Behandelter Abschnitt 3Mo 8,5
Drei wichtige Dinge
Wenn wir den Inhalt des vor uns liegenden Kapitels näher ins Auge fassen, so fallen uns drei Dinge besonders auf: nämlich die Autorität des Wortes, der Wert des Blutes und die Kraft des Geistes – lauter Gegenstände von größter Bedeutung, die von jedem Christen unbestreitbar als Grundwahrheiten betrachtet werden müssen.
Die Autorität des Wortes Gottes
Was zunächst die Autorität des Wortes anbelangt, ist es von Interesse zu sehen, dass wir sowohl bei der Einweihung der Priester als auch bei der ganzen Reihe der Opfer unmittelbar unter diese Autorität gestellt werden. „Und Mose sprach zu der Gemeinde: Dies ist es, was der Herr zu tun geboten hat“ (Kap. 8,5). Und ferner: „Und Mose sprach: Dies ist das Wort, das der Herr geboten hat, dass ihr es tun sollt; und die Herrlichkeit des Herrn wird euch erscheinen“ (Kap. 9,6). Mose sagt nicht: „Dies ist es, was ratsam, angenehm und angemessen ist“, auch nicht: „Dies ist es, was durch die Stimme der Väter, durch den Beschluss der Ältesten oder nach der Meinung der Lehrer angeordnet ist.“ Von solchen Quellen der Autorität kannte Mose nichts. Für ihn gab es nur eine heilige und erhabene Quelle der Autorität, und das war das Wort des Herrn, und er trachtete danach, jedes Glied der Gemeinde mit dieser gesegneten Quelle in unmittelbare Verbindung zu bringen. Das gab dem Herzen Sicherheit und stellte alle Gedanken auf einen festen Boden. Es blieb kein Raum übrig, weder für die Überlieferung mit ihren ungewissen Behauptungen noch für den Menschen mit seinen Zweifeln und mit seinen Streitfragen. Alles war klar, entschieden und bestimmt. Der Herr hatte gesprochen, und es war nichts weiter nötig, als seine Worte zu hören und ihnen zu gehorchen. Für Überlieferungen und menschliche Anordnungen gibt es keinen Raum in einem Herzen, das gelernt hat, das Wort Gottes zu ehren und ihm zu gehorchen.
Und was sollte das Ergebnis dieser völligen Unterwürfigkeit unter das Wort Gottes sein? „Die Herrlichkeit des Herrn wird euch erscheinen.“ Würde das Wort nicht beachtet worden sein, so wäre auch die Herrlichkeit nicht erschienen. Die beiden Dinge standen miteinander in engster Verbindung. Die geringste Abweichung von den Worten des Herrn würde die Strahlen der göttlichen Herrlichkeit verhindert haben, der Gemeinde Israels zu erscheinen. Wären irgendwelche nicht durch das Wort des Herrn gebotene Gebräuche oder Zeremonien eingeführt oder wäre etwas durch jenes Wort Gebotenes versäumt worden, so würde der Herr seine Herrlichkeit nicht offenbart haben. Er konnte unmöglich die Vernachlässigung oder Verwerfung seines Wortes durch die Herrlichkeit seiner Gegenwart bestätigen. Er kann mit Unwissenheit und Schwachheit Geduld haben, aber nie kann Er Nachlässigkeit und Ungehorsam gutheißen.
Oh, wenn doch das alles mehr beachtet würde in diesen Tagen, wo Tradition und Zweckmäßigkeit so oft den Ausschlag geben! Möchten wir doch alles prüfen an dem Maßstab des Wortes Gottes und alles zurückweisen, was dem nicht entspricht. Jeder von uns sollte sich in der Gegenwart dessen, der die Herzen erforscht, ganz bewusst die Frage stellen: „Mache ich dabei mit, dass man Gottes Wort außer Acht lässt“? Wenn das bei dir zutrifft und du mit solchen Dingen in Verbindung bleibst, dann heißt du gut, was Gott nicht gutheißt. Wie ernst ist in Gottes Augen eine derartige Gleichgültigkeit gegenüber seinem Willen!
