Behandelter Abschnitt 3Mo 2,10
Der Anteil der Priesters
Nachdem wir so die Bestandteile des Speisopfers sowie die verschiedenen Formen, in denen es dargebracht wurde, betrachtet haben, wollen wir nur noch kurz auf die daran beteiligten Personen hinweisen: das Haupt und die Glieder der priesterlichen Familie. „Das Übrige von dem Speisopfer soll für Aaron und für seine Söhne sein: ein Hochheiliges von den Feueropfern des Herrn“ (V. 10). So wie wir bei dem Brandopfer die Söhne Aarons als Bilder aller wahren Gläubigen, nicht als überführte Sünder, sondern als anbetende Priester eingeführt sahen, finden wir sie beim Speisopfer, wie sie sich nähren von dem Überrest dessen, was sozusagen auf den Tisch des Gottes Israels gelegt worden war. Das war ein erhabenes und heiliges Vorrecht. Ausschließlich die Priester konnten es genießen. Dies kommt sehr deutlich in dem „Gesetz des Speisopfers“ zum Ausdruck (Kap. 6,7–11).
In diesem „Gesetz des Speisopfers“ haben wir ein schönes Bild von der Versammlung, die an „heiligem Ort“, in der Kraft einer praktischen Heiligkeit, sich von den Vollkommenheiten „des Menschen Christus Jesus“ nährt. Dies ist durch die Gnade Gottes unser Teil. Aber vergessen wir nicht, dass es „ungesäuert“ gegessen werden muss. Wir können uns nicht von Christus nähren, wenn wir an irgendetwas Bösem festhalten. „Alles, was sie anrührt, wird heilig sein“ (Kap. 6,11). Überdies muss es „an heiligem Ort“ gegessen werden.
Unsere Stellung, unser praktisches Verhalten, unsere Verbindungen – alles muss heilig sein, bevor wir von dem Speisopfer essen dürfen. Ferner heißt es: „Alles Männliche unter den Kindern Aarons soll es essen.“ Das bedeutet: Wahre, nach göttlichen Gedanken gemessene priesterliche Kraft ist erforderlich, um dieses heilige Teil zu genießen. Aarons „Söhne“ stellen in ihren priesterlichen Handlungen das Symbol der Kraft, seine „Töchter“ das der Schwachheit dar (vgl. 4Mo 18,8-13). Es gab verschiedene Dinge, welche die Söhne nicht, aber die Töchter essen durften. Unsere Herzen sollten mit allem Ernst nach dem höchsten Maß priesterlicher Kraft verlangen, um die höchsten priesterlichen Dienste verrichten und an der höchsten Art der priesterlichen Nahrung teilhaben zu können.
Lasst mich nur noch darauf hinweisen, dass wir als solche, die durch die Gnade zu „Teilhabern der göttlichen Natur gemacht werden“ (2Pet 1,4), in den Fußstapfen dessen zu wandeln vermögen, der im Speisopfer dargestellt ist, wenn wir wirklich in der Kraft dieser Natur leben. Sind wir nur leer von uns selbst, so wird jede unserer Handlungen einen Wohlgeruch für Gott enthalten. Der kleinste wie der größte Dienst vermag durch die Kraft des Heiligen Geistes den Wohlgeruch Christi darzustellen.
Ein Besuch, ein Brief, der öffentliche Dienst am Wort, ein Glas Wasser an einen Bruder, eine Gabe an einen Armen, ja die gewöhnlichen Handlungen des Essens und Trinkens – alle diese Dinge können den Wohlgeruch des Namens und der Gnade Jesu hervorkommen lassen. So können auch wir, wenn wir nur die alte Natur im Tod halten, das darstellen, was nicht verweslich ist, und können Worte zum Ausdruck bringen, die mit dem „Salz“ einer beständigen Gemeinschaft mit Gott gewürzt sind. Aber in allen diesen Dingen versagen wir viel. Wir betrüben den Heiligen Geist auf unseren Wegen. In unseren besten Diensten neigen wir zur Selbstsucht und Menschengefälligkeit und lassen es daran fehlen, unsere Rede zu würzen. Daher der beständige Mangel an „Öl“, an „Weihrauch“ und an „Salz“, während wir dem „Sauerteig“ und dem „Honig“ der Natur nur zu oft erlauben, zum Vorschein zu kommen.
Es hat nur ein vollkommenes „Speisopfer“ gegeben, und wir sind in ihm angenommen. Wir sind Söhne des wahren Aaron. Unser Platz ist im Heiligtum, wo wir uns von dem Heiligen nähren können. Glückseliger Platz! Glückseliges Teil! Möchten wir das alles reichlicher als bisher genießen!Ja, möchte unser Herz treuer für ihn schlagen und unser Blick beständig auf ihn gerichtet sein, dass wir für die schädlichen Reize der Welt um uns her kein Auge mehr haben noch für die tausenderlei Kleinigkeiten und Umstände auf unserem Weg, die so leicht das Herz niederdrücken und den Geist verwirren! Möchten wir uns an Christus erfreuen, sowohl im Sonnenschein als im Dunkel, wenn wir uns auf der ruhigen Fläche eines stillen Sees befinden oder wenn die Wellen eines stürmischen Ozeans unser Schifflein zu verschlingen drohen! Gott sei Dank! „Wir haben den gefunden“ (Joh 1,45), der auf ewig unser herrliches Teil ist. Wir werden die Ewigkeit damit zubringen, die göttlichen Vollkommenheiten Jesu zu betrachten. Nie werden sich unsere Augen wieder von ihm abwenden, wenn wir ihn einmal gesehen haben, wie Er ist.
Möge der Geist Gottes uns befähigen, uns zu nähren von diesem vollkommenen Speisopfer, das Gott selbst genossen hat! Das ist unser heiliges und glückseliges Vorrecht.