Behandelter abschnitt 3. Mose 23,2-3
Der Sabbat
Der Sabbat nimmt offenbar einen ganz besonderen und unabhängigen Platz ein. Er wird zuerst genannt, und nachdem seine Kennzeichen und die mit ihm verbundenen Umstände ans Licht gestellt sind, lesen wir: „Dies sind die Feste des Herrn, heilige Versammlungen, die ihr ausrufen sollt zu ihrer bestimmten Zeit“ (V. 4). So war denn, genau genommen, das Passah das erste und das Fest der Laubhütten das siebte große Fest Israels. Das heißt: Wenn wir diese beiden Feste in ihrem bildlichen Charakter betrachten, so haben wir zuerst die Erlösung und als Letztes von allen die tausendjährige Herrlichkeit. Das Passahlamm weist uns auf den Tod Christi hin (1Kor 5,7) und das Fest der Laubhütten auf die „Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“ (Apg 3,21).
Das waren also die beiden Feste, mit denen das jüdische Jahr eröffnet und beschlossen wurde. Die Versöhnung ist die Grundlage, die Herrlichkeit ist der Schlussstein des ganzen Gebäudes, dazwischen liegt die Auferstehung Christi (V. 10–14), dann das Sammeln der Versammlung (V. 15–21), dann das Erwachen der Kinder Israel zu dem Bewusstsein ihrer längst verlorenen Herrlichkeit (V. 24.25) und endlich ihre Buße und die herzliche Aufnahme ihres Messias (V. 27–32). Und damit nicht ein Zug in dieser wunderbaren bildlichen Darstellung fehlt, ist auch für die Bedürfnisse der Heiden Vorsorge getroffen, indem ihnen am Schluss der Ernte gestattet wird, auf den Feldern Israels Nachlese zu halten (V. 22).
Das alles verleiht dem Gemälde eine göttliche Vollkommenheit und ruft in dem Herzen eines jeden, der die Heilige Schrift liebt, die höchste Bewunderung wach. Was könnte vollständiger sein? Das Blut des Lammes und die darauf gegründete praktische Heiligkeit, die Auferstehung Christi aus den Toten und seine Himmelfahrt, das Herabkommen des Heiligen Geistes in der Pfingstkraft, um die Versammlung zu bilden, das Aufwachen des Überrestes, seine Buße und seine Wiederherstellung, die Segnung „des Armen und des Fremden“, die Offenbarung der Herrlichkeit, die Ruhe und Glückseligkeit des Reiches Gottes – das alles ist der Inhalt dieses bewundernswerten Kapitels.
Der Platz, den der Sabbat (V. 1–3) einnimmt, ist sehr bedeutsam. Der Herr steht im Begriff, ein Vorbild auf alle seine Gnadenhandlungen hinsichtlich seines Volkes zu geben. Aber ehe Er das tut, stellt Er den Sabbat vor unsere Blicke als den bezeichnenden Ausdruck jener „Ruhe“, die „dem Volk Gottes übrig bleibt“. Der Sabbat war ein feierlicher Tag, der durch Israel beachtet werden sollte, aber er war zugleich ein Vorbild auf das, was noch geschehen wird, wenn das ganze in diesem Kapitel angedeutete große und herrliche Werk seine vollständige Erfüllung gefunden hat. Er versinnbildlicht die Ruhe Gottes, in welche alle, die glauben, jetzt schon im Geist eintreten können, die aber, was ihre völlige und tatsächliche Erfüllung betrifft, „noch übrig bleibt“ (Heb 4,6). Jetzt wirken wir. Bald werden wir ruhen. In einem Sinn geht der Gläubige jetzt in die Ruhe ein. In einem anderen Sinn wirkt er, um in die Ruhe einzugehen.
Er hat seine Ruhe in Christus gefunden. Er wirkt, um in seine Ruhe in der Herrlichkeit einzugehen. Er hat in dem, was Christus für ihn vollbracht hat, völlige Ruhe für seine Seele gefunden, und sein Auge ruht auf jenem ewigen Sabbat, in den er eingehen wird, wenn alle Mühen und Kämpfe der Wüste vorüber sind. Er kann nicht ruhen inmitten einer Szene der Sünde und des Elends. Er ruht in Christus, dem Sohn Gottes, der Knechtsgestalt angenommen hat. Und während er so ruht, ist er zugleich berufen, als ein Mitarbeiter Gottes zu wirken, und zwar in der vollen Gewissheit, dass er nach der Arbeit in den Wohnungen des unvergänglichen Lichtes und der ungetrübten Glückseligkeit, wohin Mühsal und Kummer nicht dringen können, eine ununterbrochene, ewige Ruhe genießen wird.
Wir haben bereits bemerkt, dass der Sabbat einen besonderen Platz in diesem Kapitel einnimmt. Das geht deutlich aus dem Wortlaut des vierten Verses hervor, wo der Herr von neuem beginnt: „Dies sind die Feste des Herrn.“ Es ist, als ob Er den Sabbat von den sieben folgenden Festen deutlich abheben wollte, obwohl er auch ein Bild jener Ruhe ist, zu der diese Feste hinführen.