Behandelter Abschnitt 2. Mose 16,3-4
Das Brot vom Himmel
Weil Gott aber diesem Volk Israel seine besondere Gnade zuwenden wollte, traf Er auf wunderbare Weise Vorsorge: „Da sprach der Herr zu Mose: Siehe, ich werde euch Brot vom Himmel regnen lassen“ (V. 4). In ihrem Unglauben hatten sie kurz vorher gesagt: „Wären wir doch im Land Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen, als wir Brot aßen bis zur Sättigung!“ (V. 3). Und jetzt heißt es: „Ich werde euch Brot vom Himmel regnen lassen.“ Welch ein Gegensatz! Welch ein Unterschied zwischen den Fleischtöpfen, den Zwiebeln, dem Knoblauch Ägyptens und dem himmlischen Manna, dem „Brot der Starken“ (Ps 78,25)! Das Erste war irdisch, das andere himmlisch.
Nun aber musste diese himmlische Speise dazu dienen, den Zustand des Volkes zu prüfen: „. . . damit ich es prüfe, ob es wandeln wird in meinem Gesetz oder nicht“ (V. 4). Die Israeliten mussten sich auch innerlich von Ägypten gelöst haben, um mit dem „Brot vom Himmel“ zufrieden zu sein und es genießen zu können. Aber wir wissen, dass sie mit diesem Brot nicht zufrieden waren, sondern es verachteten, indem sie es eine „elende Speise“ (4Mo 21,5) nannten und wieder Fleisch essen wollten. Sie gaben damit den Beweis, wie wenig sie in ihren Herzen von Ägypten befreit und den Gesetzen Gottes zu folgen bereit waren. Sie „wandten sich in ihren Herzen nach Ägypten zurück“ (Apg 7,39).
Aber anstatt wieder dorthin zu kommen, wurden sie am Ende nach Babylon verschleppt (Apg 7,43). Das ist eine ernste Lehre für uns Christen. Wenn wir von dem gegenwärtigen Zeitlauf erlöst sind aber nicht in Dankbarkeit des Herzens mit Gott wandeln und mit der Vorsorge, die Er für seine Erlösten in der Wüste getroffen hat, nicht zufrieden sind, dann sind wir in Gefahr, den Einflüssen Babylons zum Opfer zu fallen. Unsere menschliche Natur findet keinen Geschmack an der Speise, die Gott bereitet hat; sie sehnt sich nach Ägypten zurück und muss daher im Tod gehalten werden. Als solche, die auf den Tod Christi getauft, mit ihm in der Taufe begraben und durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes mitauferweckt sind (Röm 6,3; Kol 2,12), haben wir das Vorrecht, uns von Christus als dem „Brot des Lebens, das aus dem Himmel herabgekommen ist“, zu nähren (Joh 6,48.51).
Christus, das lebendige Brot aus dem Himmel
Unsere Speise in der Wüste ist Christus, so wie Er uns in dem geschriebenen Wort durch den Heiligen Geist vorgestellt wird; darüber hinaus ist auch der Heilige Geist selbst zu uns herabgekommen als die Frucht des geschlagenen Felsens, d. h. des für uns geschlagenen Christus. Das ist unser herrliches Los in der Wüste dieser Welt.
Es ist natürlich klar, dass wir in einer solchen Situation nur dann glücklich sein können, wenn unsere Herzen von allem gelöst sind, was dem gegenwärtigen, bösen Zeitlauf angehört, von allem, was sich an unsere alte Natur richtet. Ein weltliches Herz und eine fleischliche Gesinnung werden Christus nicht in seinem Wort finden, und wenn sie ihn finden könnten, würden sie ihn nicht genießen. Das Manna war so empfindlich, dass es keine Berührung mit der Erde ertragen konnte. Es fiel auf den Tau herab und musste vor Sonnenaufgang gesammelt werden. Jeder musste daher früh aufstehen, um seine tägliche Nahrung zu suchen. So ist es auch heute mit dem Volk Gottes.
Das himmlische Manna muss jeden Morgen frisch gesammelt werden. Das gestrige Manna taugt nicht für heute noch das heutige für morgen. Wir müssen uns jeden Tag mit neuer Energie des Geistes von Christus nähren, sonst werden wir aufhören zu wachsen. Auch müssen wir Christus in allen Dingen den Vorrang geben. Wir müssen ihn früh suchen, bevor andere Dinge unsere leicht beeinflussbaren Herzen in Anspruch nehmen. Viele von uns sind hierin leider zu bequem. Wir geben Christus den zweiten Platz, und Schwachheit und Dürre zeigen sich als die Folgen. Der Feind ist wachsam und benutzt unsere geistliche Trägheit, um uns den Segen und die Kraft zu rauben, die wir empfangen, wenn wir uns von Christus nähren. Das neue Leben in dem Gläubigen kann nur durch Christus genährt und erhalten werden. „Wie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen“ (Joh 6,57).
Die Gnade des Herrn Jesus Christus, der vom Himmel herabkam, um die Speise seines Volkes zu sein, ist von unschätzbarem Wert für eine erneuerte Seele; aber um ihn so genießen zu können, müssen wir in der Wüste als solche dastehen, die aufgrund einer vollbrachten Erlösung für Gott abgesondert sind. Wenn ich mit Gott durch die Wüste gehe, dann werde ich doch auch mit der Speise, die Er mir gibt, zufrieden sein; und diese Speise ist Christus, der vom Himmel Herniedergekommene. Das „Getreide des Landes Kanaan“ hat sein Gegenbild in dem im Himmel verherrlichten Christus. Als solcher ist Er die richtige Speise für diejenigen, die durch den Glauben wissen, dass sie mit ihm auferweckt und in ihm in die himmlischen Örter versetzt sind.
Das Manna aber ist der vom Himmel herabgestiegene Christus, der für das Leben und die Erfahrungen des Volkes in der Wüste nötig ist. Als ein auf der Erde nicht beheimatetes Volk brauchen wir einen Christus, der auch selbst auf der Erde ein Fremder war. Als ein Volk, das im Geist schon in den Himmel versetzt ist, brauchen wir einen Christus, der ebenfalls dort seinen Platz genommen hat. Das macht den Unterschied zwischen dem „Manna“ und dem „Getreide des Landes“ deutlich. Es geht hier nicht um die Erlösung; diese finden wir in dem Blut und dem Kreuz. Es geht vielmehr um die Vorsorge, die Gott im Blick auf die verschiedenen Situationen seines Volkes getroffen hat – ob es sich gerade in der Wüste abmüht oder im Geist schon von dem himmlischen Erbteil Besitz nimmt.