Behandelter Abschnitt 3Mo 14,7
Die Blutbesprengung auf den Aussätzigen
„Und er soll auf den, der vom Aussatz zu reinigen ist, siebenmal sprengen und ihn für rein erklären; und den lebenden Vogel soll er ins freie Feld fliegen lassen“ (V. 7). Es kam nur Gott zu, ein Werk zu erdenken und zu vollbringen, durch das der Aussätzige gereinigt werden konnte. Ebenso kam es nur Gott zu, den Aussätzigen „rein“ zu erklären. Darum steht geschrieben: „Der Priester soll auf ihn sprengen“ und „soll ihn für rein erklären“. Es wird nicht gesagt, dass der Aussätzige sich besprengen und für rein erklären oder für rein halten sollte. Sein eigenes Tun oder Denken war ohne Belang. Gott war es, der alles beurteilte, der heilte und reinigte. Er allein wusste, was Aussatz war, wie er beseitigt und wann der Aussätzige für rein erklärt werden konnte.
Nur im Wort Gottes, in dem göttlichen Zeugnis, wurde dem Aussätzigen die volle Wahrheit bezüglich des Aussatzes kundgetan und nichts Geringeres als dieselbe Autorität musste ihn für rein erklären, und zwar nur auf dem Boden des Todes und der Auferstehung. Es besteht also eine wichtige Verbindung zwischen den drei Dingen in Vers 7: Das Blut wird gesprengt, der Aussätzige für rein erklärt und der lebende Vogel freigelassen. Keinerlei Andeutung wird von dem gemacht, was der Aussätzige zu tun, zu sagen, zu denken oder zu fühlen hatte. Er war ein Aussätziger, von Kopf bis Fuß mit Aussatz bedeckt. Es war für ihn genug, dies zu wissen. Alles andere war Gottes Sache. Gott gebe, dass jeder, der mit Ernst nach Frieden sucht, die in diesem Abschnitt entwickelte Wahrheit erfasst! Wie viele beunruhigen und quälen sich mit der Frage des Fühlens, des Verwirklichens (der persönlichen Erfahrung) und des Aneignens, anstatt zu bedenken, dass das Sprengen des Blutes ebenso unabhängig von dem Aussätzigen und ebenso göttlich war wie das Blutvergießen.
Das Evangelium, durch das wir errettet werden, lautet: „Christus ist für unsere Sünden gestorben nach den Schriften; und er wurde begraben, und er ist auferweckt worden am dritten Tag nach den Schriften“ (1Kor 15,3.4). Für jemand, der dem Ertrinken nahe war, ist es ein erhebendes Gefühl, sich im Rettungsboot geborgen zu wissen, aber immerhin ist es nicht dieses Gefühl, das ihn rettet, sondern das Rettungsboot. Genauso ist es mit dem Sünder, der an den Herrn Jesus Christus glaubt. Er ist durch den Tod und die Auferstehung Christi errettet. Er ist nicht errettet, weil er es fühlt, sondern weil Gott es ihm sagt. Es ist „nach den Schriften“. Christus ist gestorben und wieder auferstanden, und auf diesem Grund erklärt Gott ihn für rein.
Nichts verrät wohl deutlicher die tief gewurzelte Gesetzlichkeit unserer Herzen als die so oft erhobene Frage der Verwirklichung des sich Aneignens, der innerlichen Erfahrung dieser Wahrheiten. Wir wollen irgendwie unser eigenes Ich mitwirken lassen und schwächen dadurch unseren Frieden und unsere Freiheit in Christus. Hauptsächlich aus diesem Grund verweile ich so lange bei der Reinigung des Aussätzigen und besonders bei der in Kapitel 14,7 entwickelten Wahrheit. Es war der Priester, der das Blut sprengte, und es war der Priester, der den Aussätzigen für rein erklärte. Und ebenso verhält es sich mit dem Sünder.
Wenn der Aussätzige in dem Augenblick, da der Priester ihn für rein erklärte, auf sich selbst geblickt hätte, würde er dann irgendeinen Grund dafür gefunden haben? Ganz sicher nicht. Das gesprengte Blut, und nicht irgendetwas in oder in Verbindung mit dem Aussätzigen, war die Grundlage des göttlichen Zeugnisses. Er wurde nicht danach gefragt, was er fühle oder was er denke, auch nicht, wie tief er das Schreckliche seiner Krankheit erkenne. Er war anerkanntermaßen aussätzig, und das war genug. Für einen solchen wurde das Blut vergossen, und das Blut machte ihn rein. Wie konnte er das wissen? Weil er es fühlte? Nein, sondern weil der Priester es ihm an Gottes statt und durch seine Bevollmächtigung verkündigte.
Der Aussätzige wurde für rein erklärt auf derselben Grundlage, auf der der lebendige Vogel freigelassen wurde. Dasselbe Blut, in das der lebendige Vogel eingetaucht worden war, wurde auf den Aussätzigen gesprengt. Damit war die Sache vollkommen und in einer Weise geordnet, die von dem Aussätzigen, von seinen Gefühlen, seinen Gedanken und seiner Verwirklichung oder Erfahrung gänzlich unabhängig war. Und wenn wir jetzt unsere Blicke von diesem Bild abwenden und das Gegenbild ins Auge fassen, so sehen wir, dass unser Herr Jesus Christus in den Himmel ging und am Thron Gottes das ewige Zeugnis seines vollbrachten Werkes niederlegte, kraft dessen auch der Gläubige dort eintreten kann. Das ist eine kostbare Wahrheit, die Gott dazu ausersehen hat, aus dem Herzen einer ernstlich suchenden Seele jeden Zweifel, jede Furcht, jeden beunruhigenden Gedanken und jede quälende Frage wegzunehmen. Der auferstandene Christus ist der ausschließliche Gegenstand Gottes, und Gott erblickt jeden Gläubigen in Ihm.