„Und er zog in Jerusalem ein, in den Tempel; und als er über alles umhergeblickt hatte, ging er, da es schon spät an der Zeit war, mit den Zwölfen hinaus nach Bethanien“ (V. 11).
Matthäus unterscheidet, wie häufig, nicht die verschiedenen Schritte der Handlung. Aus seinem Bericht könnten wir nicht entnehmen, dass der Herr am ersten Tag seines Besuches nur auf alles umherblickte und dass Er erst am folgenden Tag jene hinaustrieb, die den Tempel mit ihrem Kaufen und Verkaufen entweihten. So schreibt auch nur er von den Blinden und Lahmen, die sich dem Herrn nahten, um geheilt zu werden (Mt 21,14). Ich weiß, dass einige diese Schwierigkeit dadurch zu lösen versuchen, indem sie annehmen, dass Matthäus uns von einer Reinigung des Tempels am ersten Tag und Markus von einer solchen am zweiten Tag berichtet. Doch für mich sieht es so aus, dass diese Vermutung unmissverständlich durch die Genauigkeit der Ausdrucksweise unseres Evangelisten bezüglich dieses zweiten Tages widerlegt wird. Markus sagt, dass am zweiten und nicht am ersten Tag Jesus „fing er an“, solche hinauszutreiben, die „im Tempel verkauften und kauften“ (V. 15).
Johannes lässt andererseits diese Reinigung des Tempels völlig weg. Stattdessen berichtet er (in Joh 2,13-17) und kein anderer Evangelist von einer früheren Handlung gleichen Charakters, bevor unser Herr in seinen öffentlichen oder galiläischen Dienst eintrat. Doch das steht in ausgezeichneter Übereinstimmung mit dem ganzen Thema seines Evangeliums. Es beginnt sozusagen an dem Punkt, zu dem uns die anderen Evangelisten nach und nach hinführen: Von Anfang an wurde der Herr von seinem Volk, welches Ihn hasste, verworfen, sodass Er es eigentlich nur verabscheuen konnte.
Es gibt eine ähnliche Zusammenlegung eines zweiteiligen Berichtes zu einem einzigen, wenn wir Matthäus‘ Beschreibung des verfluchten Feigenbaums mit derjenigen von Markus vergleichen.