John Nelson Darby
Betrachtungen über die Bücher der Bibel (Synopsis)
3Joh 1Kommentar zu 3. Johannes 1
Am Ende dieses Eintrages finden sich noch die "Betrachtungen über die Johannesbriefe" von JND
Behandelter Abschnitt 3Joh 1-14
Der dritte Brief ermuntert den Gläubigen, Gastfreundschaft zu üben, sei es gegen bekannte oder gegen fremde Brüder, und bei ihrer Abreise für alle ihre Bedürfnisse auf der Reise in wohlwollender Weise Sorge zu tragen, vorausgesetzt dass sie mit der Wahrheit und um der Wahrheit willen, ohne Gehalt und ohne Versorgung, kamen. Gajus nahm sie, wie es scheint, auf und war ihnen behilflich, sowohl in seinem Haus als auch auf der Reise. Diotrephes dagegen liebte diese Fremdlinge nicht, die, wie gesagt, umherzogen ohne eine besondere Sendung und ohne sichtbare Existenzmittel. Sie waren um des Herrn willen ausgegangen und hatten von den Heiden nichts genommen. Wenn sie wirklich aus Liebe zu diesem Namen kamen, so tat man wohl, sie aufzunehmen.
Wieder betont Johannes die Wahrheit als kennzeichnend für die wahre Liebe: „Der Älteste - dem geliebten Gajus, den ich liebe in der Wahrheit.“ Er freute sich, als die Brüder (ich denke diejenigen, die Gajus in sein Haus aufgenommen und auf ihrer Reise unterstützt hatte) von der Wahrheit, die in ihm war, Zeugnis gaben, wie er denn wirklich in der Wahrheit wandelte. Der Apostel kannte keine größere Freude, als wenn er hörte, dass seine Kinder in der Wahrheit wandelten. Indem sie diejenigen, die ausgingen, um die Wahrheit zu verkündigen, aufnahmen, unterstützten sie die Wahrheit selbst, sie waren Mitarbeiter derselben. Diotrephes aber wollte damit nichts zu tun haben, er weigerte sich nicht nur, jene reisenden Prediger aufzunehmen, sondern er stieß auch die, die es taten, aus der Versammlung. Er maßte sich selbst Autorität an. Der Apostel sagt, dass er daran gedenken werde. Die Pflicht der Gläubigen war, Gutes zu tun. „Wer Gutes tut, ist aus Gott.“ Johannes geht, was die Wahrheit betrifft, so weit, dass er sagt, die Wahrheit selbst gebe dem Demetrius Zeugnis. Ich denke, dass der letztere sie verbreitet hatte, und dass das bekannt wird und die Befestigung derselben überall - wenigstens da, wo er gearbeitet hatte - ein Zeugnis für ihn war.
Dieses beharrliche Bestehen auf der Wahrheit, als dem Prüfstein für die letzten Tage, ist sehr bemerkenswert; ebenso jenes Wanderpredigen, das von Personen ausgeübt wurde, die ausgingen, ohne etwas von den Nationen zu nehmen, indem sie es Gott überließen, ihnen bei denen eine Aufnahme zu bereiten, den die Wahrheit am Herzen lag. Die Wahrheit war der einzige Reisepass dieser Prediger unter den Christen sowie auch das einzige Mittel, durch das der Apostel die Gläubigen schützen konnte. Es scheint wohl, dass sie ihrer Abstammung nach Juden waren, weil Johannes sagt, dass sie von den Nationen nichts genommen hätten. Ich bemerke dies, weil es, wenn es sich so verhält, wie ich gesagt habe, die Bedeutung des Ausdrucks in 1Joh 2,2: „nicht allein aber für die unseren“, einfach und deutlich macht, was er für manche nicht ist. Johannes macht, ebenso wie Paulus, den Unterschied zwischen „uns“, den Juden, und „euch“, den Nationen, obwohl alle in Christus eins sind.
Beachten wir auch, dass der Apostel an die Versammlung schrieb (V. 9), nicht aber an Diotrephes, das Haupt derselben, und dass dieser Führer, der gern den ersten Platz einnehmen wollte, seinen Worten widerstand, wozu die Versammlung, wie es scheint, nicht geneigt war. Gajus verharrte in seinem gottesfürchtigen Weg, trotz der kirchlichen Autorität, die Diotrephes (was auch das Recht oder vielmehr das angemaßte Recht derselben sein mochte) offenbar ausübte: denn er stieß Personen aus der Versammlung.
