Behandelter Abschnitt Jesaja 49
Hier tritt der Messias auf, denn Er ist es, der die Rettung bringt. Christus und die Schuld des Volkes Ihm gegenüber bilden den Gegenstand der folgenden Kapitel (Jes 49-57), welche zusammen eine besondere Abteilung ausmachen. Christus nimmt hier, wenn man so sagen darf, die Stelle Israels als der wahre Knecht Gottes ein, wie Er auch gesagt hat: „Ich bin der wahre Weinstock10.“ Dies ist scheinbar ein Widerspruch, gibt uns aber den wahren Sinn des 49. Kapitels. Israel ist das Gefäß der Herrlichkeit Gottes auf Erden, und der Geist der Prophezeiung in Israel fordert die Nationen auf zu horchen, weil Jehova Israel hierzu erwählt hat. „Du bist mein Knecht, bist Israel, an dem ich mich verherrlichen werde“ (V. 3). Dann sagt Christus durch denselben prophetischen Geist: „Umsonst habe ich mich abgemüht“; denn Israel hat Ihn, wie wir wissen, verworfen. Der 5. Vers ist die Antwort auf diesen Ausruf. Christus ist geehrt in den Augen Jehovas. Den Überrest Israels zurückzubringen würde zu gering gewesen sein; Er soll das Heil Jehovas sein bis an das Ende der Erde. Hier begegnen wir einem Grundsatz, der auch in den Tagen des Evangeliums auf das Werk Christi anwendbar ist, doch betreffs der vollständigen Erfüllung der Ratschlüsse Gottes weisen uns die folgenden Verse auf das Tausendjährige Reich hin. Im 7. Verse wird Christus verherrlicht, im 8. wird Er zum Bunde des Volkes gesetzt, um die Segnung des Landes Kanaan und der verwüsteten Erbteile sowie die Befreiung der Gefangenen sicherzustellen. Endlich hat Gott Sein Volk getröstet; und Zion, scheinbar verlassen, muß bekennen, daß die Treue Jehovas größer ist als die Liebe einer Mutter zu ihrem Säugling. Ihre Verwüster sind fort, ihre Kinder eilen scharenweise zu ihr und erfüllen wieder in ungeahnter Menge ihre verwüsteten Orte vor den Augen der erstaunten, lange verlassen gewesenen Mutter. Könige werden ihre Wärter sein und sich vor ihr niederbeugen; und während sie einst die Gefangene der Gewaltigen war, ist sie jetzt befreit, ihre Bedränger liegen ihr zu Füßen, und alles Fleisch wird erkennen, daß Jehova ihr Heiland ist. Das sind die gnadenreichen Folgen des Auftretens des wahren Knechtes.
10 Dasselbe finden wir, wie ich nicht zweifle, in den Worten: „Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen“ (Mt 2,15). Christus tritt an die Stelle des ersten Adam vor Gott, obwohl Er in dieser neuen Stellung viele der Kinder Adams segnet. Ebenso nimmt Christus die Stelle Israels ein, obwohl Er den Überrest segnet und ihn zum Volke macht.↩︎