Behandelter Abschnitt Eph 5,27-28
Christus will die Kirche Sich selbst in Herrlichkeit darstellen. Die Reihenfolge, in der diese Wahrheiten aufgezählt werden, gibt uns große Gewißheit. Christus heiligte die Kirche nicht, bevor Er sie erlöst hatte. Nein, nachdem sie Ihm gehörte, widmete Er Sich ihr, um sie so zu machen, wie Er sie haben möchte. Wir müssen hier feststellen, daß nicht gesagt wird, daß Gott die Kirche liebt. Auch wird nicht auf jene Herzensgüte Gottes verwiesen, welche Seelen zu erretten sucht, obwohl Seine Güte allen Menschen gegenüber wirkt, indem Er Christus zu ihnen sandte. „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ (Johannes 3,16). Es gibt jedoch noch mehr, das nicht eigentlich als die Güte Gottes - sei es in der Bedeutung von Vorsehung, noch Liebe Seiner Natur - bezeichnet werden kann. Gott verlangt in Seinen Ratschlüssen in eine gewisse Beziehung zu Seinem Volk zu treten. Gott verlangt, Kinder zu haben - und Christus eine Braut. Das sind Zuneigungen, die auf einer bestehenden Beziehung beruhen. Wenn Gott uns zu Seinen Kindern gemacht hat, kann Er nicht anders, als uns als Seine Kinder zu lieben. Nachdem Er diese Beziehung erst einmal eingegangen ist, kann Er in derselben nicht zurückstehen. Nirgendwo wird gesagt, daß Christus die Welt geliebt hat, während wir gesehen haben, daß Gott die Welt geliebt hat. Beachte auch das Wesen der Güte Gottes in der Vorsehung (Jona 4,11)! Die Güte Gottes, welche über alle Seine Werke wacht, ist kostbar. Als solche, die Ihm folgen, sollten wir genauso handeln - wir sollten jeden Menschen lieben (Matthäus 5,44-48).
Wir finden jedoch noch einen anderen Gedanken neben dem dieser Güte Gottes. Es gibt außerdem eine Liebe als Folge einer festen Beziehung. Gott hat uns in diese Beziehung versetzt. Daher strömen die Zuneigungen Gottes und Christi natürlicherweise uns entgegen, da wir ihre Gegenstände sind. Gott liebt Seine Kinder mit einer Liebe, die sich niemals verleugnet. Christus nahm die Verantwortung für alle Schulden Seiner Braut auf sich. Darüberhinaus verlor die Kirche als Braut Christi ihr irdisches Bürgertum und erwarb ein himmlisches. Christus wurde zu demjenigen, der für alles, was Seine Kirche getan hat und tun wird, verantwortlich ist. Die Kirche hat als Braut Christi ihre eigene Persönlichkeit verloren, um Christus, ihrem himmlischen Bräutigam, anzugehören. Christus empfindet als der Gesalbte einen Widerwillen für die Welt. Er möchte nichts von dieser Welt. Seine Gefühle weilen nicht dort. In gleicher Weise sollte auch ein Christ nicht fähig sein, die Welt als Gegenstand seines Verlangens und Wandels zu ertragen. Christus hat Sich selbst hingegeben, um die Gerechtigkeit Gottes zufrieden zu stellen und um der Kirche willen die Macht Satans zu besiegen. Nachdem Er sie befreit hat, ist Er mit ihr beschäftigt; und wenn sie nicht Seinen Wünschen entspricht, heiligt Er sie. Der Geist Gottes macht hier eine Anspielung auf eine Handlungsweise unter den Juden, welche sich reinigten, indem sie sich in reinem Wasser wuschen. Durch das Wort reinigt und heiligt Christus die Kirche. Alle Offenbarungen dessen, was Gott ist, werden so auf das Herz angewandt. Darum sagt Jesus: „Ich heilige mich selbst für sie.“ (Johannes 17,19). „Ich sondere Mich als Ausdruck aller Gedanken Gottes ab und teile letztere den Meinen mit, damit auch sie durch die Wahrheit geheiligt werden.“ Christus entspricht vollkommen den Gedanken Gottes. Das Wort ist das Mittel, diese mitzuteilen. Es beurteilt alles in uns und offenbart, was sich in Gott befindet. Das bewirkte Christus, als Er hienieden war. Das letzte Ziel des Werkes Christi für die Kirche besteht darin, sie „sich selbst verherrlicht“ darzustellen als solche, „die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe.“
Wir finden hier eine Bezugnahme auf den letzten Adam und die Kirche, wovon Adam und Eva die Bilder waren. Während Adam schlief, bildete Gott für ihn ein Weib und stellte sie ihm vor, als er erwachte. Hier ist es dasselbe. Während Christus sozusagen in Gott verborgen ist, bildet Gott die Kirche; und wenn sie vollendet ist, wird sie Christus vorgestellt - bzw. Christus wird sie Sich selbst vorstellen, indem Er gleichzeitig sowohl Gott als auch der letzte Adam ist.
Es ist kostbar zu sehen, daß Christus sehr genau weiß, Maß zu nehmen, sodaß nicht das Geringste an Seiner Braut zu finden sein wird, das Seinem Herzen nicht gefällt. Sie wird nicht eine einzige Runzel haben, wenn Er sie Sich selbst darstellt. Das alles beruht darauf, daß Er Sich selbst für sie gegeben hat. Er hat nicht allein Seinen Leib in den Tod gegeben - Sein Leben -, sondern auch Sich selbst. Es gibt in Christus nichts - keine liebenden Gefühle, kein Element der Weisheit, keine Kraft der Hingabe, keinen Gedanken, keine Vollkommenheit, nichts in der Selbsthingabe Christi für die Kirche -, auf das der Christ nicht zählen dürfte.