Behandelter Abschnitt Mk 12,28-31
Es folgen dann die Schriftgelehrten.
„Und einer der Schriftgelehrten, der gehört hatte, wie sie miteinander verhandelten, trat herzu, und als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist:,Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft.‘ Das zweite ist dieses:,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ Größer als diese ist kein anderes Gebot“ (V. 28–31).
Der Schriftgelehrte war gezwungen, die Weisheit des Herrn anzuerkennen.
Der Herr fasste den Kern des Gesetzes Gottes in diese beiden Auszüge zusammen, nämlich die unbegrenzte Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten, wobei letztere nicht mit ganzer Seele und Kraft erfolgen musste, sondern wie „dich selbst“. Zunächst soll man Gott mehr als sich selbst lieben, sodass jeder andere Gegenstand, der dazu in Wettstreit geraten könnte, zurücktritt. Als Zweites soll man seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Tatsächlich hat man, wenn man Gott und seinen Nächsten liebt, das ganze Gesetz erfüllt, wie der Apostel sagt. Die Gnade geht allerdings weiter, und zwar bis zur völligen Selbstverleugnung. Die Gnade Gottes, welche den Geist eines Christen entsprechend der Kraft seines Glaubens ihr selbst anpasst, bis er Gottes Offenbarung von Christus gleicht, führt einen Menschen sogar in den Tod um seines Bruders willen. „Auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben“ (1Joh 3,16) – und noch viel mehr für Gott und die Wahrheit.