Behandelter Abschnitt 3Mo 4,4
Handauflegung
Betrachten wir jetzt das „Händeauflegen“. Diese Handlung kam bei beiden Opfern, beim Brand- und Sündopfer, vor, aber während sie bei dem Ersteren den Opfernden mit einem fleckenlosen Opfer einsmachte, bedeutete sie bei dem Letzteren die Übertragung der Sünde des Opfernden auf das Haupt des Opfertieres.
Was wird uns nun in dem Händeauflegen vorgestellt? Christus wurde „für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2Kor 5,21). Er nahm unsere Stellung mit allen ihren Folgen ein, damit wir seine Stellung mit allen ihren Folgen einnehmen könnten. Er wurde auf dem Kreuz als Sünde behandelt, damit wir in Gegenwart der unendlichen Heiligkeit als Gerechtigkeit behandelt werden könnten. Er wurde aus der Gegenwart Gottes verstoßen, weil Er durch Zurechnung die Sünde auf sich hatte, damit wir in das Haus Gottes und in seinen Schoß aufgenommen werden könnten, weil wir durch Zurechnung eine vollkommene Gerechtigkeit besitzen.
Er musste es erdulden, dass Gott sein Angesicht vor ihm verbarg, damit wir das Licht seines Angesichts sehen könnten. Er musste durch jene drei schrecklichen Stunden der Finsternis gehen, damit wir in ewigem Licht wandeln möchten. Er wurde von Gott verlassen, damit wir seine Gegenwart für immer genießen möchten. Alles, was uns als verderbten Sündern gebührte, wurde auf ihn gelegt, damit alles, was ihm, dem Vollender des Erlösungswerkes, gebührte, unser Teil werden möchte. Alles war gegen ihn, als Er am Fluchholz hing, damit nichts gegen uns sein möchte. Er wurde in Gericht und Tod mit uns eins gemacht, damit wir in Leben und Gerechtigkeit mit ihm eins gemacht würden. Er trank den Kelch des Zorns, den Kelch des Zitterns, damit wir den Kelch des Heils, den Kelch unendlicher Gunst, trinken könnten. Er wurde nach unseren Verdiensten behandelt, damit wir nach seinen Verdiensten behandelt werden könnten.
Das ist die in dem Händeauflegen dargestellte Wahrheit. Hatte der Anbeter seine Hand auf den Kopf des Brandopfers gelegt, so handelte es sich nicht mehr um das, was er war oder was er verdiente, sondern allein um die Frage, was das Opfer nach dem Urteil des Herrn war. War das Opfer ohne Fehl, so war es auch der Opfernde. Wurde das Opfer angenommen, dann auch der Opfernde. Das Händeauflegen machte sie völlig eins in den Augen Gottes. Er betrachtete den Opfernden gleichsam mittels des Opfers. So war es beim Brandopfer. Beim Sündopfer war es umgekehrt. Sobald der Opfernde seine Hand auf das Opfer gelegt hatte, handelte es sich um das, was der Opfernde war und was er verdiente. Das Opfer wurde nach dem Verdienst des Opfernden behandelt. Im Sündopfer wurde die Sünde des Opfernden gesühnt, während im Brandopfer die Person des Opfernden Annahme fand.
Obwohl daher beide Bilder das Händeauflegen gemeinsam hatten und obwohl in jedem Fall dadurch das Einssein ausgedrückt wurde, waren doch der Unterschied sehr groß und die Folgen denkbar verschieden. Der Gerechte wurde behandelt wie der Ungerechte und der Ungerechte angenommen in dem Gerechten. „Christus hat einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe“ (1Pet 3,18). Das ist die Lehre. Unsere Sünden brachten Christus an das Kreuz. Er bringt uns zu Gott, und zwar in seiner eigenen Annehmlichkeit als der Auferstandene aus den Toten, nachdem Er gemäß der Vollkommenheit seines Werkes unsere Sünden hinweggetan hat. Er trug sie weit von dem Heiligtum Gottes hinweg, um uns nahe herzu, ja ins Allerheiligste führen zu können, in voller Freimütigkeit des Herzens und mit einem Gewissen, das durch sein kostbares Blut von jedem Sündenflecken gereinigt ist.