Der achte Tag
„Und Aaron und seine Söhne taten alles, was der Herr durch Mose geboten hatte“ (Kap. 8,36). „Und Mose und Aaron gingen in das Zelt der Zusammenkunft hinein; und sie kamen heraus und segneten das Volk. Und die Herrlichkeit des Herrn erschien dem ganzen Volk; und es ging Feuer aus von dem Herrn und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar; und das ganze Volk sah es, und sie jauchzten und fielen auf ihr Angesicht“ (Kap. 9,23.24). Hier haben wir eine Szene des „achten Tages“, eine Szene der Auferstehungsherrlichkeit. Nach der Darbringung des Opfers erhebt Aaron seine Hände zu priesterlicher Segnung über das Volk und zieht sich dann mit Mose in das Zelt der Zusammenkunft zurück, während die ganze Gemeinde draußen in einer abwartenden Stellung verharrt. Schließlich treten Mose und Aaron, indem sie Christus in seinem zweifachen Charakter als Priester und König darstellen, wieder heraus und segnen das Volk. Die Herrlichkeit erscheint in ihrem vollen Glanz. Das Feuer verzehrt das Opfer, und die ganze Gemeinde fällt anbetend auf die Knie in der Gegenwart des Herrn der ganzen Erde.
Alles dieses geschah buchstäblich bei der Einweihung Aarons und seiner Söhne, und es war das Ergebnis einer völligen Unterwürfigkeit unter das Wort des Herrn. Doch ist der ganze Inhalt dieses Kapitels nur „ein Schatten der zukünftigen Güter“ (Heb 10,1). Das trifft im Blick auf die ganze mosaische Haushaltung zu. Aaron in Gemeinschaft mit seinen Söhnen stellt Christus und sein priesterliches Haus dar. Aaron allein stellt Christus in seinen amtlichen Verrichtungen als Priester und Mittler dar, während Aaron und Mose gemeinschaftlich ihn als Priester und König darstellen. Der „achte Tag“ ist die bildliche Darstellung des Tages der Auferstehungs-Herrlichkeit, wenn die Gemeinde der Kinder Israel den Messias als königlichen Priester auf seinem Thron sitzen sehen und wenn die Herrlichkeit des Herrn die ganze Erde erfüllen wird, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken. Diese herrlichen Wahrheiten sind ausführlich im Wort entwickelt. Sie leuchten gleich Edelsteinen von himmlischem Glanz durch die ganze heilige Urkunde hindurch (vgl. 4Mo 14,21; Jes 9,5.6; 11; 25,6-12; 32,1.2; 35; 37,31.32; 40,1-5; 54; 59,16-21; 60-66; Jer 23,5-8; 30,10-24; 33,6-22; Hes 48,35; Dan 7,13.14; Hos 14,5-10; Zeph 3,14-20; Sach 3,8-10; 6,12.13; 14).
Der Wert des Blutes
Betrachten wir jetzt den zweiten in unserem Schriftabschnitt entwickelten Punkt, nämlich die Kraft des Blutes. Dieses Thema wird sehr ausführlich behandelt und sichtbar in den Vordergrund gerückt. Ob wir die Lehre von den Opfern oder die Lehre von dem Priestertum betrachten, überall finden wir, dass die Blutvergießung denselben wichtigen Platz einnimmt. „Und er brachte den Stier des Sündopfers herzu; und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Stieres des Sündopfers. Und er schlachtete ihn, und Mose nahm das Blut und tat davon mit seinem Finger an die Hörner des Altars ringsum und entsündigte den Altar; und das Blut goss er an den Fuß des Altars und heiligte ihn, indem er Sühnung für ihn tat“ (Kap. 8,14.15). „Und er brachte den Widder des Brandopfers herzu; und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Widders. Und er schlachtete ihn, und Mose sprengte das Blut an den Altar ringsum“ (V. 18.19). „Und er brachte den zweiten Widder, den Widder der Einweihung, herzu; und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Widders. Und er schlachtete ihn, und Mose nahm von seinem Blut und tat es auf das rechte Ohrläppchen Aarons und auf den Daumen seiner rechten Hand und auf die große Zehe seines rechten Fußes. Und er ließ die Söhne Aarons herzutreten, und Mose tat vom Blut auf ihr rechtes Ohrläppchen und auf den Daumen ihrer rechten Hand und auf die große Zehe ihres rechten Fußes; und Mose sprengte das Blut an den Altar ringsum“ (V. 22–24).
