Behandelter Abschnitt 1. Mose 9,20-21
Noah betrinkt sich
Der letzte Teil dieses Kapitels gibt uns ein demütigendes Schauspiel. Der Herr der Schöpfung versteht es nicht, sich selbst zu beherrschen. „Und Noah fing an, ein Ackersmann zu werden und pflanzte einen Weinberg. Und er trank von dem Wein und wurde betrunken, und er entblößte sich in seinem Zelt“ (Kap. 9,20.21). Welch ein Zustand für Noah, den einzigen gerechten Mann, den Prediger der Gerechtigkeit! Ach, was ist der Mensch! Wo es auch sei, immer und überall entdecken wir nur seine Fehler. In Eden, auf der wiederhergestellten Erde, in Kanaan, in der Versammlung, in der Gegenwart tausendjähriger Segnung und Herrlichkeit, überall und in allen Dingen versagt er. Es ist nichts Gutes in ihm. Mögen seine Vorrechte noch so groß, mag seine Stellung noch so begehrenswert sein, er kann nur Fehler und Sünden hervorbringen.
Wir müssen Noah von zwei Gesichtspunkten aus betrachten, nämlich als Bild und als Mensch. Während das Bild voll Schönheit und Bedeutung ist, zeigt sich der Mensch voll Unvermögen und Torheit. Dennoch hat der Heilige Geist die Worte niederschreiben lassen: „Noah war ein gerechter, vollkommener Mann unter seinen Zeitgenossen; Noah wandelte mit Gott“ (Kap. 6,9).
Die Gnade Gottes hatte alle seine Sünden zugedeckt und ihn mit einem fleckenlosen Kleid der Gerechtigkeit bekleidet; „er fand Gnade in den Augen des Herrn“ (Kap. 6,8). Selbst als Noah seine Nacktheit zeigte, sah Gott sie nicht, denn Er sah ihn nicht in der Schwachheit seines eigenen Zustandes, sondern in der Kraft einer göttlichen und ewigen Gerechtigkeit. Das lässt uns auch sehen, wie verkehrt die Handlungsweise Hams war, wie weit er von Gott entfernt und wie unbekannt er mit den Gedanken Gottes war. Anscheinend hatte er nie etwas von dem Glück des Menschen verspürt, „dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist“ (Ps 32,1). Sem und Japhet dagegen geben uns in ihrem Verhalten ein schönes Beispiel von der Art und Weise, wie Gott die Nacktheit des Menschen behandelt, und beide erhalten einen Segen, während Ham einen Fluch davonträgt.