Behandelter Abschnitt Apg 6
Verrät sich eine andere Art des Bösen. Jetzt sehen wir in dem Guten, welches Gott bewirkt hatte, übles Murren. Es sind diesmal nicht, wie bisher, Einzelpersonen. Hier ist in einer gewissen Hinsicht der Fall noch ernster. In der Kirche (Versammlung) werden Klagen laut - ein Murren der Hellenisten gegen die Hebräer (das heißt, der fremdsprachigen Juden gegen solche aus dem Heiligen Land), weil ihre Witwen beim täglichen Dienst übersehen wurden. Dies bot der vorsorglichen Weisheit des Geistes Gottes eine Gelegenheit, sich zu entfalten.
Wir haben bereits mehrere Male gesehen, wie wahrhaftig die Kirche (Versammlung) eine göttliche Einrichtung ist. Sie ist darauf gegründet, dass eine göttliche Person, nämlich der Heilige Geist, auf die Erde herabkam, der jetzt, nach vollbrachter Erlösung, hienieden seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat. Wir müssen indessen außerdem noch von der Wirksamkeit dieser lebendigen Macht erfahren, welche durch die sie ans Licht stellenden Umstände sich entfaltet. Es geht nicht um ein System von Regeln. Nichts ist für das Wesen der Kirche Gottes verderblicher. Sie ist keine menschliche Gesellschaft, in der ihre Führer oder eine Mehrheit das in ihren Augen Beste für sich auswählen. Stattdessen begegnet der in ihr gegenwärtige Geist Gottes in seiner Weisheit jedem Bedürfnis zur Verherrlichung Christi.
All diese Wahrheiten sind im geschriebenen Wort Gottes zu unserer Belehrung und Leitung bewahrt worden.
Wir finden hier die Einsetzung von sieben Männern, welche nach den Armen sehen sollten, die in Gefahr standen, vergessen oder in einem gewissen Maß übergangen zu werden. Jedenfalls lautete so die Beschwerde. Um diesen Vorwurf zu entkräften und gleichzeitig den Aposteln Raum für ihren eigenen mehr geistlichen Dienst zu geben, „beriefen (die Zwölfe) die Menge der Jünger und sprachen: Es ist nicht gut, dass wir das Wort Gottes verlassen und die Tische bedienen. So sehet euch nun um, Brüder, nach sieben Männern aus euch, von gutem Zeugnis, voll Heiligen Geistes und Weisheit, die wir über dieses Geschäft bestellen wollen“ (V. 2-3).
So erfahren wir also zwei Dinge: Erstens, es waren die Apostel, welche die Gewählten förmlich einsetzten. Zweitens blieb die Wahl, wo es um die Verteilung von Gaben ging, der Menge der Gläubigen überlassen. Unter jenen Männern, welche die Kirche (Versammlung) Gottes leiteten, sollte auch nicht der Anschein eines Strebens nach den Besitztümern des Volkes Gottes oder deren Verteilung zu finden sein. Andererseits setzten die Apostel jene Männer ein, die für diese Aufgabe gewählt worden waren. Gott hatte erstere für einen besonderen Dienst berufen; und dieser Berufung entsprachen sie. „Wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren“ (V. 4).
Auch die Grundlage dieser Wahl ist auffallend, denn alle jene Namen scheinen griechisch zu sein. Welch gnädige Weisheit! Das sollte den Beschwerdeführern den Mund stopfen! Die Hellenisten oder Griechen waren auf die Juden Palästinas eifersüchtig. Die eingesetzten Personen waren ihren Namen nach alle Hellenisten, d. h. ausländische Juden. Die Murrenden sollten nicht nur zum Schweigen gebracht, sondern auch beschämt werden. So behält die Gnade immer den klaren Blick und weiß genau, wie sie sich über das Übel erheben kann; denn Murren gegen andere ist keineswegs der Weg, um etwas Falsches richtig zu machen, auch wenn es noch so berechtigt erscheint. Aber die Gnade des Herrn weiß stets den Umständen zu begegnen und verwandelt sie durch eine Entfaltung der Weisheit von oben (Jak 3,17) in einen großen Gewinn.
Das Arbeitsfeld sollte sich vergrößern; und obwohl die armselige Wurzel menschlichen Murrens zu dieser neuen Entfaltung führte, stand Gott doch über allem. Er konnte diese sieben Männer gebrauchen und wollte einigen von ihnen „eine schöne Stufe“ (1Tim 3,13) geben, wie wir bald bei Stephanus und etwas später bei Philippus sehen werden. Er zeigte indessen noch auf andere Weise, dass Er jene Einsetzung billigte. „Das Wort Gottes wuchs [trotz des Murrens], und die Zahl der Jünger in Jerusalem vermehrte sich sehr.“ Jetzt geschah etwas Neues. „Und eine große Menge der Priester wurde dem Glauben gehorsam“ (V. 7).
Stephanus war voll Gnade und Kraft (nur von Einem konnte gesagt werden, dass Er voll Gnade und Wahrheit war! (Joh 1,14)) und tat große Wunder. Dies rief den Widerstand der jüdischen Führer hervor; denn „sie vermochten nicht der Weisheit und dem Geiste zu widerstehen, womit er redete. Da schoben sie heimlich Männer vor, welche sagten: Wir haben ihn Lästerworte reden hören wider Moses und Gott. Und sie erregten das Volk und die Ältesten und die Schriftgelehrten; und sie fielen über ihn her und rissen ihn mit sich fort und führten ihn vor das Synedrium. Und sie stellten falsche Zeugen auf, welche sagten: Dieser Mensch hört nicht auf, Worte zu reden wider die heilige Stätte und das Gesetz; denn wir haben ihn sagen hören: Dieser Jesus, der Nazaräer, wird diese Stätte zerstören und die Gebräuche verändern, die uns Moses überliefert hat“ (V. 10-14).