Die Bedeutsamkeit der verschiedenen Opfer ist bereits einigermaßen in den ersten Kapiteln dieses Buches entwickelt worden, aber die hier angeführten Stellen zeigen uns den hervorragenden Platz, den das Blut bei der Einweihung des Priesters einnimmt. Ein mit Blut benetztes Ohr war nötig zum Horchen auf die göttlichen Mitteilungen. Eine mit Blut benetzte Hand war nötig, um den Dienst im Heiligtum verrichten zu können, und ein mit Blut benetzter Fuß war erforderlich, um die Vorhöfe des Hauses des Herrn zu betreten. Dies alles ist vollkommen in seiner Art. Die Blutvergießung war die große Grundlage aller Opfer für die Sünde. Sie betraf alle Geräte des Dienstes und alle Verrichtungen des Priesteramtes. In dem ganzen Bereich des levitischen Dienstes sehen wir den Wert, die Kraft, die Wirkung und die weitgehende Anwendung des Blutes. Fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz (Heb 9,22).
Christus ist durch sein eigenes Blut in den Himmel selbst eingegangen. Er erscheint auf dem Thron der Majestät droben in dem Wert alles dessen, was Er am Kreuz vollbracht hat. Seine Gegenwart auf dem Thron bezeugt den Wert seines versöhnenden Blutes. Er ist dort für uns. Gesegnete Gewissheit! Er lebt immerdar. Er verändert sich nie, und wir sind in ihm und wie Er ist. In seiner ewigen Vollkommenheit stellt Er uns dem Vater dar, und so dargestellt, ruht auf uns dasselbe Wohlgefallen des Vaters wie auf ihm, der uns darstellt. Diese Einsmachung findet ihre bildliche Darstellung in „Aaron und seinen Söhnen“, wenn sie ihre Hände auf das Haupt jedes Opfers legten. Sie alle standen vor Gott in dem Wert desselben Blutes. Mochte es der „Stier des Sündopfers“ oder der „Widder des Brandopfers“ oder der „Widder der Einweihung“ sein – sie legten auf jedes Opfertier gemeinschaftlich ihre Hände. Zwar wurde Aaron allein gesalbt, bevor das Blut vergossen war. Auch wurde er mit seinen Amtsgewändern bekleidet und mit dem heiligen Öl gesalbt, ehe seine Söhne bekleidet und gesalbt wurden.
Der Grund dazu liegt nahe. Aaron, allein betrachtet, stellt Christus in seiner unvergleichlichen Vortrefflichkeit und Würde bildlich dar, und wie wir wissen, erschien Christus in all seiner persönlichen Würde und wurde gesalbt durch den Heiligen Geist, bevor Er sein Versöhnungswerk vollbrachte. Er hat „in allen Dingen den Vorrang“ (Kol 1,18). Dennoch findet nachher die völlige Einsmachung zwischen Aaron und seinen Söhnen statt, ebenso wie die völlige Einsmachung zwischen Christus und seinem Volk geschehen ist. „Der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem“ (Heb 2,11). Die persönliche Verschiedenheit erhöht den Wert der verborgenen Einheit.
Die Kraft des Geistes
Diese Verschiedenheit und zugleich Einheit des Hauptes und der Glieder leitet uns naturgemäß zu dem dritten und letzten Punkt unserer Betrachtung, nämlich zu der Kraft des Geistes. Wir werden bemerken, wie vieles zwischen der Salbung Aarons und der seiner Söhne stattfand. Das Blut ist vergossen, das Fett auf dem Altar verzehrt und die Brust vor dem Herrn gewebt. Mit anderen Worten, das Opfer ist vollendet. Sein Wohlgeruch steigt zu Gott empor, und der, welcher das Opfer dargebracht hat, erhebt sich in der Macht der Auferstehung und nimmt seinen Platz in der Höhe ein. Alles dieses findet statt zwischen der Salbung des Hauptes und der Salbung der Glieder. Vergleichen wir die sich hierauf beziehenden Stellen.