Wenn der Apostel dorthin kam, wollte er (wie Paulus) seine wahre Macht zeigen. Er erkannte in sich selbst keine kirchliche Autorität an, die durch ein Gebot diese Dinge hätte ordnen können. Die beiden letzten Briefe des Johannes sind in dieser Beziehung sehr beachtenswert. Im Blick auf die umherreisenden Prediger bestand das einzige Schutzmittel, das der Apostel selbst für eine Frau besaß, darin, dass er ihre Aufmerksamkeit auf die Wahrheit richtete. Die Bevollmächtigung des Predigers beruhte einzig und allein in ihr. Seine Befugnis zu predigen war eine andere Frage. Der Apostel kannte keine Bevollmächtigung, durch die die Sendung solcher Prediger bestätigt und durch deren Fehlen sie als falsch und unberechtigt erwiesen worden wären. Die Frage, ob diese Personen aufgenommen oder nicht aufgenommen werden sollten, fand ihre Beantwortung einzig und allein in der Lehre, die sie brachten. Der Apostel hatte kein anderes Mittel, um die Berechtigung ihrer Sendung zu prüfen. Es gab also keine andere Autorität; denn hätte es eine andere gegeben, so würde sie von ihm ausgegangen sein. Er hätte dann fragen können: „Wo sind die Beweise ihrer Sendung?“ Aber er kannte keinen anderen Beweis als den: Bringen sie die Wahrheit? Wenn nicht, so grüßt sie nicht; wenn sie aber die Wahrheit bringen, so tut ihr wohl, sie aufzunehmen, trotz aller Diotrephesse der Welt.
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Aus "Betrachtungen über die Johannesbriefe" von JND
Behandelter Abschnitt 3Joh
Wir finden hier im allgemeinen denselben großen Grundsatz wie im 2. Brief – das ist: Liebe zur Wahrheit. Nur warnte Johannes dort vor jedem, der die Lehre des Christus verletzt, während er jetzt vielmehr die gnädigen Wege und die Freiheit solcher Personen verteidigt, welche sich mit der Wahrheit befassen.
Hier geht es um den freundlichen Umgang unter den Christen. Er wünschte, daß es Gajus wohl gehe und daß er gesund sei, so wie es seiner Seele wohl geht. Dieser Gajus nahm die Brüder auf, welche mit der Predigt des Wortes hinausgingen; und Diotrephes war auf diese eifersüchtig. Nicht allein, daß er sich weigerte, selbst solche Brüder aufzunehmen – er wehrte auch jenen, die es wollten. Das war Widerstand gegen das freie Zeugnis, das Gott durch die umherreisenden Prediger ablegte. „Denn für den Namen sind sie ausgegangen und nehmen nichts von denen aus den Nationen.“ (V. 7). Sie gingen, ohne bezahlt zu werden, hinaus, indem sie auf den Herrn vertrauten. Diotrephes wünschte dieses nicht. Deshalb nahm er solche Prediger nicht allein nicht auf, sondern verbot es auch anderen, die so handelten, und stieß sie aus der Versammlung. Der Apostel schreibt Gajus, um ihn in dem Geist eines herzlichen Willkommens bei der Aufnahme jener Prediger zu stärken.
Bei Diotrephes ging es um die Liebe, der erste zu sein – ein fleischliches Verlangen in ihm, welches sich so hoch erhob, daß er sogar gegen den Apostel sprach. Doch der Hauptgesichtspunkt, bei dem der Apostel in seinem Schreiben an Gajus verweilt, besteht darin, daß jener „in der Wahrheit“ war. Es ist bei Johannes bemerkenswert, daß er dann, wenn er von Liebe spricht, letztere stets in nachdrücklicher Weise überwacht durch das, was er „die Wahrheit“ nennt. Die wahre Liebe ist Gott Selbst. Er ist Liebe; und wo immer die Liebe echt ist, wird sie durch die Wahrheit, wie sie in Jesus ist, überwacht, sonst ist sie nicht von Gott. Deshalb schreibt Johannes, bevor er Gajus für seine Liebe und Gastfreundschaft zu den Brüdern lobt: „Ich freute mich sehr, als Brüder kamen und Zeugnis gaben von deinem Festhalten an der Wahrheit, gleichwie du in der Wahrheit wandelst.“ (V. 3). Das ist das erste, bei dem er verweilt, bevor er von dem redet, was Gajus für die Brüder, und zwar Fremde, tut.
