Behandelter Abschnitt 3. Mose 23,33-44
Das Laubhüttenfest
Das Laubhüttenfest (V. 33–43), die letzte Feier des jüdischen Jahres, weist uns hin auf die Zeit der Herrlichkeit Israels in den letzten Tagen und bildet daher einen schönen und passenden Schluss der ganzen Festreihe. Die Ernte war eingesammelt, alles war vollbracht, die Scheunen waren reichlich gefüllt, und es war der Wille des Herrn, dass die Kinder Israel ihrer festlichen Freude Ausdruck gaben. Aber ach! Es scheint wenig Neigung bei ihnen vorhanden gewesen zu sein, auf die Gedanken Gottes bezüglich dieser herrlichen Verordnung einzugehen. Sie verloren schon sehr bald die Tatsache aus dem Auge, dass sie Pilger und Fremde gewesen waren. Von den Tagen Josuas bis hin zu den Tagen Nehemias ist das Laubhüttenfest nicht ein einziges Mal gefeiert worden. Es war dem schwachen Überrest, der aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrte, vorbehalten, das zu tun, was nicht einmal in den herrlichen Tagen Salomos geschehen war (Neh 8,17).
Wie erquickend muss es für sie, die ihre Harfen an die Weiden Babylons gehängt hatten, gewesen sein, sich unter dem Schatten der Weiden Kanaans zu befinden! Es war ein süßer Vorgeschmack auf jene Zeit, auf die das Laubhüttenfest hindeutet, und in der die wiederhergestellten Stämme Israels in jenen Hütten ruhen werden, welche die treue Hand des Herrn für sie in dem Land aufrichten wird, das Er Abraham und seinen Nachkommen für immer zugeschworen hat. O welch ein seliger Augenblick wird es sein, wenn die Bewohner der Erde und die Bewohner des Himmels, wie es durch den „ersten Tag“ und den „achten Tag“ des Laubhüttenfestes angedeutet wird, einander begegnen werden! „Ich werde den Himmel erhören, und dieser wird die Erde erhören; und die Erde wird das Korn und den Most und das Öl erhören; und sie, sie werden Jisreel erhören“ (Hos 2,23.24).
Es gibt eine schöne Stelle im letzten Kapitel des Propheten Sacharja, die sehr deutlich beweist, dass die wahre Feier des Laubhüttenfestes der Herrlichkeit der letzten Tage angehört. Sie lautet: „Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen sind, Jahr für Jahr hinaufziehen werden, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern“ (Sach 14,16). Welch eine Szene! Wer möchte sie durch das verschwommene Erklärungssystem einer falschen Vergeistlichung ihrer charakteristischen Schönheit berauben?
Jerusalem bedeutet nichts anderes als Jerusalem, Völker sind Völker, und das Laubhüttenfest ist das wirkliche Laubhüttenfest. Das Fest der Laubhütten wird wieder im Land Kanaan gefeiert werden, und die Menge der geretteten Völker wird hinaufziehen, um an der herrlichen und heiligen Festlichkeit teilzunehmen. Der Streit Jerusalems wird dann beendet und das Schlachtgeschrei verstummt sein. Schwert und Spieß werden in Geräte des friedlichen Ackerbaues umgewandelt werden. Israel wird unter dem erquickenden Schatten seiner Weinstöcke und Feigenbäume ruhen, und die ganze Erde wird sich der Herrschaft des „Friedefürsten“ erfreuen. Das ist die Aussicht, die Gott uns in seinem Wort gibt. Die Bilder deuten sie an, die Propheten weissagen von ihr, der Glaube ergreift sie, und die Hoffnung genießt sie im Voraus.
Am Schluss unseres Kapitels lesen wir: „Und Mose sagte den Kindern Israel die Feste des Herrn.“ Das war ihr wahrer Charakter, ihr ursprünglicher Titel, aber im Evangelium des Johannes werden sie Feste der Juden genannt. Sie hatten längst aufgehört, Feste des Herrn zu sein. Der Herr war ausgeschlossen.
Die Juden bedurften seiner nicht, und als daher der Herr Jesus in Johannes 7 aufgefordert wurde, auf das „Fest der Juden, die Laubhütten“, zu gehen, antwortete Er: „Meine Zeit ist noch nicht da“, und als Er dennoch hinging, geschah es „wie im Verborgenen“; sein Platz war außerhalb der ganzen Sache und Er lud jede dürstende Seele ein, zu ihm zu kommen. Darin liegt eine ernste Unterweisung. Göttliche Einrichtungen sind schnell in den Händen der Menschen verdorben. Aber wie gesegnet ist das Bewusstsein, dass jeder, der die Dürre und Trockenheit eines kraftlosen religiösen Formenwesens fühlt, zu Jesus seine Zuflucht nehmen kann, um aus seinen unversiegbaren Quellen zu trinken und auf diesem Weg ein Segenskanal für andere zu werden!