Wenn von Aaron allein die Rede ist, lesen wir: „Und er legte ihm den Leibrock an und umgürtete ihn mit dem Gürtel; und er bekleidete ihn mit dem Oberkleid und legte ihm das Ephod an und umgürtete ihm mit dem gewirkten Gürtel des Ephods und band es ihm damit an; und er setzte das Brustschild darauf und legte in das Brustschild die Urim und die Tummim; und er setzte den Kopfbund auf sein Haupt und setzte an den Kopfbund, an seine Vorderseite, das Goldblech, das heilige Diadem: so wie der Herr Mose geboten hatte. Und Mose nahm das Salböl und salbte die Wohnung und alles, was darin war, und heiligte sie. Und er sprengte davon siebenmal auf den Altar, und er salbte den Altar und alle seine Geräte und das Becken und sein Gestell, um sie zu heiligen. Und er goss von dem Salböl auf das Haupt Aarons und salbte ihn, um ihn zu heiligen“ (Kap. 8,7–12).
Hier steht Aaron allein vor uns. Das Salböl wird, und zwar in unmittelbarer Verbindung mit der Salbung aller Geräte der Stiftshütte, auf sein Haupt gegossen. Die ganze Gemeinde durfte den mit den Amtsgewändern und dem Kopfbund bekleideten, gesalbten Hohenpriester anschauen und konnte zugleich sehen, wie jeder Teil des Gewandes, jede Handlung, jede Zeremonie auf die Autorität des Wortes gegründet war. Hier gab es nichts Unbestimmtes, nichts Willkürliches und nichts Ersonnenes. Alles stand auf göttlichem Boden. Den Bedürfnissen der Gemeinde wurde in solcher Weise entsprochen, dass gesagt werden konnte: „Dies ist es, was der Herr zu tun geboten hat.“
In der alleinigen Salbung Aarons, ehe das Blut vergossen wurde, haben wir ein Bild von Christus als dem, der völlig allein stand, bevor Er sich auf dem Kreuz opferte. Eine Vereinigung zwischen ihm und seinem Volk konnte nicht stattfinden, außer aufgrund des Todes und der Auferstehung. Diese wichtige Wahrheit ist bereits bei der Betrachtung der Opfer berührt und einigermaßen entwickelt worden, aber sie gewinnt an Bedeutung, wenn wir sie in Verbindung mit dem Priestertum so deutlich ausgeprägt sehen. Ohne Blutvergießen gab es keine Vergebung. Das Opfer war noch nicht vollendet. So konnten auch Aaron und seine Söhne ohne Blutvergießen nicht gemeinschaftlich gesalbt werden. „Und Mose nahm von dem Salböl und von dem Blut, das auf dem Altar war, und sprengte es auf Aaron, auf seine Kleider und auf seine Söhne und auf die Kleider seiner Söhne mit ihm; und er heiligte Aaron, seine Kleider und seine Söhne und die Kleider seiner Söhne mit ihm“ (Kap. 8,30).
Warum wurden die Söhne Aarons nicht zugleich mit ihm gesalbt? Einfach weil das Blut noch nicht vergossen war. Solange das „Blut“ und das „Öl“ nicht miteinander vereinigt werden konnten, war es unmöglich, Aaron und seine Söhne gemeinschaftlich zu salben und zu heiligen. „Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,19).
Die Verse 31–35 stellen uns ein schönes Bild von Christus und seinem Volk vor Augen, indem sie sich gemeinschaftlich nähren von den Ergebnissen der Versöhnung. Aaron und seine Söhne, miteinander aufgrund des vergossenen Blutes gesalbt, treten hier vor uns als „sieben Tage“ hindurch in den Bereich des Zeltes eingeschlossen. Ein herrliches Bild von der gegenwärtigen Stellung Christi und seiner Glieder als mit Gott während der ganzen Dauer der gegenwärtigen Haushaltung abgesondert und auf die Offenbarung der Herrlichkeit wartend. Welch eine gesegnete Stellung! Welch ein herrliches Teil und welch eine Hoffnung!
Mit Christus vereinigt, mit Gott abgesondert zu sein, den Tag der Herrlichkeit zu erwarten und während dieser Zeit sich in Heiligkeit von den Reichtümern der göttlichen Gnade zu nähren, das sind wirklich Segnungen und Vorrechte der kostbarsten Art! Gott gebe uns Gnade, um uns entschieden von allem abzuwenden, was der gegenwärtige Zeitlauf bietet, damit wir uns nähren können von dem Inhalt des „Korbes des Einweihungsopfers“, in dem wir unsere passende Speise als Priester im Heiligtum Gottes finden!