„Geliebter, treulich tust du, was irgend du an den Brüdern, und zwar an Fremden, getan haben magst, (die von deiner Liebe Zeugnis gegeben haben vor der Versammlung) und du wirst wohltun, wenn du sie auf eine gotteswürdige Weise geleitest. Denn für den Namen sind sie ausgegangen und nehmen nichts von denen aus den Nationen.“ (V. 5–7). Gajus war offensichtlich ein gütiger Mann – gastfreundlich diesen Fremden gegenüber. „Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, auf daß wir Mitarbeiter der Wahrheit werden.“ (V. 8). Das ist ein bemerkenswerter Ausdruck – „der Wahrheit“. „Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf daß wir den Wahrhaftigen kennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ (1Joh 5,20). Christus ist die Wahrheit. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6). Alles, was nicht Christus ist, ist [menschliche; Übs.] Natur; und das ist
nicht die Wahrheit. Ohne Christus bist du niemals in der Lage, Gutes und Böses zu unterscheiden. Christus ist „die Wahrheit“.
Falls wir von Wahrheit sprechen, meinen wir, daß ein Mensch über irgend etwas genau das Wahre sagt. Christus sagt uns die Wahrheit über Gott. Satan wahrt schöne Formen, wie z. B. in dem Ereignis mit Petrus, als dieser in Hinsicht auf die Leiden Christi sagt: „Gott behüte dich, Herr! dies wird dir nicht widerfahren.“ (Mt 16,22). Christus spricht hingegen: „Geh hinter mich, Satan! du bist mir ein Ärgernis . . . “ Er redete die Wahrheit in dieser Angelegenheit. Die Worte von Petrus hörten sich sehr schön und freundlich an; aber sie leugneten in Wirklichkeit alles, was Christus zu tun hatte. Daraufhin sprach Christus die Wahrheit über diese Sache. Das gilt auch für den Menschen. Wer hätte erwartet, daß der Mensch so handeln würde, wie es geschah, als Christus auf der Erde war? Dort erfährst du die Wahrheit über den Menschen. Das ganze Böse in ihm entfaltete sich. Bevor Christus kam, hatte es sich noch nicht völlig gezeigt. So weiß ich auch nicht, was Sünde ist, bevor ich sie im Kreuz Christi erkenne. Das gilt genauso für die Gerechtigkeit. Christus ist die Wahrheit. Seien es Gott, der Mensch, Satan, die Gerechtigkeit, die Sünde – die Wahrheit über alles finden wir in Christus.
Wenn wir Christus haben, besitzen wir die Wahrheit. Wenn wir unseren Weg inmitten von Gutem und Bösem erkennen müssen – wir kennen nicht die Wahrheit, wenn wir Christus nicht besitzen. Die Wahrheit ist in Ihm, nicht in mir. In dem Augenblick, wenn ich Christus besitze und nach Seinen Gedanken und Empfindungen urteile, bin ich fähig zu sagen, ob etwas Sünde ist. Sie mag eine sehr schöne Gestalt annehmen – vielleicht die der Liebe zu Vater und Mutter. Aber die Wahrheit deckt alles auf. Gott hat sich als Liebe erwiesen, die sich über alles Böse erhebt. Dennoch geht es immer um „die Wahrheit“. Wenn Er größer ist als die Sünde, so zeigt Er doch auch, was die Sünde ist. Es ist von außerordentlicher Wichtigkeit, Christus festzuhalten, sonst wissen wir nicht, was die Wahrheit ist. Satan ist der Vater der Lügen; und keine Lüge ist aus der Wahrheit. Beim Apostel erkennen wir, daß es seine Freude war, diese Wahrheit, schärfer als jedes zweischneidige Schwert, empfangen zu haben, indem er nichts in sich selbst schonte.
Es war seine Freude, seine Kinder in der Wahrheit wandeln zu sehen. Wenn die Wahrheit fest gegründet ist, kann die Liebe herrlich ausfließen. „Geliebter, treulich tust du, was irgend du an den Brüdern, und zwar an Fremden, getan haben magst, (die von deiner Liebe Zeugnis gegeben haben vor der Versammlung).“ Hier sehen wir die Liebe in schöner Weise sich entfalten. In dem Moment, wenn unser Herz in Bezug auf die Wahrheit in Christus fest gegründet ruht, sodaß es gerichtet ist, kann Gott frei in uns wirken. In dem Augenblick, wenn ich die Wahrheit besitze, nämlich Christus – befreit von mir selbst –, beginnt die göttliche Wahrheit auf dem ihr eigenen Weg zu handeln. „Wie wir Gelegenheit haben, laßt uns das Gute wirken gegen alle, am meisten aber gegen die Hausgenossen des Glaubens.“ (Gal 6,10). Gott zeigt eine besondere Liebe zu den Seinigen. Trotzdem ist Er gnädig und freundlich gegen alle – sogar gegen die Sperlinge. Er läßt die Sonne aufgehen über Böse und Gute und sendet Regen über die Gerechten und die Ungerechten. (Mt 5,45). „Du wirst wohltun, wenn du sie auf eine gotteswürdige Weise geleitest.“ Das waren diese hinausgegangenen Prediger. „Denn für den Namen sind sie ausgegangen und nehmen nichts von denen aus den Nationen.“ Sie stützten sich ausschließlich auf Gott.
