Behandelter Abschnitt Ps 91
In Psalm 91 wird ein anderer höchst wichtiger Grundsatz eingeführt: Der Messias nimmt Seinen Platz inmitten Israels ein, den Platz des Vertrauens auf Jehova, um so den Kanal zu bilden für die volle Segnung des Volkes. Wir finden in diesem Psalm drei Namen Gottes; denjenigen, durch den Er in Verbindung mit Abraham stand: der Allmächtige; einen zweiten, den Abraham durch das Zeugnis Melchisedeks prophetisch gekannt haben mag, den Titel, den Gott im Tausendjährigen Reiche annimmt, wenn Er Seine Rechte über die ganze Erde geltend machen wird: der Höchste (vgl. 1Mo 14,18-20). Wie alle Namen Gottes, so haben auch diese beiden ihre eigentümliche Bedeutung; der eine weist auf vollkommene Macht, der andere auf unumschränkte Oberherrlichkeit hin. Nun erhebt sich die Frage: Wer ist der Gott, der diesen Platz einnimmt? Wer ist für die Erde dieser höchste Gott über alles? Und wer wird Seine verborgene Stätte finden, um da zu wohnen? - Wer diese Stätte gefunden hat, wird vollen Schutz haben durch eine allmächtige Kraft. Der Messias (Jesus) sagt: Ich will den Gott Israels, Jehova (dies ist der dritte Name Gottes in diesem Psalm), zu meiner Zuflucht nehmen (V. 2). In den Versen 3 - 8 hören wir die Antwort, die dem Messias hierauf zuteil wird. Zweifellos ist das Gesagte auch wahr von jedem gottesfürchtigen Israeliten, ja, es bezieht sich sogar auf den gläubigen Überrest, aber als geleitet durch den Geist Jesu, des einen Vollkommenen und Treuen, der diesen Platz wirklich einnahm.
In den Versen 9 - 13 spricht, glaube ich, Israel zu dem Messias (d. h. der Geist legt Israel die Worte in den Mund): „Weil du Jehova, meine Zuflucht, den Höchsten, gesetzt hast zu deiner Wohnung.. . “, so wird der Schutz des Allmächtigen dich bewahren. In Vers 14 nimmt Jehova Selbst das Wort und redet von dem Messias als Dem, der Seine Wonne an Ihm hat. Diese Gestaltung des Psalmes ist auffallend. Der Geist Gottes Selbst stellt uns vor dieses Problem. Der, welcher das Verborgene des Höchsten (Gottes Titel im Tausendjährigen Reiche) findet, wird die volle Segnung von Seiten des Allmächtigen, des Gottes Abrahams, genießen. Der Messias sagt: Ich nehme Jehova, den Gott Israels, zu meiner Zuflucht; und die Antwort an Ihn lautet: Weil du dies getan hast, wirst du auch die gesegneten Folgen davon genießen. In Vers 9 spricht Israel und erklärt durch den Geist, dass Ihm, dem Messias, die Segnungen zuteil werden sollen. In Vers 14 drückt Jehova Sein Siegel auf dies alles, und der Löser des großen göttlichen Rätsels empfängt die volle Segnung von Seiten Jehovas, an dem Er Seine Wonne hatte, dessen Namen Er kannte als den Namen Jehovas, des Gottes Israels. In dieser Hinsicht ist der Psalm von großem Interesse.
Indessen lasst uns beachten, dass alles - auch der Charakter Gottes in jeder Hinsicht - von einem irdischen Gesichtspunkt aus betrachtet wird. Die Frage, wie Christus für den damaligen Augenblick Seine Ansprüche an die göttliche Befreiung aufgab, dagegen vollkommenen Gehorsam offenbarte, indem Er völlig auf Seinen Vater vertraute, steht in Verbindung mit einer tieferen Kenntnis der Ratschlüsse Gottes und des gesegneten Pfades unseres hochgelobten Herrn. Satan wollte gerade die in diesem Psalm gegebene göttliche Zusage benutzen, um Ihn von dem Pfade des Gehorsams abzulenken und auf den Weg des Misstrauens und Eigenwillens zu bringen; aber Gott sei gepriesen sein Versuch war, wie wir wissen, vergeblich. Die gewissen, David zugesagten Gnaden (Jes 55,3; Apg 13,32-38) sollten in einem gehorsamen und auferstandenen Menschen erfüllt werden - dies wird uns in einem späteren Psalm von unvergleichlicher Schönheit gezeigt -, und so sollten Segnungen und Herrlichkeiten höherer Art offenbart werden. Doch Er, der jenen Pfad völliger Unterwürfigkeit betrat, hat nichtsdestoweniger alle in unserem Psalm entfalteten Segnungen für diejenigen gesichert, die in Seiner Nachfolge diese Stellung des Vertrauens auf Jehova auf der Erde einnehmen werden. Diesen Grundsatz finden wir in mannigfaltiger Form immer wieder in den Psalmen. In der Tat war das Sühnopfer Christi, das Seine persönliche Verzichtleistung auf die in Psalm 91 zugesagte Segnung in sich schloss, notwendig, damit andere auf demselben Pfade zu wandeln vermöchten, auf dem Er persönlich, natürlich ohne jenes, wandeln konnte. Der 91. Psalm gibt uns eine göttliche Offenbarung von der Art und Weise, in der die Verheißung des Lebens dem Herrn Jesu erfüllt wurde (vgl. Ps 16,9-11).