Behandelter Abschnitt 1. Mose 39,1 - 41,44
Joseph in Ägypten
Die Handlungen des Menschen und der Plan Gottes
Beim Lesen dieser anziehenden Teile des Buches Gottes stellen wir eine interessante Verkettung verschiedener Wirkungen der Vorsehung fest, die alle ein Hauptziel verfolgen, nämlich die Erhöhung des Menschen, der in der Grube gewesen war, und die gleichzeitig am Rand eine Menge untergeordneter Dinge ans Licht bringen. „. . . damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden“ (Lk 2,35), aber Joseph sollte erhöht werden. „Und er rief eine Hungersnot über das Land herbei; jede Stütze des Brotes zerbrach er. Er sandte einen Mann vor ihnen her, Joseph wurde zum Knecht verkauft. Man presste seine Füße in den Stock, er kam in das Eisen, bis zur Zeit, als sein Wort eintraf; das Wort des Herrn läuterte ihn. Der König sandte hin und ließ ihn los, der Herrscher über Völker, und befreite ihn; er setzte ihn zum Herrn über sein Haus und zum Herrscher über all sein Besitztum, um seine Fürsten zu fesseln nach seiner Lust, und dass er seine Ältesten Weisheit lehre“ (Ps 105,16-22).
Es ist zu beachten, dass es sich hauptsächlich darum handelte, den zu erhöhen, den die Menschen verworfen hatten, und dann den Menschen ihre Sünde bewusst zu machen, der sie sich durch die Verwerfung schuldig gemacht hatten. In welch bewundernswerter Weise erfüllt sich das alles! Unwichtige und wichtige, günstige und ungünstige Umstände müssen zur Erfüllung der Vorsätze Gottes mitwirken.
In Kapitel 39 gebraucht Satan die Frau Potiphars, um Joseph ins Gefängnis zu bringen, und in Kapitel 40 benutzt er die Undankbarkeit und Nachlässigkeit des obersten Schenken, um ihn dort festzuhalten. Aber alles ist vergeblich. Gott steht hinter den Kulissen und hält alle Fäden in seiner Hand. Er lässt zur richtigen Zeit den Mann seiner Ratschlüsse hervortreten. Gott steht über allen Umständen. Er kann alles zur Erfüllung seiner unergründlichen Absichten benutzen. Wie glücklich sind wir, in allen Dingen die Entwicklung der Ratschlüsse unseres Vaters verfolgen zu dürfen, und wie wohltuend ist die Gewissheit, dass Er als unumschränkter Machthaber über alle Werkzeuge verfügt, und dass Engel, Menschen und Teufel unter seiner Gewalt stehen und nach seinem Belieben zur Ausführung seiner Vorsätze dienen müssen.
Dies alles sehen wir deutlich in den vor uns liegenden Kapiteln. Gott tritt in das Privatleben eines heidnischen Leibwachen-Obersten, besucht das Haus eines heidnischen Königs, ja, dessen Lagerstätte, und lässt dessen Träume zur Entwicklung seiner Pläne beitragen. Wir sehen, dass nicht nur einzelne Personen und deren Verhältnisse zur Erreichung der Ziele Gottes benutzt werden, sondern Ägypten und die umliegenden Länder müssen auf seinen Ruf auf dem Schauplatz erscheinen. Die ganze Erde wird durch die Hand Gottes gewissermaßen zu einer Bühne, auf der die Herrlichkeit und Größe des „von seinen Brüdern Abgesonderten“ entfaltet werden. Das sind die Wege Gottes, und es ist eine der schönsten Erfahrungen für den Gläubigen, die wunderbaren Taten seines himmlischen Vaters zu sehen. Wie mächtig bricht die Vorsehung Gottes in der Geschichte Josephs durch! Werfen wir z. B. einen Blick in den Kerker.
Wir sehen dort einen in Eisen gelegten Mann, eines üblen Verbrechens beschuldigt, aus der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen und verworfen, und gerade dieser Mann wird in einem Augenblick in die höchste Stellung in Ägypten berufen. Wer könnte leugnen, dass Gott hierin seine Hand hatte? „Und der Pharao sprach zu Joseph: Nachdem Gott dir dies alles kundgetan hat, ist keiner so verständig und weise wie du. Du sollst über mein Haus sein, und deinem Befehl soll mein ganzes Volk sich fügen; nur um den Thron will ich größer sein als du. Und der Pharao sprach zu Joseph: Siehe, ich habe dich über das ganze Land Ägypten gesetzt. Und der Pharao nahm seinen Siegelring von seiner Hand und tat ihn an die Hand Josephs, und er kleidete ihn in Kleider aus Byssus und legte die goldene Kette um seinen Hals. Und er ließ ihn auf dem zweiten Wagen fahren, den er hatte, und man rief vor ihm her: Werft euch nieder! - Und er setzte ihn über das ganze Land Ägypten. Und der Pharao sprach zu Joseph: Ich bin der Pharao, und ohne dich soll kein Mensch seine Hand oder seinen Fuß aufheben im ganzen Land Ägypten“ (Kap. 41,39-44).
Joseph, ein wunderbares Vorbild auf Christus
Das war keine gewöhnliche Beförderung. Die Reihenfolge der Begebenheiten, die zu dieser Erhöhung mitwirkten, zeigt deutlich, dass die Hand Gottes alles leitete. Zugleich sehen wir in allem ein treffendes Bild von den Leiden und der Herrlichkeit des Herrn Jesus Christus. Joseph wurde aus der Grube und dem Kerker, in die ihn die Eifersucht seiner Brüder und das falsche Urteil der Heiden gebracht hatten, herausgenommen, um Herrscher über ganz Ägypten zu werden, und nicht nur das, er sollte auch auf diesem Weg der Segenskanal und der Erhalter Israels und der ganzen Erde werden. Das alles deutet bildlich auf Christus hin, es könnte wirklich kein besseres Bild geben.
Wir sehen, wie ein Mensch durch die Hand des Menschen bis zur Stätte des Todes geführt wird, und dann sehen wir ihn durch die Hand Gottes auferweckt und zur höchsten Würde und Herrlichkeit erhoben. „Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazaräer, einen Mann, von Gott vor euch bestätigt durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisset - diesen, hingegeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt, nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich war, dass er von ihm festgehalten wurde“ (Apg 2,22-24).
Aber es gibt außer den bereits angedeuteten Punkten noch zwei Ereignisse in der Geschichte Josephs, die ihrem bildhaften Charakter eine ganz besondere Vollkommenheit geben. Es ist seine Heirat mit einer Fremden in Kapitel 41 und sein Zusammentreffen mit seinen Brüdern in Kapitel 45. Dies ist die Reihenfolge der Ereignisse: Joseph stellt sich seinen Brüdern als vom Vater gesandt vor. Sie verwerfen ihn und bringen ihn, so weit es an ihnen liegt, an die Stätte des Todes. Gott nimmt ihn von dort weg und erhebt ihn zu einem Platz der höchsten Würde. Als er so erhoben ist, empfängt er eine Braut, eine Frau, und als seine Brüder völlig gebrochen zu seinen Füßen liegen, gibt er sich ihnen zu erkennen, beruhigt ihre Herzen und führt sie in die Segnung ein. Dann wird er der Segenskanal für sie und die ganze Erde.