„Dem Demetrius wird Zeugnis gegeben von allen und von der Wahrheit selbst.“ (V. 12). Johannes blickt auf „die Wahrheit“ als eine Sache, die sich in der Welt befindet und einen großen Dienst kämpferisch auszuführen hat. Demetrius erhielt Zeugnis von der Wahrheit; das Evangelium selbst zeugte von ihm. Das Evangelium bzw. die Wahrheit werden personifiziert. Falls ein Mensch um der Wahrheit willen gehaßt wird, sagen wir, daß die Wahrheit gehaßt wird. Das Evangelium bedeutet Liebe in der Wahrheit; und diese wirkt in der Welt. Das ist das Thema dieses Briefes: Zuerst die Wahrheit, danach das Wirken von Liebe und Gnade, welches zu einem Gehilfen der Wahrheit wird. Außerdem schreibt er von jenen Personen, welche in die Kirche (Versammlung) gekommen sind, um sich selbst zu gründen und eine gehobene Stellung in ihr zu beziehen. Solche nahmen nicht einmal den Apostel an. Das setzte aber keineswegs die Kraft des Apostels beiseite. „Deshalb, wenn ich komme, will ich seiner Werke gedenken, die er tut.“ (V. 10).
„Geliebter, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute. Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen.“ (V. 11). Wir haben zuerst die Wahrheit gesehen und danach die Gnade zu den Brüdern und anderen. Wenn du Gutes tust, bist du aus Gott. Es geht hier nicht einfach um Böses, sondern: „Wer Gutes tut, ist aus Gott.“ Das ist der tätige Dienst der Liebe. Gott tut nichts Böses – das ist klar. Aber Er tut Gutes. „Demetrius wird Zeugnis gegeben von allen und von der Wahrheit selbst; aber auch wir geben Zeugnis, und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist.“ Demetrius war einer von denen, die in jener Weise vorangingen, welche Diotrephes nicht wünschte. Der Apostel ermuntert Gajus, solche aufzunehmen. Es ist fesselnd, in der Heiligen Schrift nicht allein große Lehren zu finden, sondern auch das innere verborgene Wirken der damaligen Zeit. Wir neigen dazu, Dinge verklärt zu sehen. Doch es ging damals genauso zu wie heute. Einige Männer reisten umher, um die Wahrheit zu predigen, andere wollten diese Reisenden nicht aufnehmen. So erfahren wir also, was am Anfang sozusagen im Inneren des Christentums vor sich ging, während wir im allgemeinen etwas Außergewöhnliches voraussetzen. Dabei war es derselbe Kampf zwischen Gut und Böse – im Prinzip dieselben Vorgänge, die auch heutzutage ablaufen. Der Apostel war zurückgelassen worden, um über den Verfall der Kirche zu wachen und uns die Warnungen mitzuteilen, die zu aller Zeit benötigt werden.
Es ist wunderbar zu wissen, daß „die Wahrheit“ in die Welt gekommen ist. Das heißt nicht einfach, daß gewisse Dinge wahr sind, sondern die Wahrheit selbst ist gekommen. Ich habe etwas empfangen, das Gottes eigene Wahrheit ist inmitten der Gedanken und Verwirrungen der Menschen. „Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.“ (Joh 1,17). Wir haben in diesem Brief beides gesehen: Die Wahrheit, welche kam und alles prüfte, und danach die Gnade gegen Brüder und Fremde in Übereinstimmung mit dieser Wahrheit. Es ist groß, daß wir etwas besitzen, das uns mit Christus verbindet und für immer bleibt. Diese Welt wird ganz und gar vergehen, und auch der Odem des Menschen wird verwehen. „Sein Geist geht aus, er kehrt wieder zu seiner Erde: an selbigem Tage gehen seine Pläne zu Grunde.“ (Ps 146,4). Inmitten all dieser Umstände besitzen wir die Wahrheit. Das Wort unseres Gottes bleibt für immer. Indem wir daran in Frieden festhalten, empfangen wir durch die Gnade etwas, von dem wir wissen, daß es ewig ist. Christus ist „der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6).