Behandelter Abschnitt 2. Mose 20,22-26
Ein Altar aus Erde
Nach allem, was wir betrachtet haben, muss es für einen geistlich gesinnten Gläubigen eine Freude sein, den Schluss dieses Kapitels zu lesen. „Und der Herr sprach zu Mose: So sollst du zu den Kindern Israel sprechen: . . . Einen Altar aus Erde sollst du mir machen und deine Brandopfer und deine Friedensopfer, dein Kleinvieh und deine Rinder darauf opfern. An jedem Ort, wo ich meines Namens werde gedenken lassen, werde ich zu dir kommen und dich segnen. Und wenn du mir einen Altar von Steinen machst, so sollst du ihn nicht aus behauenen Steinen bauen; denn hast du deinen Meißel darüber geschwungen, so hast du ihn entweiht. Und du sollst nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, damit nicht deine Blöße an ihm aufgedeckt werde“ (V. 22–26).
Der Gläubige vollbringt hier keine Werke mehr, sondern er betet an; und dies am Ende von 2. Mose 20! Wie klar belehrt uns diese Tatsache, dass Gott nicht die Absicht hat, den Sünder mit dem Geist des Sinai zu konfrontieren, und dass überhaupt der Sinai nicht der Ort ist, an dem Gott und Mensch einander begegnen können. „An jedem Ort, wo ich meines Namens werde gedenken lassen, werde ich zu dir kommen und dich segnen.“ Wie sehr unterscheidet sich dieser Ort, wo der Herr das Gedächtnis seines Namens stiften, wo Er sein anbetendes Volk segnen will, von den Schrecken des rauchenden Berges!
Gott will dem Sünder an einem Altar begegnen, der aus unbehauenen Steinen erbaut ist und keine Stufen hat, also an einem Ort der Anbetung, dessen Herrichtung keine menschliche Tätigkeit voraussetzt und der dem Menschen ohne irgendwelche Anstrengung zugänglich ist. Das Erste würde nur den Altar entweihen und das Zweite nur die Nacktheit des Menschen enthüllen. Welch ein bewundernswertes Bild von der Person und dem Werk Jesu Christi! Das ist der geistliche Ort, an dem Gott jetzt dem Sünder begegnet, an dem alle Fragen des Gesetzes, der Gerechtigkeit und des Gewissens vollkommen beantwortet sind!
Zu allen Zeiten und unter allen Verhältnissen hat der Mensch die Neigung verraten, bei der Aufrichtung seines Altars nach eigenem Werkzeug zu greifen und ihm auf selbstgebauten Stufen zu nahen, aber Verunehrung und Nacktheit waren immer das Ergebnis solcher Versuche. „Wir sind allesamt wie ein Unreiner geworden, und alle unsere Gerechtigkeiten wie ein unflätiges Kleid; und wir verwelken allesamt wie ein Blatt, und unsere Ungerechtigkeiten rafften uns dahin wie der Wind“ (Jes 64,5). Wer würde es wagen, Gott in einem „unflätigen“ Kleid zu begegnen oder in seiner Nacktheit ihn anzubeten? Genau das aber tut jeder Sünder, der sich durch eigene Anstrengung einen Weg zu Gott bahnen will. Solche Anstrengungen sind nutzlos, weil sie die Unreinheit und Nacktheit des Menschen nicht beseitigen können. Gott ist dem in den Tiefen seines Verderbens liegenden Sünder so weit entgegengekommen, dass weder Gesetzlichkeit noch eigene Gerechtigkeit den Sünder noch näher zu Gott bringen kann.
Das sind die Grundsätze, mit denen der Heilige Geist diesen Teil des göttlichen Buches schließt. Es sind Grundsätze, die jeder Christ kennen muss, um den wichtigen Unterschied zwischen Gesetz und Gnade klar zu verstehen!