Behandelter Abschnitt Sach 7-8
Zweiter Teil des Buches Sacharja
Der zweite Teil des Buches Sacharja enthält drei Hauptprophezeiungen:
1.Die Fastenzeit (Kap. 7-8)
2.Ausspruch über das Land Chadrak (Kap. 9-11)
3. Ausspruch über Israel (Kap. 12-14)
Die Fastenzeit (Sach 7-8)
Wie wir bereits festgestellt haben, ist in all diesen Kapiteln nur ein Datum angegeben. Dieses findet sich im ersten Vers von Kapitel 7: „Im 4. Jahr des Königs Darius . . . am 4. Tag des 9. Monats, im Monat Kislev“. Der Tempel des Herrn in Jerusalem war zu der Zeit zur Hälfte fertig, denn in Esra 6,15 lesen wir, dass er im sechsten Jahr des Königs fertiggestellt wurde.
Es war eine Zeit großer Geschäftigkeit in Jerusalem, eine Zeit, in der sich das jüdische Volk mit vielen Dingen beschäftigen musste, die im Zusammenhang mit dem Haus Gottes standen. Die Juden erwarteten, dass die verschiedenen Vorschriften ihres Gottesdienstes wiederhergestellt werden würden; aber Gott sah die darin liegende große Gefahr für sie voraus. Diese Gefahr bestand darin, dass sie der Form des Gottesdienstes zu viel Bedeutung beimessen und somit den wahren Zustand ihrer Herzen vor Gott vernachlässigen würden. Deshalb richtete Er durch den Propheten Sacharja Worte an sie, die ihre Herzen erforschen und ihr Gewissen erreichen sollten. Gott wollte das Volk tatsächlich segnen, aber dafür musste es lernen, in seinen Wegen zu gehen.
Möge Gott Sie, liebe Leser, darauf aufmerksam machen! Wir können unsere Lebensumstände viel besser lenken als unsere Herzen. Wir achten sehr auf das Äußere, auf das, was die Menschen sehen können; und vergessen, dass Gott von allen unseren Überlegungen und Vorstellungen in unserem Inneren Notiz nimmt. Der bloße Gedanke, dass Gott uns sieht, würde oft schon ausreichen, um uns aufzuhalten, wenn wir auf einem falschen Weg sind, denn wir wissen, dass Gott alles weiß. Es wäre auch eine große Ermutigung, wenn wir wüssten, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Was Gott für sein Volk für notwendig erachtete, gilt auch für uns. Mögen Sie, liebe Leser, sich immer dessen bewusst sein, dass Gott uns sieht.
Die Frage, die an die Priester und Propheten im Haus des Herrn bezüglich des Fastens des fünften Monats gerichtet wurde, war nicht unwichtig. Der fünfte Monat erinnerte an eine traurige Epoche für die Juden: In diesem Monat war der Tempel Salomos niedergebrannt und ein großer Teil des Volkes gefangen genommen worden (2. Könige 25,8; Jeremia 1,3; 52,12-13). Als der neue Tempel sich der Fertigstellung näherte, wollten die Leute wissen, ob sie weiterhin über den alten Tempel weinen sollten, wie sie es während der Gefangenschaft getan hatten (Sach 7,3).
Der Herr gibt vier Antworten auf diese Frage.
Zuerst (7,4-7) erinnert Er sie daran, was Er bereits durch die vorhergehenden Propheten gesagt hatte (Jes 58,3-6, Jer 14,12, Joel 2,12). Er fragt sie durch den Propheten Sacharja, ob sie wirklich für Gott oder nur für sich selbst gefastet haben.
Als zweites (V. 8-14) weist Er sie darauf hin, dass ihre Väter nicht auf sein Wort gehört haben, als Er ihnen sagte, dass Er kein formelles Fasten, sondern Aufrichtigkeit des Herzens und Treue im Wandel wünscht und dass sie wegen ihrer Untreue über alle Nationen zerstreut werden mussten.
Als drittes (8,1-7) spricht der Herr der Heerscharen von all dem Guten, das Er an seinem Volk tun will, um ihre Herzen zu ermutigen, Ihm zu vertrauen und in Treue vor Ihm seinen Weg zu gehen. Er hatte sie zerstreut, aber Er will sie zusammenbringen, um ihr Gott in Wahrheit und Gerechtigkeit zu sein. Deshalb sollten sie wahrhaftig und aufrichtig reden und handeln, jeder gegenüber seinem Nächsten.
Zum Schluss (V. 18-23) spricht der Herr der Heerscharen von dem Guten, das Er für sein Volk bereitet hat: alle ihre Fasten- und Trauertage werden in Festtage verwandelt werden, und durch das Volk Israel werden viele Nationen den Herrn suchen.
In Vers 19 werden vier Fastenepochen beschrieben, von denen drei offensichtlich mit den traurigen Ereignissen der babylonischen Invasion unter der Führung von König Nebukadnezar in Verbindung stehen. Im zehnten Monat des neunten Jahres des Königs Zedekia kam Nebukadnezar an die Stadt heran, um sie zu belagern (Jer 52,4; Hes 24,1-2). Zwei Jahre später, im vierten Monat, wurde die Mauer durchbrochen, und die Chaldäer rückten ein; im fünften Monat wurde der Tempel niedergebrannt, und alle Mauern der Stadt wurden niedergerissen. Das Fasten des siebten Monats ist wahrscheinlich das des großen Versöhnungstages, was nach dem Gesetz Moses (3. Mose 16) vorgeschrieben ist.
Zweifellos kennen Sie eine Stelle aus dem Neuen Testament, die von Züchtigung spricht und die uns zeigt, dass, wenn wir Gott lieben, selbst die größten Prüfungen, die wir zu durchlaufen haben, zu unserem Wohl dienen. Diese Stelle finden wir im Hebräerbrief, Kap. 12,5-11: ,,Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, noch ermatte, wenn du von ihm gestraft wirst. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt“. Alle Züchtigung aber scheint für die Gegenwart nicht ein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit zu sein; danach aber gibt sie die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind“. Möge Gott schenken, dass Sie auf die Stimme Gottes hören, dass Ihr Weinen echte Buße bewirkt und dass Sie persönlich die Barmherzigkeit des Herrn erfahren: „Denn ein Augenblick ist in seinem Zorn, ein Leben in seiner Gunst; am Abend kehrt Weinen ein, und am Morgen ist Jubel da“ (Ps 30,6).