Behandelter Abschnitt 3. Mose 26,40-45
Gottes Regierungs- und Gnadenwege
Wir sind geneigt, zwei in der Schrift klar unterschiedene Dinge miteinander zu vermengen, nämlich die Regierungswege und die Gnade Gottes. Daraus entstehen mancherlei Übel. Eine solche Vermengung schwächt unser Gefühl von der Würde und dem Ernst der Regierungswege sowie von der Reinheit, Fülle und Erhabenheit der Gnade Gottes. Es ist völlig wahr, dass sich Gott in seiner Regierung das unumschränkte Recht, in Geduld, Langmut und Barmherzigkeit zu handeln, vorbehält, aber die Ausübung dieser Eigenschaften in Verbindung mit dem Thron seiner Regierung darf nicht mit dem bedingungslosen Handeln der reinen und unvermischten Gnade verwechselt werden.
Das vorliegende Kapitel handelt von den Regierungswegen Gottes, und dennoch finden wir hier auch unendlich gnädige Worte (V. 40–45). Wir finden Gott in seiner Regierung. Trotzdem kommt Er aber den ersten und schwächsten Kundgebungen eines gebrochenen und bußfertigen Herzens in großer Gnade entgegen. Die Geschichte der Richter und Könige liefert viele Beispiele von der Ausübung dieses schönen Merkmals der göttlichen Regierung. Immer und immer wieder wurde die Seele des Herrn ungeduldig über die Mühsal Israels (Ri 10,16), und Er sandte ihnen einen Befreier nach dem anderen, bis endlich keine Hoffnung mehr blieb und die gerechten Ansprüche seines Thrones ihre Verbannung aus dem Land notwendig machten, für dessen Verwaltung sie sich als völlig unfähig erwiesen hatten. Dies alles gehört in das Gebiet der Regierungswege.
Doch bald wird Israel aufgrund einer unschätzbaren und unveränderlichen Gnade wieder ganz in den Besitz des Landes Kanaan gesetzt werden, einer Gnade, die in göttlicher Gerechtigkeit durch das Blut des Kreuzes ausgeübt werden wird. Es wird dies weder durch Gesetzeswerke noch durch die Anordnungen einer veralteten und verschwindenden Haushaltung (Heb 8,13) geschehen, sondern durch die Gnade, die „herrscht durch Gerechtigkeit, zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Röm 5,21). Deshalb werden sie auch nie wieder aus ihrem Besitztum vertrieben werden. Kein Feind wird sie je wieder belästigen. Sie werden eine ungestörte Ruhe hinter dem Schild der Gunst des Herrn genießen (Ps 5,13). Sie werden das Land besitzen gemäß der Unerschütterlichkeit der göttlichen Gnade und gemäß der Wirksamkeit des Blutes des ewigen Bundes. „Israel wird gerettet durch den Herrn mit ewiger Rettung“ (Jes 45,17).