Behandelter Abschnitt Mich 7
Im siebten Kapitel stellt sich der Prophet als Fürsprecher im Namen des Volkes vor Gott, indem er es gleichzeitig an seinen eigenen Ruin und seine Ungerechtigkeit erinnert. Der Prophet wünscht und sucht etwas in der Mitte seines Volkes zu finden, was zu dem Titel „Volk Gottes“ passt: Doch leider sieht er nur Betrug und Irreführung, Fallstricke um Blut zu vergießen und mit beiden Händen das Böse zu tun. „Der Beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch, der Rechtschaffenste schlimmer als eine Dornenhecke“ (7,4). Auffallend ist, dass das, was Micha daraufhin als Gipfel der Ungerechtigkeit beschreibt: „Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter lehnt sich auf gegen ihre Mutter, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter; des Mannes Feinde sind seine Hausgenossen“ (7,6), vom Herrn Jesus zitiert wird (Mt 10,35-36). Er verwendet ihn, um die Konsequenzen der Predigt des Evangeliums darzustellen, die der Widerstand der Welt hervorbringen würde. So groß ist die Ungerechtigkeit des Herzens, dass das Licht der Gnade einen Hass hervorbrachte, der selbst die natürlichen Zuneigungen zerstörte!
Das, was der Prophet um sich herum sieht, lässt ihn zu dem Herrn aufblicken und lässt ihn auf den Gott seiner Befreiung warten: „Ich aber will ausschauen nach dem Herrn, will harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören“ (7,7). Er beendet sein Buch mit den schönen und bewegenden Worten: „Wer ist ein Gott wie du, der die Ungerechtigkeit vergibt und die Übertretung des Überrestes seines Erbteils übersieht? Er behält seinen Zorn nicht auf ewig, denn er hat Gefallen an Güte. Er wird sich unser wieder erbarmen, wird unsere Ungerechtigkeiten niedertreten; und du wirst alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du wirst an Jakob Treue, an Abraham Güte erweisen, die du von den Tagen der Vorzeit her unseren Vätern geschworen hast“ (7,18-20). Das ist es, was Gott eines Tages gegenüber dem „Überrest seines Erbteils“ oder dem treuen Überrest tun wird; das ist es, was Er bereits getan hat und was Er immer noch für seine Versammlung und alle die, die durch Glauben ein Teil von ihr sind, tut. Mögen wir es verstehen und glauben.
Zitate aus Micha im Buch Jeremia
Ein Wort noch zu einem Umstand, der mit dem Propheten Micha zusammenhängt, und der uns überaus interessant erscheint. Wenn wir Jeremia 26 lesen, werden wir sehen, von was ich sprechen möchte. Jeremia wurde mit dem Tod gedroht, weil er die Gerichte Gottes über die unglücklichen Juden verhängt hatte. Er hatte ihnen angekündigt, dass wenn sie die Stimme des Herrn nicht hören und den Worten der Propheten, seinen Dienern nicht Folge leisten würden, ihre Stadt und ihr Tempel zerstört werden würde. Jeremia entgegnet seinen Kontrahenten, dass es der Herr ist, der ihn gesandt hat, um alle seine Worte zu verkünden. Er beschwört sie, ihr Verhalten und ihre Taten zu korrigieren und auf die Stimme Gottes zu hören. „So wird der Herr“, fügt er hinzu, „sich des Übels gereuen lassen, das er über euch geredet hat. Ich aber. . . “, sagt er noch, „. . . siehe, ich bin in eurer Hand; tut mir, wie es gut und wie es recht ist in euren Augen“ (Jer 26,13-14). „Eine milde Antwort wendet den Grimm ab“ (Spr 15,1), sagt Salomo.
Genau das fand bei dieser Gelegenheit statt, denn die Fürsten und das ganze Volk sagten zu den Priestern und Propheten: „Diesem Mann gebührt nicht die Todesstrafe; denn er hat im Namen des Herrn, unseres Gottes, zu uns geredet. Und Männer von den Ältesten des Landes erhoben sich und sprachen zur ganzen Versammlung des Volkes und sagten: Micha, der Moraschtiter, hat in den Tagen Hiskias, des Königs von Juda, geweissagt und zum ganzen Volk von Juda gesprochen und gesagt: So spricht der Herr der Heerscharen:,Zion wird als Feld gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen und der Berg des Hauses zu Waldeshöhen werden. Haben denn Hiskia, der König von Juda, und ganz Juda ihn getötet? Hat er nicht den Herrn gefürchtet und den Herrn angefleht, so dass der Herr sich des Übels gereuen ließ, das er über sie geredet hatte? Und wir wollen eine große böse gegen unsere Seelen begehen‘“ (Jer 26,16-19). Somit trägt hundert Jahre nach Micha ein Wort dieses Propheten (Mich 3,12) dazu bei, dass das Leben seines treuen Nachfolgers Jeremia gerettet wird - was für eine bemerkenswerte Sache.