Behandelter Anschnitt 1. Mose 13,14-18
Bestätigung der Verheißung an Abram
„Und der Herr sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: Erhebe doch deine Augen und schau von dem Ort, wo du bist, nach Norden und nach Süden und nach Osten und nach Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deiner Nachkommenschaft bis in Ewigkeit“ (V. 14.15). Der Streit und die Trennung blieben weit davon entfernt, dem geistlichen Zustand Abrahams zu schaden, sie brachten seine himmlischen Grundsätze nur umso klarer hervor und stärkten das Leben des Glaubens in seiner Seele. Außerdem dienten sie dazu, seinen Weg zu erhellen und ihn von einem Begleiter zu befreien, der nur seinen Schritt hemmte. So wirkte also für Abraham alles zum Guten mit und brachte ihm reichen Segen ein.
Vergessen wir nicht die ernste und zugleich ermutigende Wahrheit, dass jeder Mensch auf die Dauer seinen eigenen Standpunkt einnehmen wird. Alle die laufen, ohne gesandt zu sein, werden irgendwie zusammenbrechen und zu dem zurückkehren, was sie verlassen zu haben bekannten, während andererseits alle, die von Gott berufen sind und sich auf ihn stützen, durch seine Gnade aufrechtgehalten werden. „Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Spr 4,18). Der Gedanke hieran erhält uns demütig, wachsam und im Gebet. „Wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle“ (1Kor 10,12), denn „es sind Letzte, die Erste sein werden, und es sind Erste, die Letzte sein werden“ (Lk 13,30). Das Wort: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden“ (Mt 10,22), ist ein Grundsatz von großer moralischer Tragweite, wenn man von seiner besonderen Anwendung einmal absieht. Manches stolze Schiff verhieß beim Auslaufen eine herrliche Fahrt, aber Stürme. Wogen, Felsenriffe und Sandbänke änderten bald das Bild, und die unter günstigen Aussichten begonnene Reise endete in völligem Misslingen.
Ich rede hier natürlich nur von dem Weg des Dienstes und Zeugnisses, keineswegs von der Annahme eines Menschen und seinem ewigen Heil in Christus. Das hängt, Gott sei gepriesen, in keiner Weise von uns, sondern von ihm ab, der gesagt hat: „ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,28). Aber sehen wir nicht oft Christen den Weg eines besonderen Dienstes oder Zeugnisses einschlagen (unter dem Eindruck, dass sie von Gott dazu berufen sind), und nach einiger Zeit zusammenbrechen? Sehen wir nicht auch viele, die, nachdem sie sich zu bestimmten Grundsätzen ihrer Tätigkeit bekannt hatten, über die sie nicht von Gott belehrt sind, oder deren Folgen sie in der Gegenwart Gottes nicht reiflich erwogen hatten, damit enden, dass sie selbst diese Grundsätze offen verletzen? Solche Dinge sind sehr traurig, und wir sollten sie sorgfältig meiden. Sie dienen dazu, den Glauben der Auserwählten zu schwächen, und geben dem Feind der Wahrheit Anlass zur Lästerung. Jeder sollte seine Berufung und Sendung unmittelbar vom Herrn selbst empfangen. Alle, die Christus zu einem besonderen Dienst beruft, wird Er auch darin erhalten, denn Er hat noch nie jemand auf seinen eigenen Sold in den Krieg gesandt. Wenn wir aber laufen, ohne gesandt zu sein, so werden wir nicht nur selbst eines Tages unsere Torheit erkennen müssen, sondern auch andere werden sie wahrnehmen.
Der Leser möge mich jedoch nicht missverstehen. Nie sollte sich jemand als Vorbild eines besonderen Charakters des Dienstes oder Zeugnisses darstellen. Gott verhüte es! Das wäre nichts als Torheit und Betrug. Die Aufgabe eines Lehrers ist, das Wort Gottes zu erklären, und die Aufgabe eines Dieners, den Willen des Herrn vorzustellen. Aber wenn wir auch das alles verstehen und als richtig erkennen, so dürfen wir doch nicht vergessen, die Kosten zu überschlagen, bevor wir es unternehmen, einen Turm zu bauen oder in den Krieg zu ziehen (Lk 14,28). Wir würden weniger Verwirrung und verkehrte Dinge in unserer Mitte sehen, wenn dieser Ermahnung mehr Aufmerksamkeit geschenkt würde. Gott berief Abraham von Ur nach Kanaan, und daher leitete Gott ihn auch auf dem ganzen Weg.
Als Abraham in Haran zögerte, wartete Gott auf ihn. Als er nach Ägypten hinabzog, stellte Gott ihn wieder her. Als Streit und Trennung entstand, trug Gott Sorge für ihn, so dass Abraham sagen konnte: „Wie groß ist deine Güte, die du aufbewahrt hast denen, die dich fürchten, gewirkt für die, die Zuflucht zu dir nehmen angesichts der Menschenkinder!“ (Ps 31,20). Er verlor nichts durch den Streit. Er besaß nach wie vor sein Zelt und seinen Altar. „Und Abram schlug Zelte auf, und kam und wohnte unter den Terebinthen Mamres, die bei Hebron sind; und er baute dort dem Herrn einen Altar“ (V. 18). Mochte Lot Sodom wählen, Abraham suchte und fand alles in Gott. In Sodom gab es keinen Altar, und alle, die diese Richtung einschlagen, suchen alles andere als einen Altar. Nicht die Anbetung Gottes, sondern die Liebe zur Welt lenkt ihre Schritte nach Sodom. Und was ist das Ende, wenn sie ihr Ziel erreicht haben? Das Wort Gottes gibt Antwort: „Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen“ (Ps 106,15).