Behandelter Abschnitt 3. Mose 11,4-7
Das innere Leben und der Wandel nach außen
Doch vergessen wir nicht, dass das Wiederkäuen niemals von den gespaltenen Hufen getrennt werden darf. Wenn jemand, nur zum Teil vertraut mit dem „Handbuch des Priesters“ und unbewandert in dem göttlichen Zeremonialgesetz, ein Tier wiederkäuen gesehen hätte, so hätte er es vielleicht als rein bezeichnet. Und doch wäre das möglicherweise ein ernster Irrtum gewesen. Eine sorgfältigere Beachtung der göttlichen Unterweisung würde ihm sogleich gezeigt haben, dass er den Gang des Tieres, den durch jede Bewegung bewirkten Eindruck zu beachten und die Wirkung der „gespaltenen Hufe“ abzuwarten hatte. „Nur diese sollt ihr nicht essen von den wiederkäuenden Tieren und von denen, die gespaltene Hufe haben: das Kamel, denn es käut wieder, aber es hat keine gespaltenen Hufe: Unrein soll es euch sein“ usw. (V. 4–6).
Ebenso waren die gespaltenen Hufe ungenügend, wenn das Tier nicht gleichzeitig Wiederkäuer war. „Das Schwein, denn es hat gespaltene Hufe, und zwar ganz gespaltene Hufe, aber es käut nicht wieder: Unrein soll es euch sein“ (V. 7). Mit einem Wort, diese beiden Merkmale gehörten bei jedem reinen Tier zusammen. Das ist für die geistliche Anwendung und in praktischer Hinsicht von Bedeutung. Das innere Leben und der äußere Wandel müssen miteinander im Einklang stehen. Jemand mag bekennen, dass er das Wort Gottes als die Speise seiner Seele liebt und sich von ihm nährt, dass er es erforscht und darüber nachsinnt, aber wenn sein Wandel nicht so ist, wie das Wort es erfordert, so ist er unrein. Und andererseits, wenn jemand einen Wandel von pharisäischer Unbescholtenheit zur Schau trägt, dieser Wandel aber nicht der Ausdruck eines verborgenen Lebens mit Gott ist, so ist er wertlos. Der göttliche Grundsatz, sich zu nähren und zu stärken auf der reichen Weide des Wortes Gottes, muss im Innern vorhanden sein, sonst hinterlässt der äußere Wandel keinen klaren Eindruck.
Wir werden hier an eine ernste Stelle im ersten Brief des Apostels Johannes erinnert, wo er uns die beiden Merkmale an die Hand gibt, die uns diejenigen erkennen lassen, die aus Gott sind: „Hieran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar. Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt“ (1Joh 3,10). Hier haben wir die beiden großen charakteristischen Kennzeichen des ewigen Lebens, in dessen Besitz alle wahren Gläubigen sind: „Gerechtigkeit“ und „Liebe“. Das Äußere und das Innere, beides gehört zusammen.
Wenn das, was Liebe genannt wird, nicht Hand in Hand geht mit praktischer Gerechtigkeit, so ist es nur ein weichlicher und oberflächlicher Gemütszustand, der alle Arten von Sünde und Irrtum duldet. Und wenn das, was Gerechtigkeit genannt wird, nicht mit Liebe verbunden ist, so wird man einem stolzen, selbstgefälligen Seelenzustand begegnen, der auf dem armseligen Boden des eigenen guten Rufes basiert. Aber wo das göttliche Leben in Kraft wirkt, da wird die innere Liebe auch stets mit praktischer Gerechtigkeit verbunden sein. Diese beiden Elemente sind notwendig zur Bildung des wahren christlichen Charakters. Die Liebe muss vorhanden sein, die der schwächsten Offenbarung dessen, was aus Gott ist, entgegenkommt und zu gleicher Zeit eine Heiligkeit, die mit tiefem Abscheu vor allem, was aus dem Teufel ist, zurückschreckt.