebendig gemacht, aber noch nicht befreit ist – eine wiedergeborene Seele unter dem Gesetz. Den Beweis, dass wir hier von einer lebendig gemachten Seele reden können, finden wir in solchen Ausdrücken wie: „Was ich vollbringe, erkenne ich nicht.“ – „Das Wollen ist bei mir vorhanden.“ – „Ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen.“ Nur eine wiedergeborene Seele kann so reden. Das Verwerfen des Bösen, der Wille, das Richtige zu tun, das innere Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes – alles das sind deutliche Zeichen des neuen Lebens und Früchte der Wiedergeburt.
Aber andererseits finden wir Hinweise darauf, dass wir in dieser Römer-Stelle eine Seele vor uns haben, die nicht ganz befreit ist und nicht in der Freude einer Errettung lebt, die sie wirklich erkannt hat. Sie hat nicht das volle Bewusstsein des Sieges und ist nicht im sicheren Besitz geistlicher Kraft. Das beweisen uns ganz deutlich Ausdrücke wie: „Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft.“ – „Nicht das, was ich will, tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus.“ – „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ Nun, wir wissen, dass ein Christ normalerweise nicht „fleischlich“ ist, sondern geistlich. Er ist nicht „unter die Sünde verkauft“, sondern von ihrer Macht befreit. Er ist nicht ein „elender Mensch“, der sich nach Befreiung sehnt, sondern ein glücklicher Mensch, der weiß, dass er errettet ist. Er ist nicht ein unfähiger Sklave, unfähig, das Gute zu tun, und immer gezwungen, das Böse auszuüben; er ist frei, ausgerüstet mit der Kraft des Heiligen Geistes. Er kann sagen: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“ (Phil 4,13).
Das 7. Kapitel des Römerbriefes zeigt uns die Erfahrungen einer wirklich wiedergeborenen Seele, die aber noch nicht frei gemacht ist. Sie weiß noch nicht, dass sie mit einem auferstandenen Christus vereinigt ist, und sie kennt noch nicht die Kraft des Heiligen Geistes. Viele Christen leben tatsächlich in Römer 7 – während doch ihr eigentlicher Platz der ist, den Römer 8 uns zeigt. Ihrer Erfahrung nach leben sie unter Gesetz. Sie können nicht sagen, dass sie mit dem Heiligen Geist versiegelt sind. Sie besitzen nicht den völligen Sieg in einem auferstandenen und verherrlichten Christus. Zweifel und Befürchtungen quälen sie. Immer wieder ergeht es ihnen so, dass sie es am liebsten herausschreien möchten: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten?“ Aber ist denn ein Christ nicht gerettet? Ist er nicht erlöst?
Ist er nicht angenehm gemacht in dem Geliebten? Ist er nicht versiegelt mit dem Heiligen Geist der Verheißung? Ist er nicht vereinigt mit Christus? Und sollte er nicht all dieses wissen, sich darin freuen und es bekennen? Zweifellos! Und wenn er das tut, dann lebt er nicht mehr in Römer 7. Es ist dann sein Vorrecht, jenseits des leeren Grabes Jesu das Siegeslied zu singen und in der heiligen Freiheit zu leben, zu der Christus sein Volk frei gemacht hat. Römer 7 spricht durchaus nicht von Freiheit, sondern von Knechtschaft – allerdings außer der Stelle am Ende des Kapitels, wo die Seele endlich sagen kann: „Ich danke Gott.“ Zweifellos ist es sehr heilsam, alles das durchzumachen, was uns hier mit solcher Lebendigkeit und Kraft dargestellt ist.
Wir wollen jetzt kurz einen Blick auf den Kampf werfen, den Galater 5,17 uns nennt. Diese Stelle lautet: „Das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Dieser Vers wird oft so zitiert, als spreche er von fortwährender Niederlage, während er doch in Wirklichkeit das Geheimnis steten Sieges enthält. In Vers 16 lesen wir: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen.“ Das macht alles so klar. Die Gegenwart des Heiligen Geistes sichert uns Kraft. Es ist uns zugesichert, dass Gott stärker ist als das Fleisch und dass deshalb da, wo Er in den Kampf tritt, der Sieg gesichert ist. Und beachten wir, dass Galater 5,17 nicht von dem Kampf zwischen den beiden Naturen spricht – der alten und der neuen –, sondern von dem Kampf zwischen dem Heiligen Geist und dem Fleisch. Aus diesem Grund wird hinzugefügt: „. . . damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Wenn der Heilige Geist nicht in uns wohnte, würden wir mit Sicherheit die Lust des Fleisches vollbringen; aber weil Er in uns den Kampf führt, sind wir nicht mehr gezwungen, das Böse zu tun, sondern können das Gute tun.
Das ist auch der Unterschied zwischen Römer 7,14.15 und Galater 5,17. In der Stelle im Römerbrief sehen wir die neue Natur ohne die Kraft des innewohnenden Geistes, während in der Stelle im Galaterbrief sowohl die neue Natur als auch die Kraft des Heiligen Geistes vorhanden sind. Wir müssen uns immer vergegenwärtigen, dass die neue Natur in einem Glaubenden auf zweierlei Weise abhängig ist – abhängig vom Geist, um Kraft zu erhalten, und abhängig vom Wort Gottes, um sich von ihm leiten zu lassen. Der Heilige Geist kann betrübt und gehindert werden, aber Galater 5,16 lehrt deutlich, dass wir einen sicheren und beständigen Sieg über das Fleisch davontragen, wenn wir im Geist wandeln. Darum wäre es, wie bereits gesagt, ein ernster Fehler, wenn man Galater 5,17 als Begründung für ein leeres und fleischliches Leben anführen wollte. Diese Stelle will gerade das Gegenteil sagen.
Und nun ein Wort über Epheser 6,10-17. Hier sehen wir den Kampf des Christen gegen die bösen Geister in den himmlischen Örtern. Die Versammlung gehört dem Himmel an, und deshalb sollte sie immer nach himmlischen Grundsätzen leben. Wir sollten uns immer bemühen, unsere himmlische Stellung auch zu verwirklichen, von unserem himmlischen Erbe Besitz zu ergreifen und es festzuhalten. Das versucht der Teufel auf alle mögliche Weise zu verhindern. Hier liegt die Ursache des Kampfes, und deshalb brauchen wir auch „die ganze Waffenrüstung“ Gottes, um gegen unseren mächtigen geistlichen Feind bestehen zu können.
Ich möchte jetzt nicht weiter bei der Waffenrüstung stehen bleiben. Wir haben diese drei Stellen, die von Kampf sprechen, ja nur deshalb herangezogen, weil wir uns den Kampf in allen seinen Arten vergegenwärtigen wollten, und zwar im Hinblick auf den Anfang des vierten Buches Mose. Es ist äußerst wichtig, sich über Wesen und Bereich des christlichen Kampfes im Klaren zu sein. Wenn wir in den Krieg ziehen, ohne zu wissen, gegen wen oder was er geführt wird, und in einem Gefühl der Unsicherheit hinsichtlich unserer „Herkunft“ leben, dann werden wir gegen den Feind nicht viel ausrichten.